Wenn Jugendsünden im Netz verewigt werden

Safer Internet Day 2010

Jugendliche geben gerne persönliche Daten auf sozialen Netzwerken preis. Und oft bereuen sie das später: Wenn etwa peinliche Fotos oder geheime Liebesgeständnisse die große Runde machen. Die Initiative Saferinternet.at will hier aufklären.

Mit kurzen Videos, didaktisch aufbereiteten Unterrichtsmappen und Workshops in Schulen versucht die Initiative Saferinternet.at Jugendlichen klar zu machen, dass man auch im Internet auf Privatsphäre achten sollte, erklärt Bernhard Jungwirth von Saferinternet.at. Denn die Kids würden oft allzu unvorsichtig, um nicht zu sagen blauäugig, mit ihren Daten umgehen und freiwillig vertrauliche Informationen über sich veröffentlichen.

Das Netz vergisst nichts

Peinliche Fotos können in falsche Hände geraten, geheime Liebesgeständnisse die große Runde machen. Und tausende Internetuser und -userinnen können das sehen. Laut einer Studie vom Institut für Jugendkulturforschung hat mehr als ein Fünftel der jugendlichen Internetnutzer und -nutzerinnen so etwas schon erlebt.

In den meisten Fällen handelt es sich eher harmlose Streiche, wo es darum geht, Grenzen auszutesten, so Bernhard Jungwirth von Saferinternet. Das würde auch im Empfinden der Jugendlichen irgendwie zum Online-Alltag dazugehören. In etwa zehn Prozent der Fälle hingegen handle es sich um bedrohliche Formen von Cybermobbing.

Was auch noch dazu kommt, ist, dass es vor einer größeren Öffentlichkeit stattfindet, erklärt Bernhard Jungwirth von Saferinternet.at: "Das ist nicht mehr so, als wenn ich einen Zettel im Schulhof aufhänge. Das können wesentlich mehr Leute sehen."

Ein weiteres Problem: Das Internet vergisst nichts. Es ist in der Praxis oft schwierig, Inhalte wieder aus dem Netz zu entfernen. Schließlich kann es schon längst von Dritten weiterkopiert worden sein. "Das sind Konsequenzen, die oft nicht bedacht werden", so Jungwirth.

Selbstinszenierung versus Privatsphäre

Die beliebtesten sozialen Netzwerke bei österreichischen Jugendlichen sind derzeit Facebook, Netlog und Myspace. Sie nutzen diese Plattformen, weil sie mit ihren Freunden rund um die Uhr in Verbindung sein wollen. Aber auch zur Selbstdarstellung: Man möchte sich möglichst cool und möglichst erfolgreich in Szene setzen.

Wie die aktuelle Jugendstudie zeigt, sind da Burschen übrigens viel leichtsinniger als Mädchen: 47 Prozent der jungen Männer, aber nur 22 Prozent der jungen Frauen haben in sozialen Netzwerken ein offenes Profil, also eines, das nicht nur ausgewählte Freunde anschauen können, sondern alle Nutzer.

Und gerade hier sollte man vorsichtig sein, sagt Bernhard Jungwirth. Man solle sich im Einzelfall gut überlegen, welche Informationen für wen sichtbar sein sollen. Bei den meisten sozialen Netzwerken kann man den gewünschten Grad an Privatsphäre schließlich manuell einstellen.

Keine Ahnung von Sicherheitseinstellungen

Zwar weiß mehr als ein Drittel der Jugendlichen, dass leichtsinnig veröffentlichte Bilder oder Postings einmal zu Problemen führen können. Aber nur 14 Prozent aller Jugendlichen wissen über die Sicherheitseinstellungen der sozialen Netzwerke Bescheid.

Was man sich auch gut überlegen sollte, so Jungwirth: sollen die persönlichen Einträge von Suchmaschinen gefunden werden? Soll also der künftige Chef beim Googeln auf Partyfotos stoßen, auf denen man mit der Wodkaflasche in der Hand, spärlich bekleidet am Tisch tanzt?

Unterrichtsgegenstand "Medienkompetenz"?

Es sei wichtig, Medienkompetenz gerade auch in Schulen zu fördern, sagt Bernhard Jungwirth von der Initiative Saferinternet.at. Derzeit sei das nämlich nicht fest im Lehrplan verankert. Laut Erlass des Unterrichtsministeriums sei das zwar als Querschnittsmaterie zu behandeln, aber das führe in der Praxis mitunter dazu, dass sich niemand so richtig zuständig fühle.

Die Experten und Expertinnen von Saferinternet.at werden häufig vor allem dann zu Workshops in Schulen gerufen, wenn irgendetwas passiert ist, sagt Jungwirth. Dabei würde Prävention hier sehr viel bringen: "Wir sehen, dass an jenen Schulen, wo das Internet aktiv genützt wird, zum Beispiel im Zusammenhang mit e-Learning, dass es an solchen Schulen weniger Gefahren und Risiken gibt."

Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr

Links
Saferinternet.at
Youtube – Bildungsvideos von Saferinternet.at
Safer Internet Day 2010
Institut für Jugendkulturforschung

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