Wenn Probleme den Schlaf verdrängen

Schlafstörungen

Auf Grund der Wirtschaftslage fürchten 70 Prozent aller Dienstnehmer den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Kopfschmerzen, Burn-out-Syndrom und Schlafstörungen sind die Folge. Die Krise erschüttert nicht nur das Finanzsystem, sondern auch die Gesundheit.

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die Zahl der Schlafstörungen im vergangenen Jahr um 18 Prozent angestiegen ist. Besonders betroffen sind Beschäftigte aus den Branchen Autoindustrie, Bankwesen, Pflege und Lehrer. Die Krise erschüttert also nicht nur das Finanzsystem, sondern auch unsere Gesundheit, denn anhaltender Schlafmangel führt zwangsläufig zu körperlicher Erschöpfung, Gedächtnisstörungen, nachlassender Konzentrationsfähigkeit und somit zu erhöhter Unfallgefahr. Aber auch eine Schwächung des Immunsystems kann die Folge sein.

Warum schlafen Gestresste schlechter?

Zunächst stört ein anhaltend hoher Spiegel des Stresshormons Cortisol die Ausschüttung des "Schlafhormons" Melatonin, später kommt es auch über die Abnahme von Serotonin, einem Vorläufer des Melatonins, zu weiteren Funktionsbeeinträchtigungen. Normalerweise steigt das „Wachhormon“ Cortisol, das für die Energiebereitstellung verantwortlich ist, über Nacht an und hat seinen höchsten Wert erreicht, wenn wir aufwachen. Über den Tagesverlauf sinkt es ab und macht es dem "Schlafhormon" Melatonin möglich, anzusteigen, um die Phase körperlicher Ruhe und Erholung einzuleiten.

Bei Menschen, die unter Stressbelastung stehen, kommt es nun zu einer Erhöhung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, die den Organismus steuern, um auf die Belastungssituation zu reagieren. Da dieser Zustand viel Energie erfordert, wird auch das Hormon Cortisol produziert, um auf den erhöhten Energiebedarf reagieren zu können. Dabei kommt es zu einer Umstellung des Stoffwechsels, um Energie aus schnell verfügbaren Quellen zu gewinnen, sowie zur Anpassung vieler anderer Körperfunktionen.

Bei einer kurzfristigen Stresssituation kommt es nach einiger Zeit wieder zu einem Abfall der Stresshormone und einer Normalisierung aller Körperfunktionen. Hält die Belastung aber an, bleibt auch der Spiegel an Stresshormonen hoch, was in weiterer Folge zu einer schnell spürbaren Beeinträchtigung des Schlafvermögens führt.

Der Schlaf

Nahezu 3.000 der 8.760 Stunden eines Jahres, also rund 24 Jahre im Durchschnitt eines Menschenlebens, werden im Schlaf verbracht. Im Schlaf erholt sich der Organismus und baut wieder seine körperliche und psychische Leistungsfähigkeit auf.

Die Steuerung des Schlafes erfolgt nicht in einem bestimmten Hirnareal, vielmehr durch das Zusammenwirken verschiedener anatomischer Strukturen im Cortex, Thalamus und Hirnstamm.

Die Kommunikation dieser Zentren erfolgt über Neurotransmitter, wie Serotonin, GABA und Acetylcholin. Auch Substanzen, die der Mensch einnimmt, wie Coffein, Benzodiazepine und viele andere Medikamente, greifen in diese Regelkreise ein und können ihn positiv oder negativ beeinflussen.

In den letzten Jahren hat die medizinische Wissenschaft zunehmend mehr Erkenntnisse über krankhafte Vorgänge, die an den Schlaf gebunden sind, gewonnen. So können zum Beispiel bestimmte Schlafstörungen das Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko um das Zehnfache steigern.

Die Behandlung von Schlafstörungen

Besonders wichtig ist zunächst, Fehler bei der falschen Schlaf-Wach-Organisation zu vermeiden. Diese sogenannte Schlafhygiene (Vermeiden von spätem Essen, abendlichem Alkoholkonsum, Einhalten regelmäßiger Einschlafzeiten und ausreichender Schlafdauer) ist der erste Behandlungsschritt.

Die Diagnostik von Schlafstörungen kann eine sogenannte Schlaflaboruntersuchung erforderlich machen, wobei der Patient ein oder mehrere Nächte in der Klinik verbringt. Dabei werden wichtige, für die Diagnose erforderliche Parameter aufgezeichnet.

Wenn Ihre Schlafstörung genau diagnostiziert wurde, kann je nach Befund die für Sie richtige Behandlungsform eingesetzt werden. Diese kann von einfachen Verhaltensmaßregeln über medikamentöse Behandlung bis hin zu speziellen Therapieformen reichen.

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Wenn Sie Fragen zum Thema haben, dann rufen Sie während der Sendung unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 22 6979 an, oder posten Sie hier.

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Hör-Tipp
Radiodoktor - Medizin und Gesundheit, Montag, 3. August 2009, 14:20 Uhr