Ein Leben lang
Klaviertrios von Haydn
Über 40 Jahre lang beschäftigte sich der große Komponist mit dem Genre Klaviertrio - und leistete dort zwar nichts so Herausragendes wie im Streichquartett, aber verfasste dennoch herrliche Werke - Pflicht im Haydn-Jahr 2009.
8. April 2017, 21:58
Johann Elßler, Kopist, Sekretär und Freund von Joseph Haydn, versuchte ein Verzeichnis der Haydn'schen Werke zu erstellen. Immer wieder fragte Elßler (übrigens der Vater der Tänzerin Fanny Elßler) den schon recht betagten Komponisten nach Autorschaft und Echtheit bestimmter Werke; und immer wieder konnte sich Haydn nicht genau erinnern. Im Falle eines Klaviertrios liest man denn auch im (viel später von Anthony Hoboken erstellen) Verzeichnis "Von Haydn zuerst nicht, dann doch anerkannt"...
Haydn lebte lang. Dieser schlichte Tatsache sollten wir uns immer wieder erinnern, denn manche Genres beschäftigten ihn ein Leben lang - und im Falle der Gattung Klaviertrio waren es über 40 Jahre. Kein Wunder, wenn er sich da nicht an alles erinnerte!
Verschiedene Verwertungsmöglichkeiten
Diese Werke können (und wurden damals auch) zum Teil als Klavier-Solo-Stücke gespielt werden, oder als Musik mit Begleitung von Violine (oder Flöte) und Violoncello. Viele verschiedene Verwertungsmöglichkeiten also, die nicht darüber hinwegtäuschen sollen, dass Haydn sehr genau wusste, für welche Instrumente er komponierte. Es war nur das Klaviertrio eine lang nicht so ausgefeilte Besetzung wie etwa das Streichquartett - dessen Entwicklung ja ohne Haydn überhaupt nicht denkbar wäre (siehe auch den Artikel von Mirjam Jessa mit dem Titel "Haydns 'Russische Quartette'").
Wiener Klaviertrio
Im Haydn-Jahr 2009 haben sich gleich mehrere Klaviertrios dieser Werkgattung erneut angenommen - mit unterschiedlichsten Klangergebnissen: Das Wiener Klaviertrio bietet - im besten Sinne - zu erwartende Standard-Ware an: Blitzsauberer Aufnahmeklang, perfekte Balance der drei Musiker, temperamentvolles Spiel.
La Gaia Scienza
Die Gruppe La Gaia Scienza widmet sich auf Originalinstrumenten nicht nur zwei Klaviertrios, sondern spielt im Quartett (samt Flöte) auch noch ein Arrangement der Symphonie mit dem Paukenschlag, mit Liebe zu extremen Gegensätzen und leider staubtrockenem Sound.
Florestan Trio
Das Florestan Trio schließlich lässt keinen Zweifel an seinem Spitzenplatz in der internationalen Szene - zum makellosen Spiel kommt eine nie manirierte, aber immer aufregende Interpretation. Auch hier werden in Bezug auf Lautstärke, Tempi und Klangfarben die Grenzen ausgelotet, jedoch niemals überschritten.
Ein Buchtipp dazu: Die Pianistin des Florestan Trios, Susan Tomes, macht sich in "Beyond the Notes" interessante Gedanken. Allein das Kapitel "Looking involved" (über die Mimik von Musikerinnen und Musiker im Augenblick des Konzertes) ist köstlich!
Buch-Tipp
Susan Tomes, "Beyond the Notes - Journeys with Chamber Music", Boydell Press
CD-Tipps
Joseph Haydn, Piano Trios, Wiener Klaviertrio, mdg
"Haydn in London", La Gaia Scienza, Winter & Winter
Joseph Haydn, Piano Trios Vol. 1 & 2, Florestan Trio, hyperion
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