Die Vermessung des Kosmos

Die Photonen von Portofino

Im "Internationalen Astronomiejahr 2009" treffen Galilei und Kepler zehn Mal in der Ö1 Sendung "Dimensionen" aufeinander und vermessen in fiktiven Dialogen den heutigen Kosmos. In ihrem vierten Gespräch unterhalten sie sich über die Sonne.

Galileo Galilei richtete 1609 ein Fernrohr in den Himmel und entdeckte damit die Sonnenflecken. Johannes Kepler veröffentlichte 1609 seine ersten beiden Gesetze zu den Planetenbewegungen um die Sonne. Die beiden Wissenschaftler schrieben einander Briefe, sind sich aber niemals begegnet.

Jetzt, 400 Jahre später, treffen die beiden in einer wissenschaftlichen Fiktion zum "Internationalen Jahr der Astronomie 2009" aufeinander. In ihrem vierten von zehn Gesprächen beschäftigen sie sich mit der Sonne.

Zeit: 2009, Ort: Portofino an der ligurischen Küste

Dialog über die Sonne

Galilei: Unser Lebensstern ist über vier Milliarden Jahre alt.

Kepler: Wenn wir in die Sonne schauen, dann blicken wir in die Vergangenheit.

Galilei: Entstanden in einer interstellaren Dunkelwolke. Aufkeimend in einem Gemisch aus Staub und Gas. Bildung von Wasserstoff- und Heliumkernen.

Kepler: Wir sehen die Sonne so, wie sie vor acht Minuten ausgesehen hat. Keine Information breitet sich schneller aus als Licht. 300 Tausend Kilometer pro Sekunde. Die Lichtgeschwindigkeit.

Galilei. Über Jahrmillionen verdichtet sich die Materie. Im Zentrum der Wolke heizt sich die Materie auf mehrere Millionen Grad Celsius auf.

Kepler: Das absolute Tempolimit im Kosmos. Klein c. Eine Naturkonstante.

Galilei: Die erste Kernfusion zündet - und die Sonne leuchtet!

Kepler: Würde die Sonne erlöschen, würden wir das erst nach acht Minuten erfahren!

Galilei: Im Übrigen ein Durchschnittsstern, Kepler .... Was sagen Sie?

Kepler: Die Photonen würden noch unseren Prosecco wärmen…

Galilei: …Prosecco? … ein gute Idee, aber kalt bitte.

Kepler: … während die Sonne ihr Licht schon ausgeknipst hätte. Schauerlich!

Galilei: Licht ausknipsen, die Sonne? Passiert erst in fünf bis sieben Milliarden Jahren, Kepler. Keine Sorge. Das da am Horizont, ist ein ganz normaler Sonnenuntergang.

Kepler: Die Sonne -

Galilei: Den sehen wir uns jetzt noch an.

Kepler: - ein ganz normaler Stern?

Galilei: Und dann gibt`s Prosecco, Kepler!

Kepler: Ein Durchschnittsstern? Wie meinen Sie das, Galilei?

Hör-Tipp
Dimensionen, Dienstag, 2. Juni 2009, 19:05 Uhr

Buch-Tipps
Dieter Hildebrandt, "Die Sonne. Biographie unseres Sterns", Carl Hanser Verlag 2008

Thomas De Padova, "Das Weltgeheimnis. Kepler, Galilei und die Vermessung des Himmels", Piper Verlag. März 2009