Von New Orleans bis Wien
Klingende Skylines
Insgesamt neun Metropolen, transformiert in Jazz, standen auf dem Programm der Spielräume im Sommer 2009. Neun mal fragten wir: Wie prägen die Stimmungen, Architektur und Landschaft, Vergangenheit und Gegenwart die Musik der jeweiligen Orte?
8. April 2017, 21:58
Wie klingt Kapstadt? Wie klingen Dakar, Buenos Aires und Sydney? Neun Metropolen, transformiert in Jazz: Sonnenaufgang und Rush hour in Tokio, die vieltausendjährige Geschichte von Bagdad, die Brücken von Budapest.
Neun Mal fragten wir: Wie prägen die Stimmungen einer Stadt, Architektur und Landschaft, Vergangenheit und gegenwärtige Atmosphäre die örtliche Musik, zu welchen Kompositionen haben sie angeregt?
Entscheidung für das Unerwartete
Auf manche prominente Destination verzichteten wir in der Hoffnung auf Neuentdeckungen: New York und Los Angeles, Paris und London fehlten. Eine programmatische Entscheidung für das Unerwartete, auch mit der Absicht, einer hundertjährigen Evolution Rechnung zu tragen: Längst hat sich der Jazz von den Zentren in Nordamerika und Europa emanzipiert, ist zur Weltsprache geworden. Dementsprechend führte die Route, ausgehend vom zwingenden New Orleans, durch fünf Kontinente, jeweils vertreten durch zwei Städte (nur Australien mit einer).
Lokale Bezüge oft versteckt
Musik als überall verstandenes, gesprochenes Idiom - das macht es andererseits nicht einfacher, darin regionale Akzente zu hören, lokale Bezüge aufzuspüren. Überall begegneten wir Musikschaffenden, deren Antennen auf weltweite Entwicklungen ausgerichtet sind, deren Experimente die internationale Gleichzeitigkeit von Trends bestätigen.
Ganz abgesehen von einem bekannten Grundproblem: Auch im Jazz sind Stücke "über" etwas in der Minderzahl. Musik kommt ohne Themen aus, handelt zunächst von Musik. Zur Demonstration eigener Ideen und Fertigkeiten können oft alte Standards dienen, Eigenkompositionen andererseits erhalten oft erst im Nachhinein mehr oder weniger beliebige Titel. Bei Stücken, die tatsächlich eine Stadt zum Gegenstand haben, sind die lokalen Bezüge aber manchmal nicht leicht auszumachen: Sie können nach einem Stadtteil heißen, einer Straße oder gar einem Café...
Ausfüllen weißer Flecke
Auch in diesem Sinn war es kein einfach zu buchendes Pauschalangebot, sondern die Einladung zu einer Forschungsreise. Neun Etappen als Ausgangspunkte für Expeditionen zum Ausfüllen weißer Flecke, zugleich ein Versuch, Städte mit den Ohren der hier lebenden Musiker und Musikerinnen zu hören. Oft standen ihre über längere Zeit gewachsenen Eindrücke in Kontrast zu den Blitzaufnahmen internationaler Jazz-Größen, ergab die Nahaufnahme ganz anderes als der Blick aus dem Flugzeug.
Apropos Vogelperspektive: Eine ungewöhnliche Komposition galt der benachbarten Hauptstadt Budapest: Nicht sinnliche Erlebnisse, sondern der Stadtplan hatten das Budapest Jazz Orchestra und Kornél Fekete-Kovács inspiriert. Seine Budapest Jazz Suite folgt der Morphologie des Stadtraums, mit den Donaubrücken als Verbindungsstücken. Wien bildet den überraschungsreichen Abschluss.
Hör-Tipps
Klingende Skylines, Eine Städtereise auf den Spuren des Jazz, von Johann Kneihs und Andreas Felber
New Orleans, Sonntag, 5. Juli 2009, 16:30 Uhr
Buenos Aires, Sonntag, 12. Juli 2009, 16:30 Uhr
Sydney, Sonntag, 19. Juli 2009, 16:30 Uhr
Tokio, Sonntag, 26. Juli 2009, 16:30 Uhr
Bagdad, Sonntag, 2. August 2009, 16:30 Uhr
Kapstadt, Sonntag, 9. August 2009, 16:30 Uhr
Dakar, Sonntag, 16. August 2009, 16:30 Uhr
Budapest, Sonntag, 23. August 2009, 16:30 Uhr
Wien, Sonntag, 30. August 2009, 16:30 Uhr