Nonsens-Dialoge vom Flüsterzweieck
Grazer Kleinkunstvogel
Michael Mittermeier, Martin Puntigam, Lainer & Linhart und Christian Hölbling besitzen ihn schon, den Grazer Kleinkunstvogel. Heuer gewann das Flüsterzweieck die Trophäe, die mit 800 Euro und einem Auftritt im Hin & Wider dotiert ist.
8. April 2017, 21:58
Einen energiegeladenen und relativ ungewöhnlichen Auftritt abseits des Kabarett-Mainstreams gab das Flüsterzweieck zum Besten: Die angehende Regisseurin Antonia Stabinger und die Schauspielerin Ulrike Haidacher überzeugten die Jury mit ihrem Hang zum schrägen und zuweilen auch recht schrillen Humor.
Eigentlich ist das Programm im Zuge von Proben fürs jeweilige Studium entstanden. Man sprach einander gegenseitig vor und entwickelte aus Rollen fürs Theater Nonsens-Dialoge, theatralische Ausbrüche und satirische Assoziationsketten.
Sprachhülsen ad absurdum geführt
"Ums Eck" zu denken macht den beiden jungen Damen sichtlich Spaß! Temperamentvoll und witzig führt das Duo mit dem illustren Namen Flüsterzweieck Klischees und Sprachhülsen ad absurdum, zieht über die Wellness- und Esoterikwelle her und gibt sich erfrischend uneitel auf der Kleinkunstbühne. Die beiden jungen Frauen scheuen sich nicht, sich über sich selbst und das eigenen Geschlecht, das manchmal zur Hysterie neigen kann, lustig zu machen. Das Duo wird demnächst - den Statuten des Grazer Kleinkunstvogels zur Folge - auf der Kleinkunstbühne Hin & Wider im Grazer Theater Café und in Kitzbühel zu sehen sein.
Andreas Bartels flotter Dreier
Der 23-jährige Wiener Andreas Bartel hat schon den Neulingsnagel 2008 des Kabaretts am Alsergrund errungen. Sein erstes abendfüllendes Programm "Der flotte Dreier" ist nun fertig. Es dreht sich um zwischenmenschliche Beziehungen aller Art und um alles mögliche Persönliche aus dem Leben eines jungen Kabarettisten, der mehr Jobs als Freundinnen hatte.
Einblick in die Kabarettszene hat Andreas Bartel ja aus mehreren Perspektiven, immerhin hat er sechs Jahre im Theater am Alsergrund gearbeitet. "Der flotte Dreier", das erste abendfüllende Programm von Andreas Bartel, ist ab 5. Mai 2009 im Theater am Alsergrund zu sehen. Beim Grazer Kleinkunstnagel ist er der Gewinner des Publikumspreises.
Zaubertricks und Bauchreden
Der Grazer Georg Nitsche, Geschichtsstudent und Liedermacher, erinnerte etwas an Reinhard Mey und kam mit seinen frechen Balladen, in welchen er über falsche Namen, das Älterwerden und die Kirche sang, beim Publikum sehr gut an.
Der aus Hessen stammende Manfred Witt lebt seit zehn Jahren in Trofaiach. Sein erstes Programm "Comedian Hormonist" entwickelte Manfred Witt eigentlich für die Silberhochzeit seiner Schweigereltern. Es war ein bunter Abend und bestand vorwiegend aus Zaubertricks und Bauchreden. Inzwischen hat sich daraus ein vergnügliches Programm mit dem sinnigen Untertitel "Täuschungskunst & glückliche Beziehungen oder: Die ganze Wahrheit über den Froschkönig" entwickelt.
Gemeinsam mit seinen beiden Handpuppen Kamilla und "dem inneren Schweinehund" macht sich der Comedien Hormonist Manfred Witt, der sich eher als Ent-Täuschungkünstler sieht und Tische zum Schweben bringt, auch satirische Gedanken über das Zusammenleben von Mann und Frau.
Harfe als Eierschneider
Aus "dem Leben mit der Harfe" berichtete beim Finale des Grazer Kleinkunstvogel-Wettbewerbs Eva Frauenrieder aus Bad Tölz. Von der Harfe als Eierschneider bis zum Liebestöter sind viele Anekdoten zum Schmunzeln dabei. Bei einem "dramatischen" Probehören eines Brautpaares schlüpft Eva Frauenrieder in drei verschiedene Rollen und spielt sich dabei um Kopf und Kragen. Das Ganze endet - wie kann es anders sein - mit der Scheidung - schon vor der Eheschließung.
Aus Linz stammt der Kabarettist Paul Kosteletzky. Er lebt zurzeit in Wien und war bisher eher als Sänger und Gitarrist bekannt. Seit dem letzten Jahr tritt er auch zunehmend als Kabarettist in Erscheinung. Vor einem Jahr im Februar brachte er sein erstes Solo-Programm "Vogelfrei oder: Warten auf Votava" heraus. Während der Protagonist, ein sichtlich jobloser Kulturschaffender, sehnsüchtig auf den Anruf seines AMS-Beraters wartet, beginnt Paul Kosteletzky laut zu sinnieren, wie er endlich sein Leben auf die Reihe kriegen könnte, ohne in der Früh aufstehen zu müssen. Anmerkung: Der zitierte "Votava", der AMS-Berater, kommt natürlich nie. Er ist verhindert - er spielt lieber Golf. Paul Kosteletzky ist am 15. April 2009 im Wiener Spektakel mit seinem neuen Programm "Unter den Heuschrecken" zu sehen.
Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 12. April 2009, 22:05 Uhr
Veranstaltungs-Tipps
Andreas Bartel, 5. bis 9.Mai 2009, Theater am Alstergrund,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen bis zu drei Euro Ermäßigung.
Wolfram Berger, 17. April 2009, Galerie 422 in Gmunden
Links
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Eva Frauenrieder
Paul Kosteletzky
Wolfram Berger
Hin & Wider
Galerie 422
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