Der Bestsellerautor Alaa Al-Aswani

Schriftsteller ohne Leser

Zahnarzt sein ist nicht unbedingt das Schlechteste, wenn man ein leidenschaftlicher Zahnarzt ist. Wenn man sich aber zum Schriftsteller geboren fühlt und dennoch Zahnarzt sein muss, dann sollte man etwas ändern. So wie es Alaa Al-Aswani tat.

"Als Schriftsteller kann man in Ägypten nicht leben", sagte Alaa Al-Aswani, als man ihm im März 2008 für seinen Roman "Der Jakubijan-Bau" den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2007 überreichte. Natürlich wäre er nach dem großen Erfolg dieses Romans durchaus in der Lage, seine Praxis aufzugeben: "Der Jakubijan-Bau" wurde seit seinem Erscheinen in Ägypten 2002 150.000mal verkauft, eine Zahl, die selbst der Literaturnobelpreisträger Nagib Mahfuz nicht erreicht hat. "Der Jakubijan-Bau" wurde ins Englische, Französische und Deutsche übersetzt und verfilmt. Die "normalen Verkaufszahlen" eines arabischen Schriftstellers: um 2.000 Exemplare, und das über Jahre hindurch.

Und dennoch würde es dem "literarischen Exportschlager Ägyptens", wie ihn manch ein Kritiker nannte, nicht im Traum einfallen, seinen Beruf als Zahnarzt aufzugeben. Der Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen ist ihm sehr wichtig, weil er ihn davor bewahrt, isoliert vor sich hinzuarbeiten. Außerdem ermöglicht ihm sein Beruf auch eine gewisse Unabhängigkeit von Stipendien oder staatlichen Zuwendungen. Dieses zwanglose Arbeiten schätzt er sehr.

Ganz Ägypten in einem Mietshaus

Was seine ägyptischen Leser so sehr fasziniert, ist die überraschende Lebendigkeit seiner Figuren. Und die Möglichkeit, dass man sich selbst oder einen Nachbarn oder einen Politiker oder sonst einen in der Öffentlichkeit stehenden Menschen wiedererkennt. Und natürlich die humorvolle Weise, in der die Themen, die immer alle interessieren - Sex and Crime, Politik und Religion - dargestellt werden. Ganz Ägypten in ein Mietshaus gebracht, alle Aufreger von Korruption bis geheuchelter Frömmigkeit in den Bewohnern eines Mietshauses fokussiert, das gefällt.

In seinem jüngst in deutscher Sprache erschienenen Erzählband "Ich wollt', ich würd' Ägypter" sind erste Erzählungen versammelt, und die Erinnerung an die erste Zeit des Zahnarzt- wie Schriftstellerdaseins. Und die Schilderung der Schwierigkeiten, die sich in Form von Kommissionen zwischen einen Autor und seine Leserschaft stellen.

Druckerlaubnis verweigert

Ein Buch veröffentlichen, das ist in Ägypten prinzipiell nicht schwer. Ist man berühmt oder Protegé, gibt es kein Problem: Das Geschriebene wird Ruck-Zuck gedruckt. Ist man aber weder das eine noch das andere, wird das Werk zur Prüfung an eine Lesekommission weitergegeben. Keine Sachverständigen, sondern einfache Beamte entscheiden, was gedruckt wird. Im Falle von Alaa Al-Aswanis erster Erzählung "Die Aufzeichnungen des Issam Abdalati" kam dem begutachtenden Beamten Fiktion und Wirklichkeit durcheinander. Weil der Held der Erzählung ein gescheiterter Künstler mit einem Brotberuf ist, der seiner Verbitterung über Ägypten freien Lauf lässt, mutmaßte der Gutachter, dass diese Geschichte autobiografisch wäre und verweigerte die Druckerlaubnis.

Man legte Al-Aswani nahe, die Kritik herauszunehmen, dann stünde einer Veröffentlichung nichts im Wege. Verärgert packte Al-Aswani sein Manuskript und ließ auf eigene Kosten 300 Exemplare drucken. Kritiker und Freunde waren beeindruckt, das Buch wurde gelobt, aber niemand konnte es lesen. "Ich wurde ein bekannter Schriftsteller ohne Leserschaft", erinnert sich Alaa Al-Aswani lächelnd. "Die Kritiker priesen mein Buch in den Zeitungen, wer aber die Artikel gelesen hatte und nach dem Buch suchte, konnte es nirgends finden."

Erst nach dem großen Erfolg des ersten Romans "Der Jakubijan-Bau" konnte - nach vielen Schwierigkeiten - ein ägyptischer Verlag für diese Erzählung gefunden werden.

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Alaa Al-Aswani, "Der Jakubijan-Bau", Lenos Verlag

Alaa Al-Aswani, "Chicago", Lenos Verlag

Alaa Al-Aswani, "Ich wollt', ich würd' Ägypter", Lenos Verlag

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Hauptverband des österreichischen Buchhandels - Autorenporträt Alaa Al-Aswani
Marabout - Biografie Alaa Al-Aswani