Exklusiv und innovativ
MotzArt-Festival
Seit vielen Jahren stellt das MotzArt-Festival ein kabarettistisches Markenzeichen für Salzburg dar. Am 30. Jänner startet die 28. Ausgabe des traditionsreichen Gipfeltreffens der Kleinkunst auf dem Gelände der ARGE Kultur in Salzburg.
8. April 2017, 21:58
Hagen Rethers Work in progress
Den Auftakt des MotzArt Festivals übernimmt am Samstag, den 30 Jänner 2010, Michael Quast mit seinem Stück "Orpheus in der Unterwelt", eine der österreichischen Erstaufführungen. Und damit sind wir auch schon mitten in der Philosophie der Veranstaltung. Denn die MotzArt ist auf Erstaufführungen spezialisiert. Im Idealfall und mehrheitlich sind die beim Festival gezeigten Programme zum ersten Mal in Österreich zu sehen, in jedem Fall aber erstmals in Salzburg zu Gast. Strenge Regeln, die der Festivalgründer Christian Wallner festgelegt hat.
Innovativ und exklusiv soll die jährliche Veranstaltung sein – das ist das Ziel von Christian Wallner uns Markus Grüner, dem künstlerischen Leiter der ARGE Kultur. "Es war von Anfang an die Absicht, nichts von dem auf dem Spielplan zu haben, was man gemeinhin unter Comedy versteht, sondern es war immer diese literarisch musikalische Linie - traditionell in der Begrifflichkeit von Kabarett - für uns relevant", sagt Christian Wallner.
"Dem sind wir auch seit 1983 immer nachgekommen", so Wallner weiter. "Wir haben gesagt: selbstverständlich wollen wir lachen, aber wir wollen das Denken nicht hinten anstellen. Für uns und auch für viele Künstlerinnen und Künstler gibt es ja auch keinen Ausschließungsgrund zwischen denken und lachen, weil: nachdenken kann ja auch Spaß machen."
Zeitgeister in Salzburg
Er hat bereits das erste MotzArt-Festival in Salzburg mit seinem satirischen Blick auf die Welt bereichert: Sigi Zimmerschied. Auch bei der 28. Ausgabe dieser Veranstaltung darf er nicht fehlen, zumal der Passauer Kabarettist aktuell gerade mit seiner Werkschau namens "Zeitgeister" im deutschsprachigen Raum unterwegs ist. In seinen Soloprogrammen bearbeitete Sigi Zimmerschied stets ausführlich den niederbayerischen Mikrokosmos mit all seinen Tücken, Zwängen und Fallstricken.
Die Erlebnisse aus seinem Alltag, in dem er den Widerspruch niemals scheute, hat Sigi Zimmerschied in seinen Programmen festgehalten. "Betondeppen", "Ihobs", "Diddihasi", "Passauereien", "Scheißhaussepp", "Hirnrisse", "Danemlem" – das sind nur einige Titel jener Programme, die er in den vergangenen Jahrzehnten auf die Kabarettbühne gebracht hat. In seinen "Zeitgeistern" präsentiert Zimmerschied eine Werkschau auf 35 Jahre im Dienste des Kabaretts.
Seine Zeitgeister beschwört Sigi Zimmerschied am 6. Februar im Rahmen des MotzArt Festivals bei der ARGE Kultur in Salzburg.
Bandaufstellung nach B. Hellinger
Eine besondere Akquisition für 2010 gelang den Veranstaltern der MotzArt mit dem Engagement von Annamateur und ihrer Band, die Außensaiter. Annamateur, abseits der Bühne Anna Maria Scholz genannt, stammt aus Dresden und hat sich in der Rolle des wuchtigen Vamps in der musikalischen Satire bereits einen Namen gemacht. Im Vorjahr wurde Annamateur mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet. Mit einem Abend namens "Bandaufstellung nach B. Hellinger" kommt die Spezialistin für schräge Töne am 1.Februar nach Salzburg.
Summer of 69
Zum ersten Mal in Salzburg ist I Stangl mit seinem aktuellen Solo "Born to be wild". Darin riskiert der Kabarettist einen Blick zurück auf jene Generation, die ohne Laptop, aber dafür in Glockenhosen den Widerstand aus sicherer Distanz freundlich begleitet hat - für den "Summer of 69" gerade noch zu jung, aber mit der vagen Idee ausgestattet, man hätte Teil der Bewegung sein können.
In der Rolle des Veteranen aus der Generation 40plus erzählt Stangl den Ahnungslosen der Generation 40minus, der Einfachheit halber "Minuse" genannt, wie man einst Politik gemacht und Geschichte geschrieben hat. I Stangl ist "born to be wild" – und zwar genau am 4. Februar 2010.
Das Leben einer Stunde
"Wenn Worte reden könnten oder: vierzehn Tage im Leben einer Stunde" nennt der in Bochum lebende Spezialist für das Geschäft des Sprechens Jochen Malmsheimer sein aktuelles Solo. Malmsheimer gehört zu jenen Kabarettisten, die es mit der Sprache recht genau nehmen. Und daher ist es auch kein Zufall, dass Malmsheimer gerade mit Günther Paal die Achse Bochum-Wien schmiedete.
"Selbdritt" nannten sie das Programm, das sie im Vorjahr gemeinsam mit Werner Brix in Salzburg auf die Bühne brachten. Am 5. Februar stellt Jochen Malmsheimer sein Solo in Salzburg vor und kommt zu dem Schluss: "Wenn Worte reden könnten, dann könnten Zahlen rechnen."
Alles, was die Menschheit bewegt
Den Abschluss des Festivals macht heuer der deutsche Kabarettist Hagen Rether. Es heißt, mit ihm sei das Musikkabarett endlich im 21. Jahrhundert angekommen. Doch seine Pose als lächelnder Barpianist ist reine Ablenkung. Ebenso wie der Titel seiner Work-in-Progress-Performance "Liebe". Inhaltlich nimmt der als Sohn deutschsprachiger Eltern in Bukarest und Hermannstadt aufgewachsene Hagen Rether alles auseinander, was die Menschheit bewegt: Politik, Religion, die Konsumgesellschaft, das Establishments. Er ist subversiv, nonchalant und seinen Attacken kommen ohne Vorwarnung.
"Wer Essen kennt, dem gefällt es überall!", ätzt Hagen und erzählt: "Es kommt schon vor, dass Sie abends mal in Essen ausgehen, einen schönen Abend haben wollen, Sie kommen zurück und Ihr Auto ist abgeschleppt. Das kann natürlich auch in Köln passieren, aber dort hatten Sie wenigsten einen schönen Abend."
Service
28. MotzArt Kabarett-Festival, 30. Jänner bis 7. Februar 2010, ARGE Kultur Salzburg
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