Der Gegenwart eine Stimme verleihen

40 Jahre RSO Wien

Der Gegenwart eine Stimme verleihen - dieses Selbstverständnis des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien tönt auch in der Jubiläumssaison aus allen Programmen. Am Donnerstag, 22. Oktober steht Ö1 im Zeichen des Geburtstags.

Beliebt bei Geburtstagen, vor allem, wenn das Leben schon einiges an zu Erfahrendem mit sich gebracht hatte, sind Rückblicke. Wenn aber das Leben des Jubilars während der vierzig nun zu feiernden Jahre hauptsächlich aus Erkundungen der jeweiligen Gegenwart einer möglichen Zukunft bestand, ziemt es sich, auch aus Anlass des Geburtstages statt rückzublicken nach vorne zu schauen, also Ausblicke in eine in der Kunst der Gegenwart angelegte Zukunft zu inszenieren. Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien, das RSO Wien, tut dies mit einem glitzernden Mosaik aus Orchesterminiaturen von österreichischen Komponistinnen und Komponisten, dem RSO Wien zum Geburtstag geschenkt.

Fragmente aus früheren Aufbrüchen treffen auf neu komponierte Gegenwartskonzentrate ebenso wie auf Versuche zu Klängen aus der Zukunft: Dieses Panoptikum - im alten Sinn des Wortes eben eine Sammlung von seltsamen, aber bemerkenswerten Petitessen - wird im Oktober an unerwarteten Stellen im Ö1 Programm auftauchen, darüber hinaus in oe1.ORF.at und rso.ORF.at, in ORF 2 in einer Fernsehdokumentation über das RSO Wien sowie selbstverständlich in Musiksendungen in Ö1, allen voran im Zeit-Ton.

Stimmen des Zeitgenössischen

Noch nie gab es eine derart umfassende, bunte und heterogene Sammlung österreichischer Stimmen des Zeitgenössischen für einen Klangkörper dieser Größenordnung. Und auch wenn zum 40. Geburtstag nun vierzig Einminutensendungen zu hören sein werden, ist das noch lange nicht das Ende dieses ungewöhnlichen Projektes. Es liegen schon so viele weitere Miniaturen vor, dass das RSO Wien wohl in seiner Jubiläumssaison viele weitere Miniaturenproduktionen einspielen wird.

Höhepunkte der Jubiläumssaison

Stichwort Jubiläumssaison: So sehr die Orchesterminiaturen als Panoptikum funkelnder Mosaiksteine eine Besonderheit sind, so sehr sind das Rückgrat einer RSO-Konzertsaison die Festivals neuer Musik und die großen Zyklen im Musikverein und im Konzerthaus. In letzterem wird in der Jubiläumssaison 2009/2010 beispielsweise Peter Eötvös das Konzert für Schlagzeug und Orchester von Nali Gruber uraufführen und der zukünftige Chefdirigent Cornelius Meister mit dem Pianistenstar Ivo Pogorelich und dem Orchester musizieren.

Maßgeschneidertes Programm

Im Musikverein wird Chefdirigent Bertrand de Billy Musik von Friedrich Cerha, Johannes Maria Staud, Iannis Xennakis und Edgar Varèse ebenso wie die Fortsetzung des Gustav-Mahler-Zyklus' dirigieren, und gleich als Auftakt wird dort am 22. Oktober das Jubiläumskonzert - sowohl das RSO Wien als auch die Jeunesse Musicale feiern Geburtstag - mit einem maßgeschneiderten Programm stattfinden: Das Bekenntnis zur Zeitgenossenschaft und zur klassischen Moderne erklingt in Form einer Uraufführung eines Werkes von Clemens Gadenstätter und - in derselben Besetzung - des legendären, aber selten zu hörenden Konzertes für zwei Klaviere, zwei Schlagzeuge und Orchester von Béla Bartók.

In Ö1 wird dieses Konzert am Donnerstag, 22. Oktober 2009 nicht nur um 19:30 Uhr übertragen, es ist zugleich Anlass und Startpunkt eines ganzen Abends samt Nacht, die dem RSO Wien gewidmet sind: Nach dem Konzert folgen Live-Schaltungen aus dem Musikverein, und anschließend lässt auch noch der Griff ins Archiv manch Kostbares aus der vierzigjährigen Historie hörbar werden, wie übrigens auch schon an den Sonntagabenden um 19:30 Uhr seit Ende September.

Prägende Chefdirigenten
An sechs Chefdirigenten und ihre jeweils prägende Zeit kann man sich erinnern, an Milan Horvat, Leif Segerstam, Lothar Zagrosek, Pinchas Steinberg, Dennis Russell Davies und Bertrand de Billy, auch an besonders eindrucksvolle Dirigenten wie Bruno Maderna, Hans Werner Henze, Ernst Krenek, Krzysztof Penderecki, Leonard Bernstein oder eben Peter Eötvös. Dieser dirigiert auch einen weiteren Oktober-Höhepunkt des RSO Wien, ein Konzert mit gleich zwei Uraufführungen von Ö1/RSO-Auftragskompositionen, nämlich von Olga Neuwirth und Bernhard Gander, kombiniert mit Werken von Rebecca Saunders und Matthias Pintscher beim ORF musikprotokoll im steirischen herbst am 10. Oktober.

Der Gegenwart eine Stimme verleihen, der heute gespürten und gedachten Musik ein Instrument sein, und zwar eine Stimme und ein Instrument, das geschult ist an der Tradition des europäischen Orchesterklangs und sich sowohl in dieser Tradition wie auch im Gegenwärtigen gewandt und überzeugend artikulieren kann: Dieses Selbstverständnis des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien tönt auch in der Jubiläumssaison aus allen Programmen, von den ungewohnten Spezialprojekten wie den Orchesterminiaturen über Uraufführungsfestivals, Gastspiele und Jugendkonzerte im RadioKulturhaus bis zu den traditionellen Abonnement-Zyklen in den großen Wiener Häusern Musikverein und Konzerthaus. Und mit dem vielfältigen Auftauchen der vom RSO Wien gespielten Musik in Ö1 im Oktober rückt eine zentrale Funktion dieses Klangkörpers ins mediale Scheinwerferlicht: Musik für das österreichische Kultur- und Medienleben zu produzieren, die ohne dieses Orchester in dieser Medienkultur nicht vorhanden wäre.

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Hör-Tipps
Aus dem Konzertsaal, Festkonzert 40 Jahre RSO Wien, Donnerstag, 22. Oktober 2009, 19:30 Uhr

Die lange Nacht des RSO Wien, Donnerstag, 22. Oktober 2009, 23:03 Uhr

oe1.ORF.at - Spielplan der Orchesterminiaturen

Link
rso.ORF.at

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