Wie veraltet sind unsere Vorsorgemodelle?

Die Zukunft unserer Pensionen

Wir werden immer älter, aber bekommen weniger Kinder. Wer soll also in Zukunft unsere Pensionen bezahlen? Hat das staatliche Pensionssystem ausgedient? Ob nach der Krise noch etwas übrig ist, darüber diskutieren Bernd Marin und Herbert Walther.

Bernd Marin und Herbert Walther

Wir werden älter und älter, bleiben dabei gesünder und bekommen auch noch weniger Kinder. Die private Vorsorge für später wird einem seit ein paar Jahren durch Werbung näher gebracht. Auf seine Kinder soll man sich nicht verlassen, wird einem da erklärt, denn die wollen ja jetzt schon kein Kuchenstück mit einem teilen. Und dann ist da auch noch die Wirtschaftskrise, durch die fast alle Wertpapiere an Wert verlieren.

Eine kurze Begriffsklärung

Das Umlageverfahren ist das staatliche Pensionssystem wie wir es in Österreich kennen: Wer arbeitet zahlt einen Pensionsversicherungsbeitrag ein und wer in Pension ist, erhält seinen Bezug aus eben diesem Topf. Im Gegensatz dazu gibt es das private Kapitaldeckungsverfahren, bei dem jeder für sich selbst einzahlt - das Geld wird auf dem Finanzmarkt angelegt und man bekommt, was man eingezahlt hat, plus den erwirtschafteten Börsengewinn.

Herbert Walther, Leiter des Instituts für Arbeitsmarkttheorie und -politik an der Wirtschaftsuniversität Wien, hat schon im Jahr 2000 darüber geschrieben, dass der weltweit stattfindende Zufluss privater Gelder in den Finanzmarkt - sehr oft in Form von Pensionsversicherungen - Mitschuld an dieser Krise trägt.

Schwedisches Modell

Bernd Marin, Leiter des European Center for Social Welfare Policy and Research, hält die Diskussion um staatliche versus private Pensionssysteme für veraltet und plädiert für ein drittes System: das schwedische Modell. Dabei sollen, so Bernd Marin, die Nachteile beider Systeme eliminiert und die Vorteile zusammengeführt werden.

Herbert Walther ist der Ansicht, dass das schwedische Modell nicht die Lösung ist. Er plädiert für eine Reform des staatlichen Umlageverfahrens. Private Pensionsvorsorge hätte eine Lösung des demographischen Problems versprochen, kann ihre Versprechen aber nicht halten.

Länger Arbeiten

In der Krise ist die Arbeit besonders knapp, aber schon vor der Krise gab es ein Ungleichgewicht in der Verteilung der Arbeit. Ältere Menschen, und das heißt 45 plus, sind schwer zu vermitteln. Sie gelten als langsamer und unflexibel und sie sind vor allem teurer als junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Sie sind aber auch versierter, reich an Erfahrung und oft geduldiger. Bernd Marin möchte ein System, in dem es keine Anreize dafür gibt, möglichst früh in Pension zu gehen.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 14. Juli 2009, 9:45 Uhr

Links
Wirtschaftsuniversität Wien
European Center for Social Welfare Policy and Research
Intervention - Gunther Tichy, "The Economic Consequences of Demographic Change"

Buch-Tipps
Robert Holzmann, Edward Palmer (Hg.), "Revolution in der Alterssicherung. Beitragskonten auf Umlagebasis", Campus (2007)

Bernd Marin, Asghar Zaidi (Hg.), "Mainstreaming Ageing. Indicators to Monitor Sustainable Policies: Indicators to Monitor Sustainable Progress and Policies", Ashgate (2007)

Karl Otto Hondrich, "Weniger ist mehr. Warum der Geburtenrückgang ein Glücksfall für die Gesellschaft ist", Campus (2007)