Zum 25. Todestag von Georges Thill

Frankreichs berühmtester Tenor

Er war Frankreichs wohl berühmtestem Tenor: Georges Thill. Sein Todestag jährte sich im Oktober zum 25. Mal. Thill konnte mit seiner biegsamen Stimme fast alles singen, angefangen von den ganz lyrischen Partien bis zum Othello.

Georges Thill in Wagners "Lohengrin"

Eine außergewöhnliche und dauerhafte Popularität, die Kraft ewiger Jugend, die ihn auch zum Film brachte, gesunder Humor und ausgesuchte Höflichkeit. Einige Leidenschaften eines Stars, wie zum Beispiel schöne Autos, aber keine Launen, eine erstaunliche Langlebigkeit - 30 Jahre auf der Bühne in der ersten Reihe, eine exzeptionell phonogene Stimme - und mehr als 80 Platten, die bis heute modellhaft sind: George Thill hat es verstanden, einer der größten Tenöre des 20. Jahrhunderts zu werden, ohne sich zu verbrauchen oder zu vergeuden.

Mit diesen Worten leitete im September 1984 Alain Duault eine Publikation über Georges Thill ein, der einen Monat später 87-jährig gestorben ist. Ein Sänger, ein Tenor, der in Frankreich bis heute populär geblieben ist und der auch in internationalen Fachkreisen immer noch große Wertschätzung genießt.

Höhepunkt des französischen Gesangsstils
Mit dem Wirken Thills hat der typisch französische Gesangsstil einerseits einen absoluten Höhepunkt erreicht, andererseits hat mit seinem Rückzug in den 1950er-Jahren diese national-eigenständige Tradition auch langsam aber sicher ihr Ende gefunden, ähnlich wie etwa zum gleichen Zeitpunkt im deutschen Sprachraum oder später ebenso im Osten, als das Opernleben Schritt für Schritt internationalisiert wurde.

Von der Börse in die Oper

Georges Thill wurde am 14. Dezember 1897 in Paris geboren, hat sich mit 18 zunächst als Börsenangestellter versucht, musste dann in den Krieg ziehen, ehe er schließlich im November 1918 in die Gesangsklasse des Konservatoriums aufgenommen wurde.

Zwischen 1921 und 1923 finden wir ihn in Neapel beim legendären Tenor Fernando de Lucia, mit dem ihn bald eine freundschaftliche Beziehung verbunden hat und der ihm gesangstechnisch zweifellos ein gutes Rüstzeug mitgegeben hat, stilistisch beeinflusst hat ihn de Lucia kaum, galt dessen Stil zu dieser Zeit bereits als veraltet.

Internationale Karriere

Im Jänner 1924 absolvierte Thill ein Vorsingen an der Pariser Opéra und debütierte dort bereits nur etwas mehr als ein Monat später als Nicias in Massenets "Thais". Die Opéra wurde fortan sein Stammhaus, wo er in der Folge ein umfangreiches Repertoire gesungen hat, insbesondere auch Wagner, alles natürlich immer in französischer Sprache.

Doch Georges Thill war bald ebenso ein gefragter Gast auf den großen Bühnen der Welt, er sang an der Scala, am Covent Garden, an der MET, am Teatro Colon, in Rio, auch bei den Festspielen von Verona, in Russland, Australien, und im Jahr 1932 war er für vier Vorstellungen an der Wiener Staatsoper zu Gast.

Abschied in Paris
Ab den 1940er Jahren begann Thill -wohl auch kriegsbedingt- seine Tätigkeit mehr und mehr in den Konzertsaal zu verlegen, zog durch die französische Provinz, und schränkte sein Bühnenrepertoire auf wenige Partien ein.

Sein letzter Opernauftritt - Leoncavallos "Bajazzo" - fand 1953 an der Opéra-Comique statt, sein Abschiedskonzert am 25. März 1956 im Pariser Théatre du Chatelet. Georges Thill starb vor einem Vierteljahrhundert, am 17. Oktober 1984 in Lorgues (Departement Var).

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 27. Oktober 2009, 15:06 Uhr