Kairouan in Tunesien

Stadt der Sonne und des Sandes

Unzählige Minarette recken sich in den wolkenlosen Himmel der malerischen Stadt Kairouan mit ihren weißen, dicht aneinander gedrängten Häusern. Kairouan ist bekannt für prächtige Teppiche, Moscheen und die wunderschön erhaltene Medina.

Die tunesische Stadt Kairouan ist die vierte heilige Stätte des Islam - nach Mekka, Medina und Jerusalem -, denn der Heerführer Oqba ibn Nafi gründete hier die erste arabische Stadt Afrikas. Der 117.000 Einwohner zählende Ort liegt knapp 150 Kilometer südlich von Tunis und 50 Kilometer westlich von Sousse, also nicht weit entfernt von den breiten, weißen Mittelmeerstränden, an denen sich Scharen von Touristen sonnen.

Von der angenehmen Meeresbrise ist in Kairouan nichts mehr zu spüren. Die Sonne brennt im Sommer fast unerträglich auf das Häusermeer der Stadt, die von einer trockenen Wüstenlandschaft umgeben ist. Um dieser Hitze zu trotzen, sind die Häuser der Medina, der Altstadt, allesamt weiß gestrichen und dicht aneinander gebaut. Für Fremde ergibt das ein schwer zu enträtselndes Labyrinth. Verstärkt wird der Eindruck noch durch die vielfältige Geräuschkulisse des Marktes und die exotischen Düfte und Gerüche, die aus Geschäften und Werkstätten durch die Gassen wehen.

Kulturhistorisch bedeutende Sehenswürdigkeiten

In Kairouan gibt es kulturhistorisch bedeutende Bauten zu bewundern: die große Moschee, die Moschee des Prophetengefährten und zahllose andere sakrale Gebäude locken die Touristen von den Stränden zu kurzen Abstechern in die Wüstenstadt. Wer sich mehr Zeit nimmt und in Kairouan übernachtet, wird in der kleinen Stadt mit authentischem arabischem Stadtleben belohnt. Das Konzert unzähliger Muezzine erschallt dann von den über 100 Minaretten über die ganze Stadt - leider kommt der Gesang heute nur mehr aus blechern klingenden Lautsprechern.

In den zahlreichen Werkstätten in den verwinkelten Gassen und überdachten Gängen arbeiten Handwerker an ihren Produkten: Schustern, Teppichknüpferinnen und Tischlern kann man in ihren winzigen, zur Gasse offenen und meist frei zugänglichen Werkstätten bei der Arbeit über die Schulter sehen. Abends bevölkern - beinahe ausschließlich - Männer die öffentlichen Plätze, trinken Tee oder spielen Brettspiele.

Erstaunlich ist, wie in der "Stadt der Sonne und des Sandes" seit Jahrhunderten mit der Wasserknappheit umgegangen wird. Über Jahrhunderte wurde das lebensnotwendige Nass aus den umgebenden Gebirgen nach Kairouan befördert und dort in riesigen Becken gereinigt und gespeichert. Vor den Stadtmauern befinden sich heute noch zwei "Bassins der Aghlabiden". Das große Becken ist ein regelmäßiges Polygon mit einem Durchmesser von 128 Metern. Das zweite am großen angeschlossene Becken hat 34 Meter Durchmesser.

Der heilige Brunnen

In einem versteckten Haus inmitten der Medina befindet sich der heilige Brunnen von Kairouan, Bir Barouta genannt. Ein Mann steht dort und treibt behutsam und doch bestimmt mit einem Stock ein Dromedar an, das mit verbundenen Augen tagein tagaus im Kreis gehen muss und über ein Schöpfrad Wasser zu Tage fördert.

Um den Brunnen ranken sich Legenden. In einer soll der muslimische Eroberer Oqba ibn Nafi an der Stelle des heutigen Brunnens einen Stock in die Erde gesteckt haben, woraufhin Wasser aus dem Boden gesprudelt sein soll. In der populäreren Version heißt es, Oqba ibn Nafi hätte hier einen goldenen Becher gefunden, den er zuvor im Zamzam-Brunnen in Mekka verloren hätte. Dies würde beweisen, dass es eine unterirdische Wasserverbindung zwischen Mekka und Kairouan gebe und das aus dem Bir Barouta kommende Wasser folgerichtig heilig sein müsse.

Für Moslems ersetzt häufiges und regelmäßiges Trinken des Wassers vom Bir Barouta eine Pilgerfahrt nach Mekka. Immer wieder kommen daher Menschen in das unscheinbare Haus und lassen sich vom Dromedar ein paar Schlucke vom heiligen Wasser aus der Tiefe ziehen.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 10. Jänner 2010, 10:05 Uhr

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Podcast-Tipp
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Link
Wissen.de - Kairouan