In Harmonie mit dem Kosmos

Instrument der Gelehrten

Im alten China galt die Qin, die klassische chinesische Griffbrettzither, als das Instrument der Gelehrten. Mit ihr waren Mythen und Legenden verbunden. In dieser Musik haben Pausen und Stille eine fast ebenso große Bedeutung wie die Klänge selbst.

Die Qin ist die klassische chinesische Griffbrettzither. Stille und Leere sind zwei Schlüsselbegriffe in der Musik, die für die Qin komponiert worden ist. Die Stücke beginnen meistens sehr langsam, und es gibt nur wenige Töne. Langsam steigert sich dann das Tempo.

Doch Tempo, Rhythmus und komplizierte Technik sind dem Qin-Spieler kein Anliegen, sagt Tse Chun-yan, der selbst komponiert Ethnomusikologie an der Chinese University in Hong Kong lehrt: "In der Qin-Musik geht es um die feinen Klangnuancen. Die Stimmung, die die Musik der Qin ausdrückt, ist sehr ruhig und subtil, sie ähnelt jener der chinesischen Dichtung, Malerei und Kalligraphie." Die Stille und Leere darf nicht mit dem Nichts gleich gesetzt werden, die Leere ist vielmehr ein Raum der Reflexion und Meditation, der auch für das Erfassen der Fülle vonnöten ist.

Ein Instrument aus edlen Hölzern

Die Qin wird aus edlen Hölzern wie dem Wutong-Holz gefertigt und ist ein zirka 120 Zentimeter langer Kasten, den der Spieler vor sich auf den Boden oder auf einen niedrigen Tisch legt. Der Klangkörper verjüngt sich nach einer Seite hin. Von anderen asiatischen Zithern unterscheidet sich die Qin durch das Fehlen der unter die Saiten geschobenen Holzpyramiden. Der Ton wird wie bei einer Gitarre abgegriffen, wobei die Bünde einer Gitarre durch Griffmarken ersetzt sind.

Bereits Konfuzius hat der Überlieferung nach die Qin gespielt. Konfuzius gilt als Chinas erster bedeutender Philosoph und soll von 551 bis 479 vor Christus gelebt haben. Unter Experten besteht allerdings bis heute Uneinigkeit darüber, welches Instrument Konfuzius tatsächlich spielte. Der Bedeutung der Qin tut das aber keinen Abbruch.

Musik und Politik

Musik war im alten China eng mit Philosophie und Politik verbunden. Das Ziel der Konfuzianer war es, die Führung der menschlichen Angelegenheiten mit den kosmischen Gewalten in Einklang zu bringen. Zu den Klassikern des Konfuzianismus gehören unter anderem das Buch der Lieder, Shijing, und das Buch der Riten, Liji, das Teile eines älteren Buches der Musik enthält.

Das Liji beschreibt den Zusammenhang zwischen der Musik und gesellschaftspolitischen Verfasstheit eines Staates. Die Musik eines friedlichen, blühenden Landes ist demnach ruhig und freudig und sein Staatsleben geordnet; die Musik eines im Aufruhr befindlichen Landes zeigt hingegen "Unzufriedenheit und Zorn, und sein Staatsleben ist chaotisch."

Musikpflege im kleinen Kreis
Im alten China wurde die Qin von den Gelehrten gespielt. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs im Jahr 1911 war die traditionelle Musik - wie generell die alte Kultur - dann lange verpönt. Heute interessieren sich viele chinesische Jugendliche mehr für Pop und Rock. Doch die Musik der Qin und anderer klassischer Instrumente wird in kleinen Kreisen weiter gepflegt.

Hör-Tipp
Radiokolleg, Dienstag, 27. bis Donnerstag, 29. Oktober 2009, 9:45 Uhr

Buch-Tipps
Manfred Dahmer, "Qin: Die klassische chinesische Griffbrettzither", Insel Verlag

Lin Yutang, "Konfuzius", Fischer Verlag

Lun-Yü, "Gedanken und Gespräche des Konfuzius", ins Deutsche übersetzt von Hans Stange, Verlag R. Oldenbourg