Die Rolle der Notenverlage

Musik machen, Noten vertreiben

Noten werden immer gebraucht. Allein, die Branche ist derzeit einem besonders rasanten Wandel unterworfen. Vom Anbieten der Musik in hörbarer und sichtbarer Form.

Notenverlage haben es nicht leicht. Einerseits ist ihre Arbeit eher schwach im Bewusstsein des Publikums verankert, andererseits haben sie - seit es Noten gibt - die Schwierigkeit zu überwinden, dass man Musik nicht so einfach lesen kann, sondern sie vorgespielt haben will.

George Gershwin wusste das. Er begann seine Komponistenkarriere als Vorspieler, als Song Plugger, in der Tin Pan Alley, wo die Musikverlage Klavierspieler anheuerten, ihre Songs vorzuspielen. Je besser die Musik präsentiert wurde, desto mehr wurde sie verkauft.

Während also die Arbeit der Buchverlage viel mehr im Bewusstsein des Musikpublikums verankert ist, weiß man um das Geschäft der Notenverlage viel weniger Bescheid. Astrid Koblanck, Mitglied der Geschäftsführung des Musikverlages Universal Edition, beheimatet im Musikvereinsgebäude am Karlsplatz in Wien, sieht eine Aufgabe unverändert: Die Werke und die Komponisten zu vertreten und sie bekanntzumachen, die Noten zu publizieren, die Rechte zu administrieren.

Letzteres erhält Musikverlage am Leben und zwar im Großen und Ganzen ohne Subventionen. Musikverlage erhalten sich durch den Rückfluss der Tantiemen, die sie für die Aufführung ihrer Musik erhalten. Sie teilen den Gewinn mit den Komponierenden.

Orchestermaterial und Studienpartituren

Die Universal Edition vertritt Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, sie stellt einerseits Orchestermaterial und andererseits auch Studienpartituren für jene Freaks her, die meist vom Stehplatz des Musikvereins hören und zugleich auch mitlesen wollen. Die berühmte Taschenpartituren-Reihe "Philharmonia" wird seit Kurzem durch eine modern layoutierte Studienpartituren-Reihe fortgesetzt.

Auch wenn manche Tätigkeiten in der Verlagsarbeit gleich bleiben, ist es doch eine Branche, die sich derzeit stark wandelt, die alte Tätigkeiten abwirft und neue Arbeiten dazu nimmt.

Songplugging im Internet

Walter Werzowa, Geschäftsführer der Firma Musikvergnügen, Filmkomponist und Betreiber der Audio-Score-Plattform Music Beyond meint: "Ich glaube, die Musikverlagstätigkeit ändert sich jede Minute. Seit Richard Strauss ist der Verlag ein Werbeträger für die Musik, jetzt ist der Verlag stärker im Vertrieb engagiert, da die meisten Komponierenden ihre Noten im Eigenverlag publizieren." Sie behalten damit 100 Prozent ihrer Rechte, die sie sonst mit dem Verlag teilen müssten.

"Allerdings", folgert Walter Werzowa, "was haben wir Komponisten davon, wenn wir 100 Prozent der Rechte besitzen, aber uns niemand hört. Jetzt beißt sich die Katze in den Schwanz, jetzt brauchen wir dann doch wieder die Verlage."

Viele Komponierende, stellt Werzowa für die Filmmusikbranche fest, die ans Licht der kommerziellen Musikwelt gelangt sind, haben ihre Kompositionskarriere mit einem Werbespot begonnen.

Viele Leute so schnell wie möglich erreichen

Mit einem Werbespot wird ein großes Fernsehpublikum erreicht. Es geht um Menge, und es geht darum, so schnell wie möglich zu sein.

Musikverlage, sagt Walzer Werzowa, müssten heute schnell sein: Seine Audio-Score-Plattform music beyond ist rund um die Uhr betreut, nach Kategorien durchsuchbar, sofort anhörbar und schnell in der Kalkulation. Kunden und Kundinnen suchen ihre Musik-Keywords wie Emotionen-Kategorien, können sofort hineinhören, erhalten in einer schnellen Kalkulation einen Kostenvoranschlag.

Und Österreich?

Sabine reiter, derzeit Geschäftsführerin des mica, des music information center austria, überblickt die Situation der Notenmaterialherstellung in Österreich. Das mica plant, an einer europaweiten Notenvertriebsplattform teilzunehmen, mit digitalisierten Scores oder mit gescannten Noten.

"Wir haben eine Bedarfserhebung unter österreichischen Komponierenden gemacht und erfahren, dass es einen Großteil der Werke in Notenbearbeitungsprogrammen gibt, auf Finale oder Sibelius. Es gibt auch einige als Bilddateien vorliegend.

Österreichs Komponierende haben in den letzten Jahren umfassend die neuen Technologien des Computer-Notensatzes gelernt, Workshops wie jene von Klemm-Technologies geben Nachhilfe und gegenseitige Hilfestellung.

Sabine Reiter plant für das mica eine Online-Distribution, also ein Internet-Geschäft, das alle Genres anbietet. Eine deutsche Firma baut diese Plattform, die großen Musikverlage Europas werden alle teilnehmen: Schott, Universal Edition, Boosey und Hawkes, Doblinger, Peters und andere.

Die mica Plattform soll im kommenden Frühjahr eröffnet werden. "Apropos Musik - das Magazin" wird Sie auf dem Laufenden halten.

Kommt die papierlose Zukunft?

Musikverlage werden das Internet, den Computerschirm für ihren Vertrieb nützen, sie werden Schaufenster für ihre musizierenden Kunden und Kundinnen sein; sie werden aber weiterhin ihre Produkte auf Papier anbieten, jedenfalls eine Zeitlang noch.

Eric Marinitsch von der Universal Edition verfolgt die neuen Versuche, das Orchester von Bildschirmen spielen zu lassen. Wir sind durchaus offen, wenn der Bedarf da sein wird. Aber jetzt noch nicht. Klarinettisten schauen gern ihre Noten schon in der Straßenbahn auf der Fahrt zur Probe an. Ich glaube, das Papier wird nicht verschwinden aus der Musikwelt.

Hör-Tipp
Apropos Musik, Freitag 8. Jänner 2010, 10:05 Uhr

Tipp
Hörerinnen und Hörer von Apropos Musik haben die Möglichkeit zwei Exemplare aus der Studienpartituren-Reihe zu erhalten.

Links
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Klemm Music
mica