Die Regisseurin und Autorin Doris Dörrie

Ein Talent für ungewöhnliche Geschichten

Doris Dörrie, geboren 1955 in Hannover, ist Regisseurin, Autorin und Produzentin und lebt in München, wo sie an der Hochschule für Fernsehen und Film unterrichtet. Sie hat mehr als zwei Dutzend Filme gemacht und fünfzehn Bücher veröffentlicht.

In Österreich wurde Doris Dörrie mit ihrer Filmkomödie "Männer" bekannt. Mittlerweile hat sie sich auch als Autorin, Produzentin und Opernregisseurin einen klingenden Namen gemacht. Weiters unterrichtet sie als Professorin für Angewandte Dramaturgie und Stoffentwicklung an der Hochschule für Fernsehen und Film.

Ihren Studenten und Studentinnen bringe sie bei, auch mal etwas auszuprobieren, sagt die heute 53-Jährige. "Das halte ich für ein relativ deutsches Phänomen: Es lieber bleiben zu lassen, weil man ja vielleicht etwas auf den Deckel kriegen könnte." Sie versuche dagegen, die "Philosophie des Machens" zu vermitteln, die sie in Amerika gelernt habe, wo sie nach dem Abitur zwei Jahre lang Schauspiel und Film in Stockton studiert hatte.

"Männer sind sehr nackt, wenn sie singen"

Zurück in Deutschland setzte sie ihr Studium an der Filmhochschule München fort und begann zu schreiben. Erste Filme und Bücher folgten. Ihren Durchbruch feierte Dörrie mit der Komödie "Männer", für die sie auch das Drehbuch selbst geschrieben hatte. Ihre nächsten Filmerfolge waren "Ich und Er", "Keiner liebt mich", "Bin ich schön" und "Nackt" (2002), ein Beziehungsdrama mit komödiantischem Einschlag, mit dem sie auch im Wettbewerb der Filmfestspiele Venedig vertreten war.

Dörrie lässt ihre Filmfiguren in "Nackt", entstanden nach ihrem bereits als Buch veröffentlichten Drama "Happy", auch singen. "Ich habe mir überlegt, wann ist ein Mann wirklich am nacktesten", erklärte Dörrie. "Männer sind sehr nackt, wenn sie singen, sie können sich dann nicht mehr verstecken und cool sein. Sie bekommen dann etwas sehr, sehr Rührendes."

Bei den drei Paaren in "Nackt" dreht sich alles um die Liebe. "Wenn man seine existenziellen Bedürfnisse befriedigt sieht, wie wir das ja alle tun, denn wir haben alle zu essen, zu trinken und ein Dach über dem Kopf, dann wird Liebe der wichtigste Faktor im Leben", sagte Dörrie.

Verlorene Träume

Doris Dörrie hat ein Talent für ungewöhnliche Geschichten. Und sie erzählt sie auch noch gut. Meistens fällt das erst auf, wenn ein Film daraus geworden ist. Aber Dörrie kann auch hervorragend schreiben. Beide Begabungen gehen bei ihr ohnehin Hand in Hand. Das gilt auch für "Kirschblüten - Hanami", ihrem letzten Film. Der Streifen begeisterte im Vorjahr das Berlinale-Publikum.

Beim Diogenes Verlag ist unter dem gleichen Titel ein "Filmbuch" dazu erschienen. In diesem Fall lohnt sich das Lesen tatsächlich, der Text ist viel mehr als das "Buch zum Film". "Kirschblüten" ist ein klug inszeniertes Drama. Es geht ums Älterwerden und ums Sterben, um Eltern und Kinder, die sich fremd geworden sind, um verlorene Träume und um die Liebe nach 30 Jahren Ehe.

Dörrie bei den Salzburgr Festspielen

2001 wagte sich Dörrie an ihre erste Opernregie. Mozarts "Così fan tutte" an der Berliner Staatsoper mit Daniel Barenboim am Dirigentenpult waren eine hohe Latte, die sie locker meisterte: Mit ihrer Inszenierung bescherte sie dem Haus einen Publikumsrenner. Das Mozart-Stück ist eine der erfolgreichsten Inszenierungen der vergangenen Jahre in Berlin.

Zahlreiche weitere Operninszenierungen folgten, unter anderem 2006 - im Mozartjahr - bei den Salzburger Festspielen Mozarts "La finta Giardiniera".

Rigoletto in Hollywood

Während Dörrie Giuseppe Verdis Klassiker "Rigoletto" in ihrer Operninszenierung auf den Planeten der Affen verlegte und dafür heftig ausgebuht wurde, ist ihre "Rigoletto"-Version in Buchform - sie hat den "Rigoletto"-Stoff nach Hollywood transferiert und eine tragikomische Geschichte daraus gemacht - durchaus lesenswert.

Trotz ihrer vielen Erfolge habe Dörrie bei jedem neuen Projekt "Angst und Zweifel", sagt sie. Allerdings gehöre das für sie dazu: "Wenn man anfängt, sich toll zu finden, ist man verloren."

Mehr zu Doris Dörrie in oe1.ORF.at
"Kirschblüten-Hanami" im Kino
Doris Dörrie im Gespräch
"La finta giardiniera" in Salzburg

Hör-Tipp
Radiogeschichten, Mittwoch, 29. Juli 2009, 11:40 Uhr

Buch-Tipp
Doris Dörrie, "Und was wird aus mir?", Diogenes Verlag

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