Die fortschreitende Verwüstung der Erde
Ödes Land
Desertifikation - vom lateinischen desertus facere, wüst machen - ist eines der brisantesten globalen Probleme, das von Menschen verursacht und von Klimaveränderungen verschärft wird. Natürliche Ressourcen werden durch intensive Nutzung zerstört.
8. April 2017, 21:58
Die Vereinten Nationen haben berechnet, dass 4,2 Milliarden Hektar, das sind 33 Prozent der globalen Landfläche, derzeit stark oder sehr stark von der Verwüstung betroffen sind, und jedes Jahr kommen weitere fünf bis sieben Millionen Hektar hinzu. Der direkte ökonomische Schaden wird mit jährlich 42 Milliarden US-Dollar geschätzt, bei weitem höher sind aber die indirekten wirtschaftlichen und die sozialen Kosten. Die Verwüstung der Erde bedroht die Existenz von einer Milliarde Menschen, akut gefährdet sind 250 Millionen.
Das Aralsee-Desaster
"Eine der folgenschwersten, vom Menschen verursachten Umweltkatastrophe des 20. Jahrhunderts ist das Aralsee-Desaster", lautet die Einschätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Dieser abflusslose See war vor 50 Jahren das viertgrößte Gewässer der Welt. Mittlerweise ist er durch zerstörerische landwirtschaftliche Praktiken fast ausgetrocknet und in mehrere Teile zerfallen, denn den Zuflüssen Amu-Darya und Syr-Darya wurde jahrzehntelang zu viel Wasser abgezapft, um riesige Baumwollfelder zu bewässern.
Zentralasien ist zu einem ökologischen, ökonomischen und sozialen Krisengebiet geworden. Schwer betroffen ist vor allem die zu Usbekistan gehörende Autonome Republik Karakalpakstan, die mit 165.000 Quadratkilometern etwa doppelt so groß ist wie Österreich und in der 1,5 Millionen Menschen leben. In diesem Armenhaus Usbekistans sind fast drei Viertel der Bevölkerung arbeitslos. Viele sehen sich gezwungen, das Land zu verlassen. Atemwegs- und Durchfallerkrankungen, sowie Blutarmut und Krebs sind häufig hier, und die Tuberkuloserate ist eine der höchsten der Welt.
Auch Europa ist nicht davor gefeit
In den vergangenen 30 Jahren ist nahe der spanischen Stadt die erste Wüste Europas entstanden, ein Viertel Spaniens gilt bereits als Halbwüste. Die Niederschläge haben sich im langjährigen Mittel zwar kaum verändert, doch der Boden wurde durch die ambitionierte Agrarpolitik der letzten Jahre ausgelaugt. Gigantische Bewässerungsprojekte für den Anbau wasserverschlingender Exportprodukte statt angepasster Pflanzen haben das Grundwasser erschöpft.
Auch in Südportugal drängt die Agrarlobby auf die Bohrung tieferer Brunnen und die Errichtung weiterer Staudämme. Am 778 Kilometer langen Guadiana, dem Grenzfluss zwischen Spanien und Portugal, stehen heute 1.824 Staudämme, darunter 87 große, um die Monokulturen in heißen und trockenen Alentejo zu versorgen. Im Land jenseits des Tejo werden dadurch immer mehr die nachhaltig bewirtschaften Montados verdrängt.
Multifunktionale Landwirtschaft
Kork, Schwarze Alentejano-Schweine, Wild, Honig, Pilze und Arzneipflanzen sind ökonomisch wertvolle Produkte der Montados. Das Ökosystem ist aber nicht nur produktiv und artenreich, der lockere Baumbewuchs hält die Feuchtigkeit selbst bei 40 Grad und reichert den kargen Boden mit Nährstoffen an; der bodendeckende Bewuchs schützt gegen die sintflutartigen Regenfälle im Winter, sie verhindert die Erosion und sorgt für einen funktionierenden Wasserkreislauf. Korkeichen-Montados sind daher bestens geeignet, der Desertifikation auf sehr effektive Weise Einhalt zu gebieten und schwer geschädigte Landschaften zu sanieren.
Eine ökologische Alternative
Monte do Vento, ein 200 Hektar großes Landgut nördlich der Kleinstadt Mertola, wo die Erosion bereits weit fortgeschritten ist und statt Erde nur mehr Steine den Boden bedeckten, wurde 2003 von der Umweltorganisation ADPM übernommen. "Es war ein Bilderbuchbeispiel für ein degradiertes Ökosystem", erinnert sich die Agraringenieurin Cristina Caro.
Heute wachsen wieder Eichen- und Ölbaumarten, die im Alentejo heimisch sind, eine ebenfalls nach ökologischen Kriterien betrieben Bienen-, Hühner-, Schafzucht und es gibt kleine Felder mit lokalen Arzneipflanzen. "Durch viele verschiedene Maßnahmen ist es gelungen, Leben und Dynamik in ein Gebiet zurückzubringen, in dem es vor kurzen nicht einmal mehr eine bodendeckende Vegetation gegeben hat."
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