Vorarlberg weist den Weg

Tourismuswerbung 2.0

Wer sich für eine Urlaubsregion interessiert, will mehr als die Basis-Facts. Zwei neue Webseiten zeigen Vorarlberg von seiner besten Seite. Die eine mit hochauflösenden Videos aus der Vogelperspektive, die andere mit einer virtuellen Stadttour.

Bunte Broschüren waren gestern. Für viele Menschen ist längst das Internet zum wichtigsten Reisekatalog geworden. Wir tauschen Urlaubsempfehlungen und Bilder, buchen den Flug und das Zimmer im Netz, und mit Diensten wie Google Maps erkunden wir im Vorhinein die Gegend.

"Google Maps ist eine geniale Sache, wenn man wissen will, wie weit das Hotel vom Skilift entfernt ist. Aber es transportiert keine Emotionen", sagt Ulrich Herburger. Deshalb hat der Professor an der Fachhochschule Vorarlberg in Dornbirn das Projekt "Vorarlberg von oben" geschaffen.

Luftbilder in HD

Auf vorarlbergvonoben.at gibt es über 200 hochauflösende Videos von Vorarlberg aus der Vogelperspektive zu sehen - alle Gemeinden, die bekanntesten Berggipfel und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Ein Kamerateam hat dafür das Ländle mit einem Hubschrauber abgeflogen und Aufnahmen in HD-Qualität gemacht. Die fertigen Videos sind unterlegt mit eigens dafür komponierten Stücken von Paul Winter.

Die Kosten des gesamten Projekts: 130.000 Euro, getragen vom Vorarlberger Tourismusverband und der Landesregierung: "Beim ersten Hinschauen ist das ein sehr hoher Betrag", sagt Herburger, "doch wenn man bedenkt, wie viele Kontakte damit zustande kommen, ist es sicher weniger als ein Cent pro Klick. Der Vorarlberg Tourismus war jedenfalls schnell überzeugt."

Außerdem können Fernsehanstalten die Bilder gratis verwenden, wenn sie über Vorarlberg berichten - unter einer Bedingung: "Der Verwendungszweck hat das positive Image von Vorarlberg zu fördern", steht im Impressum. Fernsehsender aus Deutschland, Holland und Belgien haben jedenfalls schon zugegriffen und das Material benutzt.

Virtuelle Stadtführung

Marc Walser studiert an der FH Vorarlberg, er hatte Ulrich Herburger als Lektor - und für seine Bachelor-Arbeit hatte auch er den Tourismus im Blick. Die Webseite Feldkirch360 zeigt Panoramafotos vom historischen Feldkircher Stadtkern. Aber keine normalen Fotos, sondern so genannte GigaPanos mit einer Auflösung von 1200 Megapixel. So lassen sich die Bilder beliebig zoomen und bleiben immer gestochen scharf.

Damit muss Walser sich auch an Google Maps messen lassen, das mit dem neuen Feature namens Street View auch Panoramafotos anbietet - dabei hat er aber einen Vorteil: "Google fährt mit einem speziellen Auto die Straßen ab und macht Fotos. Vom Auto aus kann man aber keine Fußgängerzonen fotografieren", sagt Walser: "Ich war zu Fuß unterwegs, darum kann man bei mir auch virtuell durch die engen Gassen der Altstadt spazieren."

Vorarlberg als Vorreiter

Das Feldkircher Tourismusbüro ist angetan und will die virtuelle Stadttour in ihren offiziellen Internet-Auftritt integrieren. Und auch aus dem nahe gelegenen Montafon kam schon eine Anfrage: "In Kürze wird es ein Gespräch mit einem Verantwortlichen der Skilifte in der Silvretta Nova geben. Sie planen eine ähnliche Panoramatour durch das Skigebiet."

Damit entwickelt sich Vorarlberg zum Vorreiter in Sachen zeitgemäßer Tourismuswerbung im Internet. Die Entwickler müssen nur aufpassen, dass die virtuellen Stadtführungen und Rundflüge nicht zu realistisch werden. Sonst müsste man erst gar nicht mehr hinfahren.

Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr

Links
Vorarlberg von oben
Feldkirch 360
Panograf - andere Arbeiten von Marc Walser

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