Romanas Kampf gegen den Krebs
"Ich bin der Krankheit dankbar"
Romanas Krebs meldet sich nach einigen Jahren zurück. Sie wollte immer mindestens 50 werden, älter als ihre Mutter, die ebenfalls an Krebs gestorben ist. Sie hat es geschafft. Vier Monate vor ihrem 51. Geburtstag ist sie gestorben.
8. April 2017, 21:58
"Am besten, Sie beginnen gleich nächste Woche wieder mit einer Chemotherapie!" Ein Schock. Drei Jahre zuvor hatten die Ärzte bei Romana bereits wegen Eierstockkrebs Eierstöcke, Gebärmutter und Blinddarm entfernt, anschließend sechs Monate Chemotherapie. Fast ein Jahr hat es gedauert, bis Romana wieder ein normales Leben führen konnte. Zwei Jahre lang zeigten die Nachuntersuchungen gute Ergebnisse. Doch 2004, im dritten Jahr, stellen die Ärzte ein "Spät-Rezidiv" fest. Der Krebs ist wieder da. Statt ins Krankenhaus zu gehen, wählt Romana einen anderen Weg: den österreichischen Jakobsweg. Er führt von der slowakischen Grenze bis nach Feldkirch in Vorarlberg.
Erster Mann stirbt, vom zweiten geschieden
Romana ist eine große, energische Frau mit blauen Augen und kurzen Haaren. Geboren 1958 in Ybbs an der Donau, mit 19 zieht sie nach Wien, Sozialpädagogin. Fortbildungen in Supervision, Familienberatung und NLP. Romanas erster Mann stirbt, als die Tochter vier Monate alt ist. Mit ihrem zweiten Mann, von dem sie sich später scheiden lässt, hat sie noch eine Tochter und einen Sohn.
Auf dem Jakobsweg
"Es ist eigentlich traurig, dass ich krank werden muss, um so etwas wie den Jakobsweg zu machen. Das Wichtige an der Krankheit ist, dass sie mich immer wieder auf meinen Weg führt. Eigentlich bin ich dieser Krankheit unheimlich dankbar, dass sie mir die Gelegenheit gibt, etwas anders zu machen."
Romana ist überzeugt davon, auf dem Jakobsweg gesund zu werden. "Ich komme zurück und bin so frisch und munter, wie ich jetzt unterwegs bin!"
Chemotherapie unausweichlich
Romana geht offen mit ihrer Krankheit um. Per Mail informiert sie ihre Freunde regelmäßig über ihren Gesundheitszustand. Einige Monate nach dem Jakobsweg teilt sie ihnen mit, dass eine neue Chemotherapie unausweichlich ist. "Ich musste meine ganze Kraft mobilisieren, um nicht in Hoffnungslosigkeit umzukippen." Romana bittet ihre Freunde auch um finanzielle Unterstützung. In den nächsten Jahren finanzieren ihre Freunde ihr Reisen und Seminare, denn ihre Berufsunfähigkeitspension reicht nicht für Sonderausgaben.
Ayurveda-Kur
Als die zweite Chemotherapie überstanden ist, geht es Romana bald wieder so gut, dass sie im Mai 2005 den spanischen Jakobsweg machen kann. Im August fliegt sie für zwei Monate zu einer ayurvedischen Reinigungskur nach Indien.
Erneute Krebsdiagnosen
Im Mai 2006 berichtet Romana ihren Freunden von einer erneuten Krebsdiagnose. Ihr Bauch schwillt durch Metastasen immer mehr an. "Derzeit fühle ich mich wie im 5. Monat schwanger." Sie beginnt ihre dritte Chemotherapie und ein Jahr später, als sich der Gesundheitszustand erneut verschlechtert, noch eine vierte.
"Meine liebe Krankenschwester kam wieder einmal daher mit dem Verordnungsschein für eine Gratis-Perücke, worauf ich sie wieder einmal auslachte, ihn zerriss und meinte, dass die Krankenkassa sich da das vierte Mal 500 Euro erspart."
Romana ist 50
Romanas Mutter starb mit 31 Jahren an Krebs, ihr Cousin mit 41 und ihre Tante mit 49. Sie hatte sich vorgenommen, 50 zu werden und sie hat es geschafft. Sie feiert ihren Geburtstag mit einem griechischen Tanzfest. Ihre letzte Reise führt sie nach Griechenland, wo sie vor 30 Jahren auf der Maturareise ihren ersten Mann kennen gelernt hatte.
Ab September 2008 verschlechtert sich ihre Gesundheitszustand rapide. Bis zu ihrem Tod am 13. Dezember pflegen zehn Freundinnen Romana rund um die Uhr in ihrer Wohnung.
"Irgendwann war es dann ruhig", berichtet ihre Freundin Susanne, "ich habe sofort gewusst, dass sie gestorben ist und habe mir gedacht: Super Romana, Du hast es geschafft!"
Hör-Tipp
Hörbilder, Samstag, 18. April 2009, 9:05 Uhr