Künftige Hurrikans

Eine stürmische Zukunft

Hurrikans zählen zu den zerstörerischsten Naturereignissen. Nach "Katrina", dem mächtigen Wirbelsturm, der 2005 weite Teile von New Orleans verwüstete, wurde immer häufiger die Frage gestellt: Wird der Klimawandel mehr und stärkere Wirbelstürme verursachen?

Wirbelströme gehören zu den zerstörerischsten und furchterregendsten Naturgewalten. Hurrikan "Katrina", der 2005 die Hafenstadt New Orleans verwüstete, ist noch in lebhafter Erinnerung. Die Schäden sind bis heute nicht völlig behoben. 2005 war mit insgesamt 28 benannten Stürmen ein besonders Hurrikan-aktives Jahr. Doch auch 2008, mit 16 Stürmen, konnte sich sehen lassen. Kuba etwa wurde von drei Stürmen, "Hanna", "Ike" und "Paloma", erwischt. Noch schlimmer erging es Haiti. In diesem Armenhaus der westlichen Hemisphäre starben mehr als 800 Menschen.

Mehr Wirbelstürme. Mehr Zerstörung. Da kann die Frage nicht ausbleiben: Ist daran der Klimawandel schuld? Sind "Katrina", "Paloma" & Co. Vorboten einer wärmeren und stürmischeren Zukunft? Wie sich herausstellt, sind sich Forscher bemerkenswert uneins, ob diese aktive, jüngste Vergangenheit auf Klimaerwärmung oder auf natürliche Schwankungen zurückzuführen ist. Alle sind überzeugt, dass Klimawandel Wirbelstürme zweifellos beeinflussen wird. Doch die Frage ist: wie?

Ruhige und aktive Phasen

Die Beobachtungen der letzten hundert Jahre haben gezeigt, dass im Atlantik ruhige und aktive Phasen einander zyklisch abwechseln. Die derzeit stürmische Phase hat 1995 begonnen. Davor ist es im Atlantik ab den späten 1960er Jahren recht friedlich zugegangen. Um die Mitte des 20.Jahrhundert hatten sich die Hurrikans wiederum gehäuft.

Nun kommen Wirbelstürme in allen ozeanischen Becken vor. Je nach Region nennt man sie Zyklon, Taifun oder, im Atlantik und im Ostpazifik, eben Hurrikan. Doch nicht überall geht es so stürmisch zu wie im Atlantik. Im Ostpazifik, also etwa um Hawaii und an der Westküste Mexikos, haben sich in den letzten Jahren wenig Stürme blicken lassen. Daraus ergibt sich die Frage: Wenn Klimawandel die Ursache von mehr Stürmen ist, sollte es dann nicht in allen ozeanischen Becken aktiver zugehen?

Wie entsteht ein Wirbelsturm?

Um dem möglichen Zusammenhang zwischen Hurrikans und Klimawandel näher zu kommen, muss man zunächst analysieren, was genau zu einem Sturm führt. Eine wichtige Voraussetzung ist warmes Wasser: Hurrikans bilden sich erst ab einer Wassertemperatur von mindestens 26,5 Grad Celsius.

Je wärmer das Wasser, je tiefer die Erwärmung, desto robuster der Hurrikan. Diese Tatsache spräche dafür, dass es mit dem Klimawandel immer mehr und immer heftigere Hurrikane geben wird. Doch die Wassererwärmung ist nur ein Faktor, betont der Klimaforscher am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften Mojib Latif. So genannte Scherwinde, das sind die Änderung der Winde mit der Höhe, sind ein anderer.

Einerseits erwärmt der Klimawandel also das Wasser und erhöht damit das Risiko von Hurrikanen, andererseits verursacht wärmeres Wasser mehr Scherwinde, die die Hurrikans bei ihrer Entstehung zerfetzen. Ein Nullsummenspiel also? Nicht unbedingt. Denn Hurrikans, die sich trotz Scherwinden bilden, sind besonders robust.

Weniger Stürme, aber dafür gefährlicher

Forschungsergebnisse und Computermodelle der Klimaforscher zeigen: Aufgrund der Klimaerwärmung wird es in Zukunft zwar weniger Hurrikans geben, aber sie werden an Intensität zunehmen. Weniger, dafür aber heftigere Stürme könnten wie gesagt eine Auswirkung des Klimawandels sein. Eine andere Möglichkeit ist, dass Wirbelstürme sich noch unberechenbarer verhalten als sie es ohnehin schon tun.

Kevin Trenberth, Klimaforscher am National Center for Atmospheric Research in Boulder, Colorado, erzählt von einer sehr ungewöhnlichen Beobachtung im Vorjahr:

"Im Vorjahr hat es Hurrikan 'Fay' gegeben. Üblicherweise verliert ein Sturm an Kraft, sobald er auf Land trifft, und ebbt ab. Doch 'Fay' ist immer wieder aufs Meer hinausgewandert, und jedesmal ist er in voller Hurrikan-Stärke zurückgekommen. Das entspricht nicht dem typischen Verhalten. Dass 'Fay' sich so lange halten konnte, deutet darauf hin, dass das Wasser sehr warm und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch war. Wenn man so etwas sieht, schrillen alle Alarmglocken."

Dieses Verhalten deutet darauf hin, dass das Wasser nicht nur an der Oberfläche, sondern auch weit in der Tiefe erwärmt war.

Frühwarnsysteme werden immer wichtiger

Hurrikans besser zu verstehen, ihre Bahnen präziser vorausberechnen und ein mögliches Anschwellen der Windstärken prognostizieren zu können, wird künftig wichtiger sein denn je.

Forscher streiten zwar darüber, ob die Auswirkungen des Klimawandels schon jetzt zu spüren sind, doch über eines herrscht Einigkeit: Die Hurrikans der Zukunft werden stärker, furchterregender und zerstörerischer werden. Gut funktionierende Frühwarnsysteme würden die rechtzeitige Evakuierung von Küstenstrichen ermöglichen.

Für heute mag dennoch ein kleiner Trost sein, dass die Forscher eine durchschnittliche bis schwache Saison prophezeien. Das heißt: Von elf benannten atlantischen Stürmen sollten sich fünf zu Hurrikans entwickeln.

Hör-Tipp
Dimensionen, Dienstag, 4. August 2009, 19:05 Uhr