Kulturelles Erbe
TaxiLink- Projekt
Inspiriert durch "Die Reise um die Erde in 80 Tagen" ist das Linzer Ars Electronica Center im Rahmen von "Linz09" zu einer Reise um die Welt aufgebrochen. Next Stop: Jerusalem, Israel - Linz/Österreich. Das Thema heißt: Kulturelles Erbe.
8. April 2017, 21:58
Linz Hauptplatz. Man steigt in ein Taxi - pardon, in eine taxiähnliche Skulptur (einen Kubus) - und fährt los. Statt über die Donaubrücke am Ars Electronica Center vorbei nach Urfahr fährt man durch Jerusalem.
Natürlich nicht wirklich, aber immerhin: der Fensterausschnitt bildet den Rahmen für die Bilder von der Fahrt, die Kommunikation ist wie immer mit Taxifahrern. Man gibt die Route an, oder vielleicht, wenn man eine fremde Stadt kennen lernen will, fragt man den Fahrer nach einer passenden Strecke für eine kleine Stadtrundfahrt.
Gespräche im Taxi
"Taxifahrer sind repräsentativ für die Bevölkerung" sagt der israelische Künstler Alon Chitayat und baut in dem mit seiner Schwester Lila entwickelten Projekt "TaxiLink" auf die Fähigkeit der Taxifahrer Geschichten zu erzählen. Aus unterschiedlichen Geschichten, so die These, entwickelt sich eine komplexe Geschichte aus verschiedenen Perspektiven.
Was dabei einfällt, ist die oft, vorsichtig ausgedrückt unreflektierte, Sichtweise der Dinge, die man bei Taxifahrern erlebt. Interesse am Fahrgast für ein paar Minuten, eine Gelegenheit persönliche Meinungen mitzuteilen. Im intimen Raum Auto ist der Fahrgast normalerweise dem Kommunikationsstil des Taxichauffeurs ausgeliefert. Und obwohl weltweit Taxilenker sehr oft Migrationshintergrund haben, kann man zumindest in österreichischen Taxis gerade hier besonders intensiv Rassismus erfahren, schnell ausgelebten Ärger und verständliche Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen.
"TaxiLink" setzt auf die "positive" Seite des Taxifahrens, auf die Seite der Kommunikation, des Kennenlernens, des Informierens, des Akzeptierens der persönlichen Unterschiede und entwirft dabei die Utopie einer besseren Welt, indem das halbvolle Glas als Sinnbild einer optimistischen Weltsicht genommen werden kann.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Für die beiden Künstler Lila und Alon Chitayat steckt hinter TaxiLink die primäre Idee, dass Menschen rund um die Welt die Möglichkeit haben durch das Zentrum von Jerusalem zu fahren und die Stadt aus der Sicht der Taxifahrer kennenzulernen.
Für Alon Chitayat haben die Taxifahrer weltweit vieles gemeinsam: die harten Arbeitsbedingungen, familiäre Beziehungen - "Taxifahrer zu werden ist keine Entscheidung, sondern etwas das vom Leben gebracht wird" - und außerdem sind unterschiedlichste Fahrgäste mit unterschiedlichen Ansprüchen und Zielen zu transportieren.
Beim Projekt selbst stehen die Straßen, die Wege im Mittelpunkt und nicht so sehr ein konkretes Fahr-Ziel - weil "bei geführten Touren hasten die Touristen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, die Straßen dazwischen werden ausgeblendet". So soll die Fahrt selbst quasi das Fenster werden, durch das ein Blick in ein anderes Land geworfen werden kann.
Kulturelles Erbe und Taxifahrer
Das Thema "Kulturelles Erbe" wird über die Geschichten transportiert, die die Taxifahrer auf ihren Fahrten über die verschiedenen historischen Orte und Plätze erzählen. Auf diese Weise entsteht eine vertraute Beziehung zwischen dem Erzählenden und dem Mitfahrenden, der wiederum seine eigenen Eindrücke von der Stadt sammeln kann.
Alon Chitayat ist begeisterter Interviewer, für ihn ist das Gespräch eine optimale Art, etwas von der Welt zu erfahren und so sagt er "durch den Blick der Menschen, die in einer Stadt leben, lernt man diese am besten kennen". Im konkreten Fall also Jerusalem.
Jerusalem
Die seit 3.000 Jahren existierende Stadt ist eine der ältesten und bekanntesten Städte der Welt. Die Altstadt ist in ein jüdisches, christliches, armenisches und muslimisches Viertel unterteilt und wird von einer Mauer umgeben. Ca. 729.000 Menschen leben hier.
Touristen und Gläubige aus der ganzen Welt kommen und lassen sich durch die Straßen zwischen Heiligem Grab, Tempelberg und der Klagemauer führen. Eines der bekanntesten Stadtmotive ist der Blick vom Ölberg auf die Altstadt. 1981 wurde die gesamte Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Aber Jerusalem ist auch eine Stadt der Spannungen und Konflikte und so erfolgte 1982 die Eintragung auf die Liste des gefährdeten Erbes, um darüber zu wachen, dass die Kulturdenkmäler der drei Weltreligionen, des Judentums, des Christentums und des Islams, bewahrt werden.
"80+1 - Eine Weltreise" ist ein Projekt für
Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas.
Mit freundlicher Unterstützung der voestalpine AG.
Mehr zu Linz09 in oe1.ORF.at
Hör-Tipps
Digital.Leben, bis 6. September 2009, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr, "80+1 - Eine Weltreise", Berichte über das Projekt von "Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas". Die einzelnen Beiträge sind auch über den Ö1 Podcast erhältlich.
Mehr dazu unter Ö1 Podcast
Die Sendungsinhalte zum Projekt "80+1" sind auch mobil unter der Festnetznummer 050 304-2009 abrufbar (Gebühren gemäß den Tarifen Ihres Telefonanbieters).
Tipp
Zum Abschluss von 80+1 und dem gleichzeitigen Beginn der ars electronica ist Radio Österreich 1 mit dem "Mobilen Ö1 Atelier" als Kommunikationsplattform auf dem Linzer Hauplatz präsent und widmet sich in Zusammenarbeit mit dem Festival dem Kernthema "Human Nature". Parallel dazu ist das Ö1 Kulturjournal live vor Ort und sendet von 31. August bis 4. September 2009 erstmals aus dem obersten Stock des neuen Ars Electronica Center (AEC).
Links
80 + 1
TaxiLink Projekt