Sängerischer Totaleinsatz

Kostas Paskalis

"Beim ihm war Oper stets hochexplosiv", schrieb "Die Presse" anlässlich seines Todes im Jahr 2007. Der griechische Bariton Kostas Paskalis eroberte sich mit seinem Totaleinsatz rasch die Opernbühnen der Welt. Am Dienstag wäre er 80 Jahre alt geworden.

Maria Callas und Agnes Baltsa, Elena Nikolaidi, Jeanette Pilou und nicht zuletzt die charismatische Dirigentenlegende Dimitri Mitropoulos - Opernkünstler griechischer Abstammung haben in der Welt der Oper stets eine bedeutende Rolle gespielt, selbst wenn im Land selbst die Kunstgattung Oper oft vor ernste finanzielle Probleme gestellt wurde.

Umso größer aber war immer der Enthusiasmus griechischer Musiker. Einer der wichtigsten Vertreter griechischer Gesangstradition der jüngeren Vergangenheit war der 2007 verstorbene Weltklasse-Bariton Kostas Paskalis - mehr als zwei Jahrzehnte ein wichtiges Mitglied des Ensembles der Wiener Staatsoper.

Von Karajan nach Wien engagiert

Paskalis war eine Entdeckung der Karajan-Ära, er debütierte im Haus am Ring am 6. Oktober 1958 als Renato in Verdis "Un Ballo in Maschera" unter seinem Landsmann Dimitri Mitropoulos, und das war gleichzeitig auch der entscheidende Durchbruch zu seiner internationalen Karriere, die ihn an alle großen Opernhäuser der Welt und zu den wichtigsten Festivals geführt hat, von Salzburg bis Glyndebourne.

Allein an der Wiener Staatsoper hat Kostas Paskalis 30 verschiedene Rollen in 640 Vorstellungen gesungen, wobei er insbesondere mit seinen Verdi-Interpretationen immer große Anerkennung gefunden hat.

Überraschendes Debüt

Geboren wurde Kostas Paskalis vor 80 Jahren, am 1. September 1929 in Levadia, einer kleinen Stadt in der Nähe von Delphi. Sein Musikstudium hat er nach Ende des Zweiten Weltkrieges begonnen, am Musikkonservatorium von Athen, allerdings zunächst in der Absicht, Dirigent zu werden.

Nebenbei aber hat er singen gelernt und dann bald schon im Chor der Athener Oper mitgewirkt. Durch die Absage des damaligen Starbaritons des Hauses kam es schließlich ziemlich überraschend zu seinem Solistendebüt und zwar gleich in einer der schwierigsten Partien des italienischen Repertoires: als Verdis Rigoletto am 30.Jänner 1951.

Von Athen in die Welt

Kein ungefährliches Wagnis für den damals erst 21-jährigen Sänger, doch es gelang, ja die Begeisterung war so groß, dass man in Athen gleich von einem neuen Jannis Anghelopoulos gesprochen hat - einem famosen Bariton, der heute noch in Griechenland als Legende, ja als Kultfigur gilt.

Für Paskalis hat mit diesem Sensationsdebüt jedenfalls eine steil nach oben führende Karriere begonnen, die ihn bald auch schon ins Ausland geführt hat: in die Sowjetunion, an die Berliner Lindenoper und schließlich nach Wien, wo ihn das Publikum rasch ins Herz geschlossen hat und wo er sich auch nicht zu gut gewesen ist, bei Bedarf auch kleinere Rollen zu übernehmen, ein echter Ensemblekünstler eben.

Nur wenige Schallplatten

Von der Schallplattenindustrie wurde Paskalis leider sträflich vernachlässigt; allerdings darf man nicht vergessen, welche Spitzensänger damals gerade im Baritonfach aktiv gewesen sind, angefangen von Ettore Bastianini über Piero Cappuccilli, Gobbi und Taddei, Eberhard Wächter, in Amerika Robert Merrill, Cornell MacNeil und viele, viele andere.

Trotzdem hätte auch Kostas Paskalis eine Chance verdient, bei nicht wenigen Studioeinspielungen wäre er zweifellos die bessere Alternative gewesen. Für jüngere Interessenten, die ihn nicht mehr auf der Bühne erlebt haben, ist es daher heute gar nicht so einfach, sich ein reales Bild dieses großartigen Charakterbaritons zu machen.

Operndirektor und Lehrer

Anfang der 1980er Jahre ist Paskalis ernsthaft erkrankt, musste sogar einige Jahre pausieren, dennoch gelangen ihm auch noch danach eine Reihe eindrucksvoller Abende; so sang er zum Beispiel 1986 bei seinem Comeback im antiken Theater des "Herodes Attikus", zu Füßen der Akropolis, den Scarpia in Puccinis "Tosca" und wurde von 5.000 Zuschauern frenetisch gefeiert.

Nach Abschluss seiner Sängerkarriere hat er dann eine Zeit lang die Athener Oper geleitet, hat Regie geführt, unterrichtet und ist trotz vieler Schicksalsschläge dennoch ein innerlich zufriedener, ein bescheidener und liebenswürdiger Mensch geblieben. Im Februar 2007 ist Kostas Paskalis in seiner Athener Wohnung ziemlich überraschend gestorben, im 78. Lebensjahr.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 1. September 2009, 15:06 Uhr