Ein heiterer Liederabend

Lieder aus der Dusche 2

Ein Liederabend, bei dem Hemmungslosigkeit auf Erbarmungslosigkeit trifft. Bei "Lieder aus der Dusche 2" überraschen Heilbutt & Rosen mit einer bunten Mischung an Liedern für Warm- und Kaltduscher, die Ausflüge in deren psychische Abgründe zulassen.

Auf nach Prutz!

Sie fahren nicht nach San Francisco, sie verwenden nur die Melodie des Kultsongs von Scott McKenzie für eine ihrer Coverversionen. Sie flechten sich auch keine Blumen ins Haar, sie ziehen durch die österreichische Provinz - auf der Suche nach ihren Auftrittsorten: Heilbutt & Rosen.

Zum zweiten Mal präsentiert das Ensemble Heilbutt & Rosen parallel zu seiner aktuellen Kabarettproduktion - derzeit ist das "Endstation Tobsucht" - einen heiteren Liederabend mit Ausflügen in die unterschiedlichsten musikalischen Genres.

Das Rezept für den Auftritt blieb unverändert: bekannten Melodien aus diversen Weltgegenden wurden neue Texte verabreicht und die Musik kam nicht aus der Konserve, sondern vom Heilbutt-&-Rosen-Bühnenorchester, bestehend aus Berthold Foeger und Thomas Stempkowski.

Hits und Evergreens frisch gewaschen und gelegt

"Warum Lieder aus der Dusche? Weil man unter der Dusche spontan ist und man hat das Gefühl, es hört ohnehin keiner zu, also kann man ruhig auch einmal falsch singen oder einen Text neu erfinden. Wir trauen uns diesmal ein bisschen mehr musikalisch, mehr Duette, wir experimentieren mit Kinderinstrumenten und versuchen, diesen Instrumenten auch große Töne zu entlocken", sagt Helmuth Vavra, der sich sogar mit einem Solo auf der Melodica versucht.

Helmuth Vavra ist, wie Berthold Foeger am Klavier, Miterfinder der Gruppe Heilbutt & Rosen, die es in zum Teil wechselnder Besetzung seit 1992 gibt. Und weil die beiden sozusagen den "Gründungsväter-Status" haben, stammen auch die meisten Texte von ihnen. Das gilt sowohl für die bislang elf Kabarettprogramme als auch für die zwei Ausgaben der Reihe "Lieder aus der Dusche". Die aktuelle musikalische Produktion mit der Laufzahl 2 bietet inhaltlich-atmosphärisch einige interessante Cross-Overs.

Eigenwillige Mischungen

So stellt sich der Zappelphilipp aus dem "Struwwelpeter" zur Musik von Falcos "Amadeus" vor, zu Lauretta Goggis "Maledetta Primavera" gibt es Fastentipps, und die Wiener Lokalpolitik trifft auf den von Compay Segundo zum Weltruhm geführten Chan Chan. Und wie sich Reinhard Fendrichs "I am from Austria" zu Klängen von Beethoven anhört, das stellt Theresia Haiger eindrucksvoll unter Beweis.

"Ich wollte ja einmal klassische Sängerin werden, aber das ist sich dann doch nicht ausgegangen", erzählt sie. "Es hat mich auch von meiner Intention her mehr zum Kabarett und zum Spaßmachen gezogen. Und ein großes Glück ist, dass sich der musikalische Geschmack von Helmuth und mir sehr gut trifft - sowohl bei der Klassik als auch beim kubanischen Chan Chan, aber auch bei den Schlagern aus der Zeit von Caterina Valente und Peter Alexander. Das ist Musik, die uns beiden Spaß macht. Ich komme ja eigentlich vom Musical und es gibt so viele Nummern, die schon von großen Interpretinnen und Interpreten vorgestellt wurden. Das nachzusingen ist sehr schwierig. Weil wir aber mit neuen Texten arbeiten, kann man auch etwas Eigenständiges mit diesen Nummern machen, und das macht mir große Freude."

Der alte Swoboda

Theresia Haiger ist relativ neu im Heilbutt-&-Rosen-Team. Die Sängerin und Schauspielerin folgte Verena Scheitz als Bühnenpartnerin von Helmuth Vavra und sorgt seit Jänner 2009 für den weiblichen Ton im Ensemble. Und ihr Ton hat wahrlich Klasse. Mühelos bewältigt Theresia Haiger die Vielzahl von Coverversionen, die für "Lieder aus der Dusche 2" zusammengetragen wurden und die nicht zuletzt aufgrund ihrer stimmlichen Möglichkeiten ins Programm genommen werden konnten.

Von Klassik bis Pop, von Catharina Valente bis Miriam Makeba -Theresia Haiger kann sich in die unterschiedlichsten Stimmlagen versetzen, ohne dabei das komödiantische Ganze aus dem Auge zu verlieren. Vielleicht ist es ihrer Sangeskunst zu verdanken, dass man ihr immer gerne zuhört, sogar wenn "Pata Pata", das bekannteste Lied, das Miriam Makeba im Exil geschrieben hat, Opfer einer grausamen Textkorrektur geworden ist. Anstelle von Miriam Makebas in Xhosa, einer der elf Amtssprachen von Südafrika, verfassten Textzeile "Ay Saguquka sathi bheka nantsi patapata" wird bei Heilbutt & Rosen Wienerisches geboten: Der alte Swoboda, der brunzt in die Bassena...

Potenzial zum Mitsingen

"Manches ist vielleicht trivial für andere, aber ich steh dazu, dass wir viel blödeln", meint Helmuth Vavra. Wichtig sei ihm bei den Liedern vor allem: die Neufassung muss phonetisch sehr nahe am Original sein. Mit "Lieder aus der Dusche 2" ist dem Ensemble Heilbutt & Rosen ein unterhaltsames Musikprogramm gelungen, das mit vielen bekannten Songs und auch mit klassischen Elementen punkten kann. Ein Liederabend, der nicht zuletzt aufgrund seiner Vielfalt bemerkenswert geworden ist.

Helmuth Vavra und Theresia Haiger agieren schwungvoll, routiniert und gut aufeinander eingespielt. Dass die neuen Texte der altbekannten Lieder oft mit zu lauten Pointen und Unterhaltungselementen ausgestattet sind und weniger von hintergründig angelegtem Überraschungspotenzial leben, lässt den Abend nicht ins Wanken geraten. "Lieder aus der Dusche 2" ist das, was es verspricht: ein solides Unterhaltungsprogramm mit Potenzial zum Mitsingen.

Von Roger Cicero bis Wagner

Was die "Contra"-Redaktion dann doch noch interessiert hat: Welche Musik hören Helmuth Vavra und Theresia Haiger eigentlich privat und außerhalb des Badezimmers? "Bei mir findet man Verdi-Opern, Mozart-Opern - also quasi die Hadern der Opernliteratur, viel Swing, von Bert Kaempfert bis Roger Cicero, wenig Pop, etwas Musical und natürlich Shakin' Stevens und Duran Duran", so Theresia Haiger.

Im CD-Regal von Helmuth Vavra stehen nach Angaben des Künstlers nicht nur Werke von Puccini und Wagner, sondern auch Erinnerungen an seine Jugend in den 1980er Jahren. Dazu gehören Falcos "Junge Römer" und Funk von Earth Wind and Fire.

Service

Heilbutt & Rosen, "Lieder aus der Dusche 2", 11. August 2010, Rosengarten Linz, 22. August 2010, Bühne Tschauner Wien, 3. September 2010, Orpheum Wien

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