Erfolge in aller Welt

Ferdinand Frantz

Ferdinand Frantz hat lange Jahre das seriöse Bass-Fach gesungen, sich mit Hilfe seiner Frau dann das Heldenbariton-Repertoire erobert und damit in aller Welt Erfolge gefeiert. Im Zenit seiner Laufbahn hat ihn vor 50 Jahren der Tod ereilt.

Er gehörte einem Stimmtypus an, der heute rar geworden scheint. Oder zählte er vielleicht gar zu "den letzten in der Traditionslinie des klassischen deutschen Heldenbaritons, mit unangestrengter Sonorität und viriler Stimmfülle", wie Jens Malte Fischer in seinem leider etwas fragmentarischen Buch "Große Stimmen" meint?

Wie auch immer, in jedem Fall zählt der vor 50 Jahren mit erst 53 Jahren und im Zenit seines Könnens verstorbene Ferdinand Frantz zu den wichtigsten Vertretern seines Faches und ist bei allen Interessierten bis heute hochangesehen, selbst ein halbes Jahrhundert nach seinem plötzlichen Tod.

Franz mit "tz"

Ferdinand Frantz wurde am 8. Februar 1906 in Kassel geboren und hieß eigentlich Franz ohne "tz". Dieses zusätzliche T hat er sich erst später zugelegt, quasi um zu unterstreichen, dass Franz eben nicht sein Vor-, sondern sein Familienname gewesen ist.

Sein ursprüngliches Berufsziel war Drucker, Grafiker, aber nebenbei hat er wohl immer gesungen. Zunächst im Kirchenchor, aber spätestens mit 17 ist man dann bei einem Schülerkonzert auf sein großes Talent wirklich aufmerksam geworden: da hat er sich nämlich unter anderem an der großen Bass-Arie aus der "Jüdin" versucht. Zu diesem Zeitpunkt hat schließlich auch sein reguläres Gesangsstudium begonnen.

Von der Provinz nach Hamburg

Bereits 1927 finden wir ihn als Volontär am Staatstheater seiner Heimatstadt, 1929 in Görlitz, und richtig los gegangen ist es dann 1930 in Halle an der Saale, danach in Chemnitz und überall dort hat er zunächst ausschließlich das Bass-Fach verkörpert, in Chemnitz etwa Daland, Fafner, Marke, Gurnemanz, im italienischen Fach auch Ferrando im "Troubadour", Pater Guardian oder Fiesco in Verdis "Simon Boccanegra".

Ab 1937 war Ferdinand Frantz Mitglied der Hamburger Oper, erklärtes Ziel war damals aber bereits die Bayerische Staatsoper, nicht zuletzt aus einem sehr persönlichen Grund, der Helena Braun geheißen hat. Die drei Jahre ältere Hochdramatische war nämlich von Clemens Krauss an die Bayerische Staatsoper verpflichtet worden und sollte später seine Frau werden.

Aus Liebe nach München

Dieses Ziel hat Frantz schließlich auch erreicht, Krauss hat ihn als Nachfolger des legendären Bassisten Paul Bender nach München engagiert, und dieses Fach hat er zunächst konsequent weiter gesungen, doch nach dem Krieg und nicht zuletzt dank eingehender Mithilfe seiner Frau begann sich seine Karriere nun ganz in Richtung Heldenbariton zu entwickeln, ein Fach, in dem er bald Weltgeltung erringen sollte und in dem er - rein stimmlich gesehen - sogar über seinen Fachkollegen Hans Hotter zu stellen wäre.

Doch das sind eher theoretische Erwägungen, Hotters Wirkung war mehr die eines Gesamterlebnisses, das allein durch Tonträger kaum zu belegen ist. Glücklich jedenfalls das Publikum, das zwei derartige Künstler alternierend erleben konnte.

Als Wotan und Sachs in die Welt

International gesehen waren die wichtigsten Rollen von Ferdinand Frantz der Wotan und der Hans Sachs, von beiden existieren auch eine Reihe von Studioproduktionen und Mitschnitten.

Wotan zum Beispiel war Frantz in beiden komplett erhaltenen "Ring"-Zyklen unter Wilhelm Furtwängler, als Wotan hat er an der Metropolitan Opera in New York reüssiert, ebenso an der Wiener Staatsoper, und er war auch beim heute schon legendären "Ravag-Ring" - 1949 - unter Rudolf Moralt mit von der Partie, wobei in der Walküre seine Frau Helena Braun die Brünnhilde verkörpert hat.

Intrige und Tod

Um diese Zeit waren beide oft an der Wiener Oper zu Gast, leider hat eine Indiskretion von Egon Hilbert - dem Drahtzieher so mancher Wiener Operngeschichten - das gute Verhältnis bald zerstört. Angeblich hat er versucht, die beiden gegeneinander auszuspielen, was zwar vorerst nicht gelungen ist, immerhin aber ist ihre Ehe daran gescheitert; sie wurde 1958 geschieden.

Einer neuen Beziehung des vor allem in München sehr beliebten Sängers war jedoch nur sehr kurze Dauer beschieden. Nicht einmal ein Jahr nach seiner Scheidung ist Ferdinand Frantz ganz plötzlich gestorben. Noch am 22. Mai 1959 stand er als Morone in Pfitzners "Palestrina" auf der Bühne, vier Tage später, am 26. Mai, ereilte den schon länger an Diabetes leidenden Künstler ausgerechnet während einer Anzug-Anprobe in einem Münchner Bekleidungshaus der Herztod.

Bei der Trauerfeier, die Frantz noch ein letztes Mal auf die Bühne des Prinzregentheaters brachte, erklang dann vom Tonband auch noch einmal seine Stimme: die große Schlussansprache des Hans Sachs aus Wagners Meistersingern von Nürnberg.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 26. Mai 2009, 15:06 Uhr