Die Lösung des Problems?
Handyromane
Die sogenannte "heutige Jugend" liest nicht. Pädagogen aller Couleur versuchen fieberhaft, Gegenstrategien zu entwickeln und jungen Menschen den Reiz der Literatur zu vermitteln - meist vergeblich, denn Lesen ist, vor allem für Schüler, einfach uncool.
8. April 2017, 21:58
Handyromane werden auf dem Handy gespeichert und gelesen. In Japan lesen Millionen Menschen Handyromane aber in Europa steht der Trend noch am Anfang. Die Texte kommen auf das Handy, indem man sie per SMS mittels Codewort bestellt. Die Preise liegen zwischen zwei und fünf Euro, dazu kommen eventuelle Kosten für den Datentransfer.
Ein neues Genre
Genuine Handyliteratur ist ein eigenes Genre, das sich von gedruckten Romanen oder "e-books", (die in der Regel "normale" Literatur in mobiler elektronischer Form lesbar machen) vielfach unterscheidet: "Die technischen Beschränkungen - etwa die Größe des Displays - können bestimmte literarische Formen entstehen lassen. So sind kurze, einfache Sätze typisch. Dialoge werden tendenziell vermieden oder bestehen wiederum aus knappen Sätzen. Die Plots sind meistens temporeich und schräg." erklärt Oliver Bendel auf seiner Website.
Außerdem arbeitet er gerne mit Links, Emoticons und "ASCII-Art". Darunter versteht man Bilder, die aus Buchstaben und Satzzeichen zusammengesetzt werden - eine Art Weiterentwicklung der Emoticons.
Junge Leser
Oliver Bendel ist einer der ersten Handyroman-Autoren in Europa. Er ist Deutscher, lebt und arbeitet in der Schweiz, veröffentlicht aber seine mobilen "Bücher" im Wiener Verlag "Black Betty", der sich auf elektronische Literatur spezialisiert hat.
Wer liest denn nun am Handy? Oliver Bendel war anfangs selbst überrascht, wie jung seine Leserinnen und Leser sind. Sein erster Handyroman "Lucy Luder und der Mord im Studi-VZ", der erste Band einer Krimiserie, richtete sich noch an junge Erwachsene. Mittlerweile hat er herausgefunden, dass die Interessierten wesentlich jünger sind. Sein neuester Text heißt "Handygirl" und soll 12- bis 17-jährige Mädchen ansprechen.
Alles was mit Handys zu tun hat ist cool
Nach Meinung von Oliver Bendel, der nicht nur Autor, sondern auch Literatur- und Informationswissenschaftler ist, kann über den Handyroman die Leseunlust der heutigen Jugend "geheilt" werden.
Ein Buch zu lesen ist in diesem Alter einfach uncool - im Gegensatz zu allem, was mit Handys zu tun hat. Er hofft und glaubt, dass die zahlreicher werdenden Handyroman-Fans in der Folge auch Thomas Mann lesen. Eine wissenschaftliche Studie zum Thema ist bereits in Arbeit.
Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr
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