Schauspieler Hanns Zischler als Hobbygärtner
Vom Eingreifen und Gewährenlassen
Hanns Zischler hat in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Zuletzt sah man ihn in der Knef-Biografie "Hilde" als UFA-Produzenten. Auch als Hörspielsprecher, Übersetzer, Film- und Literaturkritiker hat sich Zischler einen Namen gemacht.
8. April 2017, 21:58
Er drehte mit Jean-Luc Godard, Wim Wenders und Claude Chabrol, und er spielte eine Hauptrolle in Steven Spielbergs Politthriller "München": der Berliner Schauspieler Hanns Zischler. Er hat sich aber nicht nur als Darsteller in Film und Fernsehen, sondern auch als Autor, Dramaturg, Übersetzer und Essayist einen Namen gemacht.
Narzissmus produktiv nützen
Das Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars bescheinigt Zischler laut Munzinger Archiv eine "Vertrauen erweckende Männlichkeit, die jeder modischen Attitüde trotzt und sympathisch altmodisch auftritt". Er selbst sagte über die Arbeit als Schauspieler einmal in einem Interview: "Der Reiz liegt darin, dass man produktiv mit seinem Narzissmus umgehen kann."
Ein weiterer Reiz sei die Konfrontation mit dem Unvorhergesehenen und für ihn selbst Fremden in den verschiedenen Rollen. In Spielbergs Film über einen Rachefeldzug nach dem Attentat auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 in München etwa spielt er einen deutschen Juden, der für den berüchtigten israelischen Geheimdienst Mossad arbeitet.
Vielseitig interessiert
Als Christoph Johann Zischler in Nürnberg geboren, wuchs der Sohn eines Steinhändlers im fränkischen Dorf Langenaltheim auf. Nach dem Abitur 1966 studierte er in München und Berlin Philosophie, Ethnologie, Musikwissenschaft und Germanistik. Schon während des Studiums übersetzt er wissenschaftliche Literatur aus dem Französischen und Englischen, es folgten erste Filmrollen. 1968 kam er zur Berliner Schaubühne, wo er von 1973 bis 1975 als Dramaturg arbeitete.
Ab 1976 fällt er mit Inszenierungen in Basel, Karlsruhe und an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin auf. Außerdem schreibt er Beiträge und Filmkritiken, arbeitet an Hörspielen und Essays, singt und spielt am Flügel. 1996 erscheint sein Buch "Kafka geht ins Kino", das im Februar 1997 vom französischen Kritikerverband als bestes nicht-französisches Buch übers Kino ausgezeichnet wird.
In allen Genres vertreten
Immer wieder kehrende Rollen in diversen Filmen, darunter TV-Serien wie "Tatort" und "Derrick" sind vornehme Männer, er verkörpert aber auch das Dekadente und Böse. Zu seinem Spektrum gehören genauso Literaturverfilmungen wie etwa "Hitlerjunge Salomon" oder Komödien wie "Charlie & Louise - Das doppelte Lottchen" als Neuverfilmung von Erich Kästners Roman. Er arbeitete in "Kir Royal" mit Helmut Dietl, mit Maria Furtwängler stand er in dem ARD-Zweiteiler "Die Flucht" vor der Kamera.
Leidenschaftlicher Gärtner
Der so vielseitig Begabte hat noch eine große Leidenschaft: die Gärtnerei. Auch hier übt sich Hanns Zischler gerne in absichtsvollem Nichtstun, betrachtet Werden und Vergehen, den immerwährenden, immer wechselnden Reiz der Natur.
Dem Thema Garten kann auch seine Frau viel abgewinnen: Sie ist Landschaftsgärtnerin. Die Pflege des gemeinsamen Anwesens im Berliner Westend verläuft erstaunlich konfliktfrei, denn die Rollen sind klar aufgeteilt: Sie plant, er hegt und pflegt.
Hör-Tipp
Gedanken, Donnerstag, 21. Mai 2009, 13:10 Uhr
Link
IMDb - Hanns Zischler