Für sein Lebenswerk ausgezeichnet

Otto Tausig erhält Nestroy-Preis

Der Wiener Nestroy-Preis wird 2009 das zehnte Mal vergeben. Den Preis für das Lebenswerk erhält Schauspieler Otto Tausig. "Wir wollen ihn ehren für alles, was er für die Kunst und für die Menschen getan hat", unterstrich Jury-Vorsitzende Karin Kathrein.

Otto Tausig ist einer jener Schauspieler, die ein Stück österreichischer Geschichte verkörpern, und zwar nicht nur Theatergeschichte - eine jener seltenen Bühnenpersönlichkeiten, die sich nicht nur durch charakteristisches Spiel und Wandlungsfähigkeit auszeichnen, sondern auch durch Charakter, Engagement und Rückgrat.

Einen Bühnenrückblick auf sein Leben im Wiener Volkstheater 2001 nannte er "Kasperl, Kummerl, Jud". 2009 wird ihm der Nestroy-Preis für sein Lebenswerk verliehen.

Unzählige komödiantische Facetten

Auf die komischen Typen war Otto Tausig seit Beginn seiner Karriere spezialisiert und er kultivierte innerhalb dieses Rollenfachs die Kombination aus tragischen Untertönen mit einem schier unüberschaubaren Repertoire an Vielzahl und Farbigkeit der komödiantischen Facetten. Er gab den Cyrano de Bergerac und den spanische Ritter vom Mirakel, er wirbelte als Goldonis Truffaldino über die Bühne und blödelte mit Walter Giller in der TV-Serie "Locker vom Hocker".

Geboren wurde Otto Tausig am 13. Februar 1922 in Wien. 1939 emigrierte er als 16-Jähriger nach England, wo er sich als Land- und Fabrikarbeiter durchschlug und wo aus dem wohl behüteten Bürgerkind nach 20 Monaten Internierungslager ein Marxist wurde. Nach dem Krieg studierte Tausig am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein Debüt gab er am Neuen Theater in der Scala in Wien, wo er auch als Regisseur und Chefdramaturg bis 1956 tätig war.

Auch im Kino und im Fernsehen

Nach der Scala-Schließung 1956 ging er mit vielen Kollegen ans Deutsche Theater in Ost-Berlin. Es folgten Engagements in Zürich, Wien, Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt und München.

Von 1970 bis 1983 war er als Schauspieler und Regisseur Ensemblemitglied des Burgtheaters, seit 1983 ist er wieder frei tätig. Seinen offiziellen Bühnenabschied gab Tausig, der 1996 mit dem Nestroy-Ring der Stadt Wien ausgezeichnet wurde, 1999 im Volkstheater als Schnoferl in Nestroys "Das Mädl aus der Vorstadt".

Seit den 1960er Jahren war Tausig allerdings nicht nur am Theater, sondern auch wesentlich in Film und Fernsehen tätig. So spielte er unter anderem in der "Alpensaga" (1977), in Jan Schüttes "Auf Wiedersehen, Amerika" (1994) und in Peter Wecks Neuverfilmung des "Hofrat Geiger" (1996). 2001 stand er für "Epsteins Nacht" mit Mario Adorf und Bruno Ganz vor der Kamera, sowie für die Verfilmung von Robert Schindels Roman "Gebürtig". Auch in "Jedermanns Fest" von Fritz Lehner war er im Kino zu sehen.

Jahrelange Unterstützung für Entwicklungshilfe

Zeit seines Lebens politisch engagiert, gilt Tausigs große Leidenschaft seit vielen Jahren der Entwicklungshilfe. Gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Lilly Schmuck, spendet der Schauspieler sämtliche Gagen dem Entwicklungshilfe-Klub und hilft damit vor allem ausgebeuteten und verschleppten Kindern.

"Ich kann diesen Beruf in meinem Alter nicht mehr so ganz ernst nehmen - ich würde es wertvoller finden, mich mit wissenschaftlichen Büchern zu beschäftigen", meinte Tausig dazu in einem Interview. "Aber mit diesem Ziel vor Augen gibt mir das so viel Sinn. Na ja, und außerdem bin ich ganz gern ein Kasperl."

Mehr zum Nestroy 2009 in oesterreich.ORF.at

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Nestroy-Preis