Erfolgsgeschichte einer gegenseitigen Herausforderung

Wolfgang Dorninger

Wolfgang "Fadi" Dorninger führt in das gesellschaftliche und künstlerische Umfeld, in dem die Ars Electronica seit nun bereits drei Jahrzehnten eingebettet ist; eine Erfolgsgeschichte der beständigen gegenseitigen Herausforderung und Befruchtung.

Wolfgang "Fadi" Dorninger hat gleich an mehreren wichtigen Stützpfeilern der Linzer Elektronikszene tatkräftig mitgebaut. Seit den 1970er Jahren ist er höchst umtriebig - als Musiker, Veranstalter, Netzwerker, Mediator und Kommunikator. Während der Ars Electronica, so Fadi Dorninger, herrscht jedes Mal Ausnahmezustand. Allerorts trifft man auf spannende Leute, und die Stadt beginnt richtiggehend aufzublühen.

"Und während der Ars Electronica ist die Stadt auch auf einmal so tolerant", erzählt Fadi Dorninger. "Man kann sich auf die Straße stellen und einfach ein Konzert spielen. Das haben auch immer wieder Leute gemacht. Die Vorbeigehenden rufen nicht etwa die Polizei, sondern sagen: Ah, es ist wieder Ars Electronica!"

Gründungsjahr 1979

Ende der 1970er Jahre kam endlich Bewegung in die bis dahin vor allem von Fadesse gekennzeichnete Linzer Jugendkultur, erinnert sich der 1960 geborene Fadi Dorninger zurück. Insbesondere als dann 1979 in der Friedhofstraße die Stadtwerkstatt aufsperrte. Nun gab es in Linz endlich einen Spielort für Bands aus den diversen subkulturellen Popmusikszenen, die bislang von den Alteingesessenen nicht gebucht worden waren. Und 1979 ging die erste Ars Electronica über die Bühne.

Synthesizer-Künstler und Computermusiker

Am Anfang sei die Ars Electronica eigentlich eine elektronische Musikmesse und ein Treffen für "Synthesizer-Künstler und Computermusiker" gewesen, erzählt Fadi Dorninger, "was damals ja noch zwei äußerst geile Begriffe waren". So richtig spannend wurde es dann, als sich intellektuelle "Kunst- und Kulturdenker" in das Festival involvierten und begannen, Zusammenhänge zwischen Musik und Politik, Gesellschaft und Kunst herzustellen und damit neue Parameter setzten. Die Musik trugen sie dabei hinaus in den öffentlichen Raum.

"Das hat es vorher nicht gegeben! Konzerte fanden in der Regel in Konzertsälen oder Clubs statt", erinnert sich Dorninger. "Im öffentlichen Raum gab es nur so tradierte Veranstaltungsformen wie etwa das Linzfest oder irgendwelche Blasmusik-Geschichten. Bei der Ars Electronica haben die Musiker nun begonnen, mit dem öffentlichen Raum zu spielen, und zwar nicht nur indem sie Installationen bauten, sondern auch in konzertanten Situationen; indem sie den öffentlichen Raum bespielten - im Wortsinn."

Von Waterworks zur Hörstadt
Sein schönstes Erlebnis in diesem Zusammenhang sei die Aufführung von Alvin Currans "Waterworks" gewesen: "Mit diesen riesengroßen Schiffshörnern, die da am Lichtenberg, am Pöstlingberg und in Magdalena oben gestanden sind. Und Alvin Currin ist mit seinem Sampler und seinem Keyboard unten beim Donauufer gesessen und hat mit diesen Hörner gespielt. Es war großartig, die ganze Stadt war ein einziger Klangkörper!" Es gäbe in Linz also bereits eine lange Auseinandersetzung mit Klang im öffentlichen Raum, auch das Linz 09-Projekt Hörstadt müsse in dieser Tradition verstanden werden.

Gemeinsam schaffen
In der ersten Zeit wurden bei der Ars Electronica viele große Auftragswerke vergeben. Künstlerinnen und Künstler aus den unterschiedlichsten Ländern kamen oft mehrere Wochen nach Linz, um dann - in der Regel gemeinsam mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern - ihre Auftragswerke zu realisieren, das sei der eigentlich wesentliche Mehrwert gewesen, den die Ars Electronica in den 1980er und frühen 1990er Jahren den Linzerinnen und Linzern brachte, analysiert Fadi Dorninger. Jene, die damals bereits dabei gewesen sind, würden auch heute noch gute Arbeit machen.

"Ich glaub es sind einfach diese permanenten Inputs und Impulse, und diese Auseinandersetzung. Man hat den Leuten ja dann auch immer etwas vorgespielt und sie um Feedback gebeten, und die Leute haben dann etwa gesagt: Hey, da musst du weitermachen! Die Leute haben einem sozusagen etwas gelehrt. Das mag ich! Und ich mag es weniger, wenn die Leute einfach nur kommen, auspacken, performen und wieder abreisen", so Dorninger.

servus.at
Für die Linzer Künstlerinnen und Künstler galt es jedes Jahr aufs Neue Position zu beziehen, sich möglichst auf der Höhe der Zeit in den Diskurs einzuklinken, und es ging bald darum, Infrastrukturen aufzubauen, die unabhängig von der Ars Electronica ein Arbeiten über den Festivalzeitraum hinaus ermöglichen.

"Es ist um die Frage gegangen, wie man das alles selbst realisieren kann", meint Dorninger. "Dabei war es immer klar, dass all diese unterschiedlichen Medien unbedingt miteinander vernetzt werden müssen. Und man hat bei der Ars Electronica natürlich immer quergecheckt; also wenn spannende Leute da waren, dann hat man natürlich versucht, diese zu treffen, um abzuklären, ob vielleicht etwas Anderes auch noch möglich ist. Die Linzer Internetplattform servus.at ist im Grunde genommen eine Ars Electronica im kleinen Rahmen während des gesamten Jahres, könnte man sagen."

Mehr zu Linz 2009 in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Zeit-Ton Zeit-Reise, Donnerstag, 17. September 2009, 23:03 Uhr

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Linz 2009
Ars Electronica
Stadtwerkstatt
servus.at

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