Körper und Seele
Glaube und Religion im Krankheitsfall - Teil 1
Ist Krankheit eine Strafe, spendet der Glaube Trost oder verspricht er gar Heilung und ist Gesundheit ein Gut, das eigenverantwortlich gepflegt werden muss? Wie begegnen Weltreligionen den Themen Gesundheit, Krankheit und Sterben?
8. April 2017, 21:58
Die Infomappe zur Sendung im PDF-Format zum ausdrucken. Detaillierte Informationen zum Thema, Anlaufstellen, Buch-Tipps, Links und Adressen der Sendungsgäste.
Glaube und Krankheit - Online-Infomappe
Gerade im Rahmen einer chronischen oder lebensbedrohlichen Erkrankung ist für die Erkrankten die Sehnsucht nach Religiosität und Spiritualität und der Wunsch nach Begleitung auf diesem Gebiet groß. Waren über Jahrhunderte Krankheit und Gesundheit immer mit religiösen Aspekten verknüpft, so hat die moderne Medizin zur Trennung dieser Bereiche geführt.
Neuerdings beginnt sie sich zwar wieder mit der religiösen Dimension von Krankheit und Gesundheit zu befassen. Dennoch wird diesem Umstand nur am Rande Rechnung getragen und aus der tatsächlichen medizinischen und pflegerischen Betreuung weitgehend ausgeblendet. Schließlich müssen dafür auch Rahmenbedingungen geschaffen, religions- und arbeitsrechtliche Fragen berücksichtigt werden.
Individuelle Spiritualität
Die Art der Auseinandersetzung des Patienten mit der eigenen Endlichkeit, dem Lebensende, dem Sterben resultiert aus der individuellen Biographie, sodass sich Christen vermehrt dem neuen Testament, Juden der Tora, Muslime dem Koran widmen.
Viele Menschen entwickeln eine von den Weltreligionen zwar inspirierte, jedoch sehr persönlich zusammengestellte Spiritualität, eine private Religion mit Elementen des eigenen Herkunftsglaubens, aber auch Anleihen aus fernöstlichen Kulturen oder dem Schamanismus. Diesem Umstand Rechnung zu tragen obliegt nicht zuletzt den seelsorgerisch betreuenden Personen in den Krankenanstalten.
Religiöse Rituale am Krankenbett?
Gerade in den stark naturwissenschaftlich ausgerichteten Krankenhäusern unserer Zeit fehlt oft der Platz für die Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen, ihre Kraft aus ihrer Religiosität schöpfen zu können. Und mitunter führt dies zu Unverständnis und Konflikten gerade mit Angehörigen nicht christlicher Glaubensgemeinschaften.
Dennoch kommen eine Reihe religiöser Rituale auch am Krankenbett zur Anwendung. Der christliche Ansatz hat dabei in Österreich auch im Spitalswesen eine lange Tradition. Im katholischen Glauben werden die Sterbesakramente empfangen, die evangelische Kirche sieht den Valet- oder Abschiedssegen vor. Viele Krankenhaus-Seelsorger verstehen sich dennoch auch als interkonfessioneller Ansprechpartner für Menschen mit spirituellen und religiösen Anliegen.
So betrifft die Thematik "Spiritualität, Religion und Kultur am Krankenbett" nicht nur den persönlichen Kontakt zwischen medizinischem Personal, Pflegepersonen, Erkrankten und Angehörigen, sondern auch die institutionellen und organisatorischen Rahmenbedingungen von Therapie, Pflege und Seelsorge. Dazu gehören auch religions- und arbeitsrechtliche Fragen.
Im Jahr 2007 wurde in Wien die interreligiöse Ärzteplattform ins Leben gerufen, die die Anerkennung des Rechtes auf spirituelle Betreuung in allen Krankenhäusern fordert.
Diskutieren Sie mit!
Wenn Sie Fragen zum Thema haben, dann rufen Sie während der Sendung unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 22 6979 an oder posten Sie hier.
- Wie wichtig ist Ihnen eine seelsorgerische Betreuung im Krankenhaus?
- Halten Sie sich für einen religiösen oder spirituellen Menschen?
- Sollten Medizin und Religion voneinander getrennt sein/bleiben?
- Wird im Krankenhaus Ihrer Meinung nach auf die religiösen Bedürfnisse der Patienten eingegangen?
- Haben Sie schon Erfahrungen mit der Krankenhausseelsorge gemacht?