Die Geschichte des Flughafen-Terminals Skylink

Kostenexplosion ohne Konsequenzen?

Ab Februar möchte der Flughafen Wien die Arbeiten am Skylink-Terminal wieder aufnehmen. Der Bau war 2009 nach Ansteigen der Kosten auf das Doppelte gestoppt worden. Derzeit prüft der Rechnungshof, wie die Kosten derart außer Kontrolle geraten konnten.

Interview mit VIE-Vorstandssprecher Herbert Kaufmann

Der Terminalausbau am Flughafen Wien, die neue Abfertigungshalle Skylink, könnte doppelt so teuer werden wie ursprünglich geplant. Im letzten Sommer hat das Management des Wiener Flughafens (VIE) bekannt gegeben, dass der Bau statt 400 bis zu 830 Millionen Euro kosten könnte. Ein Baustopp wurde verfügt, der Rechnungshof eingeschaltet. Derzeit steht die Baustelle immer noch still, erst im Februar soll weitergebaut werden. Gleichzeitig prüft der Rechnungshof und sucht nach Verantwortlichen für das Desaster. Ein erstes Ergebnis der Prüfung wird aber nicht vor Ende März vorliegen.

1999 beginnt die Geschichte von Skylink, der Flughafen Wien gibt Ausbaupläne bekannt, die Ostöffnung und das rasante Wirtschaftswachstum bringen immer mehr Passagiere. 2002 wird erstmals ein Betrag für die Kosten des Skylink genannt: 360 Millionen Euro, plus 40 Millionen für "Unvorhergesehenes". Acht Jahre später zieht der Flughafenvorstand nach einer Kostenexplosion des Projekts auf 830 Millionen Euro die Notbremse und stoppt den Bau.

Vorstand sieht sich nicht verantwortlich

Flughafenchef Herbert Kaufmann lehnte es ab zurückzutreten. Verantwortung sieht Kaufmann nicht bei sich, sondern vor allem beim früheren Flughafenvorstand Christian Domany, Domany sei für Skylink zuständig gewesen. Er wurde inzwischen durch Ernest Gabmann ersetzt. Um sich einen Überblick zu verschaffen und nicht noch höhere Kosten zu riskieren, kündigt Kaufmann im Juni 2009 den sofortigen Baustopp auf der Prestigebaustelle skylink an und will mit allen Baufirmen günstigere Verträge aushandeln.

Dass die Neuverhandlungen aber mit den Baufirmen nicht so einfach sind, bestätigt etwa Andreas Kletecka, Rechtsexperte der Universität Salzburg. Kletecka ist auch nicht überzeugt, dass dies zu einer Senkung der Kosten führen wird. Der aktuelle Stand: Ein Totalübernehmer soll gefunden werden, der den Skylink fertig baut.

Riesenprojekt für mehr Passagiere

Der Skylink ist fast einen halben Kilometer lang und umfasst 51 Flugsteige, also direkte Gates am Gebäude für das Abfertigen von Flugzeugen. Dazu kommen noch 17 gebäudenahe Abstellpositionen für Flugzeuge. Insgesamt verfügt Skylink über zehn Gepäckausgabebänder und umfasst eine Gesamtfläche von 150.000 Quadratmetern. Der Flughafen Wien wird mit der Terminalerweiterung über 30 Millionen Passagiere abfertigen können. Zum Vergleich: 2009 wurden ohne Skylink etwa 18 Millionen Passagiere abgefertigt.

Gezerre um Rechnungshof-Prüfung

Bevor der Rechungshof das Projekt prüfen darf, gibt es 2009 wochenlange Debatten. Die Opposition vermutet sogar Parteienfinanzierung durch den von den Ländern Wien und Niederösterreich kontrollierten Flughafen Wien, wobei in Wien die SPÖ und in Niederösterreich die ÖVP unter Druck geraten. Schließlich gibt der Flughafen dem Druck nach, eine Prüfung durch den Rechnungshof wird ermöglicht, am 23. Oktober 2009 ist es soweit, die Prüfer werden ins Haus gelassen.

Und was geschah seither? Beim Flughafen beschränkt man sich auf die Aussage, ab Februar 2010 werde weitergebaut, zu einer aktuellen Prüfung wolle man nicht Stellung nehmen. Auskunftsfreudiger ist der Präsident des Rechungshofes Josef Moser. Moser sagt, das Hauptaugenmerk der Prüfung sei neben den Finanzen die Dimension des Projekts, der Rechnungshof geht also der Frage nach, ob Skylink nicht zu groß geplant wurde.

Die Prüfung durch den Rechnungshof wird länger dauern als zunächst angenommen. Frühestens Ende März 2010 soll der Rohbericht fertig sein, die Auffindung der Akten und die Rekonstruktion der Verantwortlichkeiten gestalten sich schwierig für die Prüfer. Bis ein endgültiges Ergebnis vorliegt, wird man sich also noch gedulden müssen. Nach dem Rohbericht bleibt den betroffenen Stellen eine mehrmonatige Frist zur Stellungnahme. Erst dann wird ein Endbericht mit möglichen brisanten Erkenntnissen aus der Prüfung vorliegen.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag 15. Jänner 2010, 9:45 Uhr

Links
Flughafen Wien (VIE)
Österreichischer Rechungshof
Universität Salzburg