Selbstversorgung vorausgesetzt

Urlaub im Leuchtturm

Leuchttürme sind Symbole für Abgeschiedenheit und Einsamkeit. Oft sind es die einzigen Gebäude auf von Wellen umtosten Inseln. In zwölf dieser Leuchttürme gibt es Zimmer oder kleine Wohnungen, die wochenweise an Touristen vermietet werden.

Hrojve Mandekic betreut die Signalanlagen.

Der Leuchtturm Struga liegt auf einer von Pinien bewaldeten Anhöhe. Vor dem massiven Haus aus groben Steinblöcken steht eine Zisterne mit Brunnen, dahinter bricht der Fels 80 Meter ab zum Meer. Feriengäste aus Wien laden zu einer Besichtigung ihres Apartments ein.

Selbstversorgung unter Leuchtfeuer

Die Ferienwünsche von Stefan Freitag und seiner Familie haben ökologische Priorität: Ihr Urlaubsort soll mit Bahn und Schiff erreichbar, innerhalb Europas und relativ abgeschieden sein - eine Vorgabe, die im Leuchtturm Struga auf der Insel Lastovo, die 55 nautische Meilen von Split entfernt in der Adria liegt, erfüllt wird.

Ihren Proviant haben die Urlauber vom Hauptort der Insel besorgt: Mit Reis, Nudeln und Gemüse finden die Vegetarier ihr Auskommen. Sie lehnen den frischen Fisch ab, den der Leuchtturmwärter für seine Gäste fängt; sie waren auch noch nicht in der abgelegenen Konoba, die eine halbe Stunde vom Turm entfernt in einem kleinen Dörfchen liegt.

Sie lieben die Abgeschiedenheit mit den kleinen versteckten Buchten, die sie mit Taucherbrille und Schnorchel ausgerüstet entdecken. Das geräumige Apartment mit den dicken Steinmauern ist angenehm kühl, und der nächtlich rotierende Leuchtstrahl des Turms stört ihre Nachtruhe keineswegs.

Schlafen im Vier-Stunden-Takt

Jure Kvinat, der wettergegerbte Leuchtturmwärter, geht die Wendeltreppe zum Leuchtwerk voraus. An der rundum verglasten Kuppel des Leuchtturms rüttelt der Wind. Der Panoramablick auf die vorgelagerte Inselwelt ist atemberaubend. Die Lampe mit den vielen Reflektoren - das Leuchtfeuer - schaltet sich automatisch zu Sonnenuntergang ein.

Vor zehn Jahren noch wurde das Zahnradwerk, das die Lampe zum Rotieren brachte, nach dem Pendeluhrprinzip betrieben: Ein Gewicht - es wurde zur Turmspitze gekurbelt - sank langsam in die Tiefe, setzte das Zahnradwerk in Betrieb und drehte die Lampe. Nach vier Stunden musste es erneut hochgekurbelt werden, also mehrmals pro Nacht. Heutzutage erledigt diese Arbeit ein Elektromotor. Jure Kvinta kann ungestörte Nächte verbringen.

Im Dienste des Kaisers und des Tourismus

Kroatiens Leuchttürme haben eine militärische Vergangenheit: Sie wurden erbaut um die k.-u.-k.-Marine für den Krieg gegen Italien manövrierfähiger zu machen. Jeweils drei Wärter mit ihren Familien bewohnten die kroatischen Leuchttürme. Sie waren Selbstversorger, lebten vom eigenen Garten, von Kleinvieh und Fisch, den sie täglich aus den Reusen holten. Im Schichtdienst betreuten sie das Leuchtfeuer, das Jure Kvintas Großvater noch mit Petroleum versorgte.

Moderne Technik kommt heute der zivilen Schifffahrt zugute und sie macht aufwändige Leuchtturmbesatzungen überflüssig. Die geräumigen Wohnungen wurden zu Ferienapartments umgebaut: Zwölf kroatische Leuchttürme - Symbole für Abgeschiedenheit und Sicherheit der Seefahrt - stehen für Feriengäste bereit.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 31. Mai 2009, 10:06 Uhr

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Links
Leuchttürme in Kroatien
Plovput Split - Fotogalerie