Ein Erneuerer in Form und Stil

350. Geburtstag von Henry Purcell

Wie vor ihm Claudio Monteverdi oder später Franz Schubert, so hatte auch Henry Purcell die Gabe, mit geringsten Mitteln ein Maximum an Ausdruck zu erreichen. Am 10. September feiert man den 350. Geburtstag des großen englischen Komponisten.

Henry Purcell: "Fairest Isle"

Was einen guten Song - ob in U- oder E-Musik - ausmacht, lässt sich nur schwer beschreiben. Jedenfalls war Purcell, wie sein Kollege, der Lautenist John Dowland, ein bedeutender Liedermacher. Lange vor "Land of Hope and Glory" oder "Rule Britannia" war "Fairest Isle" aus seinem "King Arthur, or the British Worthy" (1691) bereits eine Art Nationalhymne der Briten.

Vor 350 Jahren - vermutlich am 10.  September  1659 - als Sohn eines Mitglieds der Chapel Royal in London geboren, war ihm die Karriere als Musiker quasi in die Wiege gelegt. Zu seinen Lehrern gehörten berühmte Meister wie John Blow oder Matthew Locke. Bereits mit siebzehn Jahren übernahm er das Amt des Organisten an der Westminster Abbey, 1682 wurde er an der königlichen Kapelle angestellt.

Maximum an Ausdruck

Wie vor ihm Claudio Monteverdi oder später Franz Schubert, so hatte auch Purcell die Gabe, mit geringsten Mitteln ein Maximum an Ausdruck zu erreichen: Ein schlichtes Duo von Singstimme, begleitet von Cembalo, Orgel oder Laute, lässt ein emotionelles Hoch aufkommen, wie es oft selbst mit größtem Aufgebot an Sängern und Instrumentalisten kaum erreicht werden kann. Ich denke dabei an das Lied "Musick for a While" (Musik soll für einen Moment all deine Sorgen vertreiben) oder das Lamento der verlassenen Königin Dido aus der Oper "Dido and Aeneas".

Wie Händel nach ihm, so hatte auch Purcell eine äußerst feine dramatische Ader, konnte Emotionen in Musik umsetzen. Über fünfzig Werke für das Musiktheater zeugen von der Palette seiner Ausdrucksmöglichkeiten und machen einen Großteil seines Oeuvres aus. Dabei war Henry Purcell viel mehr als nur ein Songwriter - ein Erneuerer in Form und Stil. So finden sich in seinem Orchester nicht nur die "modernen" Holzbläser (Oboen, Fagotte) aus Frankreich, sondern auch Ballettszenen, wie sie Lully für den Sonnenkönig Ludwig XIV. in Versailles schuf.

Dynamischer Neuerer

Eingang in die Musikgeschichte fand auch Purcells Sakralmusik. Auch hier ist Purcell ein dynamischer Neuerer. Von Stanley Kubrick sogar als Titelmusik im Film "A Clockwork Orange" verwendet, rührt seine "Music for the Funeral of Queen Mary" mit ihren archaischen Bläsercanzonen - komponiert nur ein halbes Jahr vor seinem eigenen Tod - die Trauergäste in der Westminster Abbey zu Tränen.

Am 21. November  1695, einen Tag vor dem Festtag der Heiligen Cäcilia, starb der hochgeehrte "Orpheus Britannicus" in London.

Hör-Tipps
Alte Musik - neu interpretiert, Dienstag, 8. September, Dienstag, 15. September und Dienstag, 22. September 2009, 19:30 Uhr

Konzert am Vormittag, "Dido and Aeneas", Donnerstag, 10. September 2009, 10:05 Uhr