Salzburger-Stier-Preisträger aus der Schweiz

Manuel Stahlberger

Der Liedermacher, Satiriker, Comiczeichner und Kabarettist Manuel Stahlberger erfindet seit über zehn Jahren Geschichten von geradezu abenteuerlicher Alltäglichkeit und irrwitziger Banalität. 2009 ist er dafür mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet worden.

Manuel Stahlberger über den Klimawandel

Der Liedermacher, Satiriker, Comiczeichner und Kabarettist Manuel Stahlberger erfindet seit über zehn Jahren Geschichten von geradezu abenteuerlicher Alltäglichkeit und irrwitziger Banalität. Im Handumdrehen verwandeln sich seine anscheinend harmlosen Songs in hinterfotzige, scharfe Beobachtungen allzu menschlicher Verhaltensweisen.

Gelernter Zeichner

Genau hinzuschauen hat Manuel Stahlberger wohl bei seiner ursprünglichen Profession und Passion gelernt: Er hat als Comic-Zeichner für ein Kulturmagazin die Figur des Herrn Mäder geschaffen. In schwarz-weißen Strichen auf Papier geworfe, musste der Mittelstandsbürger, der sich allem verweigert, dennoch so manche, unfreiwillige Abenteuer bestehen. Dies ist auch das Milieu, in dem Manuel Stahlbergers Lieder und Texte angesiedelt sind.

Teamarbeiter

Begonnen hat alles 1994 mit dem Duo "Mölä und Stahli". Gemeinsam mit Moritz Wittensöldner verpackte Manuel Stahlberger gewaltige Wortschlaufen in minimalistische Chansons. Dafür und für ihre witzigen Klangspielereien wurden die beiden im Jahr 2002 mit dem Prix Walo in der Sparte Kleinkunst/Comedy ausgezeichnet. Als das "Lennon/McCartney-Superduo des Ostschweizer Kabaretts" bezeichnete sie damals gar das St. Gallener Tagblatt.

Die zweite Duo-Formation, mit der Manuel Stahlberger auf sich aufmerksam gemacht hat, hat er 2003 zusammen mit dem kongenialen Klangtüftler Stefan Heuss gegründet. Dessen Instrumentarium besteht aus Kuriositäten wie Flip-Flop-Didgeridoo, Pneu-Hebebühne, Pingpongkanone, Aufräumteppich und Verschwindwurst. Als "Stahlbergerheuss" staunen und singen die beiden unter anderem über den Mann auf dem Kran, über ein Weekend für Verlierer, Familienaufstellungen, Architekturfotografen oder den Mister Schweiz. Gleich mit ihrem ersten Programm "Musik & Mechanik" gewannen sie den Innovationspreis "SurPrix" 2005.

Zuletzt ist Manuel Stahlberger vornehmlich als Liedtexter und Frontman der Formation Stahlberger und Band in Erscheinung getreten. Gemeinsam mit den vier Musikern Christian und Dominik Kesseli, Marcel Gschwend und Michael Gallusser tüfftelt er daran, den oftmals hinterfotzigen Texten die entsprechende Musik zu verpassen - ein Lustvoller Arbeitsschritt, wie er sagt. Auf der Bühne präsentiert sich Manuel Stahlberger lieber zurückhaltend, stoisch- ruhig und lakonisch. Bei Bedarf verzieht er keine Miene.

Sympathie für die Protagonisten

Mit ironischer Distanz und doch auch einem gewissen unterkühlten Charme gelingt es Manuel Stahlberger , den Alltag ins Absurde zu verkehren, Bosheiten dort zu orten, wo man sie nicht vermuten würde und mit einer guten Portion Sarkasmus den Finger auf gesellschaftliche Wunden zu legen. Dennoch aber schwingt in all diesen merkwürdigen Lebenslagen, die Stahlberger besingt, auch immer Mitgefühl und Sympathie für die Protagonisten des Geschehens mit. Niemand wird vollständig der Lächerlichkeit preisgegeben.

Musikalische Note

Hilfreich bei dem Unterfangen die mittelständische Welt des Schweizer Otto Normalverbraucher aus den Fugen geraten zu lassen, ist Stahlbergers Ukulele, Instrument gewordenes Understatement. Diese Winz-Gitarre produziert den passenden Klang.

Präzise Beobachtung und die subtile Verschiebung der Wirklichkeit - das machen die Lieder und Geschichten von Manuel Stahlberger aus. Immer wieder kippt die Welt seiner Figuren aus dem Lot, Alltägliches kippt ins Phantastische, Normales wird unversehens Surreal - und alles bloß durch feine, elegante Wendungen. Aber nicht nur das ganz Private und seine Schrecken haben Platz in Manuel Stahlbergers Kosmos - auch mit den wesentlichen Fragen unserer Zeit setzt er sich auseinander, nämlich mit dem Klimawandel, dessen Ergebnis eine beinah im Wasser versunkene Schweiz sein könnte.

Mehr zum Salzburger Stier in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 14. Juni 2009, 22:05 Uhr

Links
Stahlberger und Band
Salzburger Stier
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