Das merkwürdigste und interessanteste Schauspiel
Die Feuerländer
Am südlichsten Zipfel Südamerikas wurde Charles Darwin Zeuge des "merkwürdigsten und interessantesten Schauspiels", das er je gesehen hatte: eine Gruppe von Ureinwohnern, trotz widrigster klimatischer Umstände nackt und wild gestikulierend.
8. April 2017, 21:58
Die Begegnung mit den Indianerstämmen Feuerlands machte nachhaltig Eindruck auf den jungen Darwin. Die Feuerländer waren für Darwin eindeutig "Wilde", da war der britische Ärztesohn ganz Kind seiner Zeit. Allerdings, und damit war Darwin seiner Zeit einen Riesenschritt voraus, waren sie ganz eindeutig auch Menschen, gehörten zur selben Art wie die weiß behemdeten Engländer in ihren Lackschuhen.
Wichtige Inspiration
Für den jungen Naturforscher war die Begegnung mit ihnen eine entscheidende Inspiration für die Entwicklung einer Theorie, an der er fortan sein Leben lang arbeiten sollte. Und das, obwohl Charles Darwin in seinem Hauptwerk, der "Entstehung der Arten" über die Natur und Abstammung des Menschen eigentlich nur sagt, dass auf sie auch noch Licht fallen werde.
Keine Rede ist in dem Buch noch von einem gemeinsamen Vorfahren von Affe und Mensch, geschweige denn davon, dass der Mensch vom Affen abstamme. Doch das Thema schwingt von Anfang an mit, und das hat auch mit Charles Darwins weltanschaulicher Gesinnung zu tun.
In Charles Darwins familiärem und intellektuellem Umfeld in England war man strikt gegen die Sklaverei. Auch Darwin selbst lehnte es rundweg ab, dass Menschen andere Menschen als Eigentum besitzen können sollten.
Darwin und die unterschiedlichen "Menschenrassen"
Erst in seinem 1871 erschienenen Buch "Die Abstammung des Menschen" machte sich Darwin Gedanken über die Herkunft der Spezies Mensch und die unterschiedlichen "Menschenrassen", wie er sich ausdrückte.
Die Art und Weise, wie freizügig Darwin den Begriff "Rasse" in seiner "Abstammung des Menschen" aus dem Jahr 1871 verwendet, kann aus heutiger Sicht schockierend wirken. Im Kontext der Zeit, in der das Buch geschrieben wurde, sieht das aber ganz anders aus, betont der Direktor des Max-Planck Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, Hans-Jörg Rheinberger.
Schließlich bemühte sich Darwin auch nicht nur die Unterschiede zwischen den Menschenrassen, wie er sich ausdrückt, zu benennen - sondern mindestens genauso viel darum, deren Gemeinsamkeiten herauszustreichen.
Hör-Tipp
Dimensionen, Dienstag, 13. Oktober 2009, 19:05 Uhr
Buch-Tipps
Charles Darwin,"Die Fahrt der Beagle", deutsch von Eike Schönfeld, mare Buchverlag
Charles Darwin,"Die Abstammung des Menschen", deutsch von Heinrich Schmidt, Fischer Taschenbuchverlag
Charles Darwin, Frederick Burkhardt (Hrsg.),"Nichts ist beständiger als der Wandel. Briefe", deutsch von Ursula Gräfe, Insel Verlag