Die Region Pyhrn Priel in Oberösterreich
Wilderern auf der Spur
Die Bergwelt rund um Windischgarsten ist nicht nur für Wintersportler ein lohnendes Ziel. Im Sommer locken bizarre Gipfel, Schluchten, grüne Almen und ein Museum mit einem Thema, das gleichzeitig tabuisiert und verklärt wird: dem Wildern.
8. April 2017, 21:58
Atemberaubende Berge, sanfthügelige Almen, faszinierende Schluchten und liebliche Ortschaften: So stellt man sich die Kulisse eines romantisierenden Heimatfilmes aus den 1960er Jahren vor. In der Region Pyhrn-Priel im südlichen Oberösterreich wird man auf der Suche nach solchen landschaftlichen Reizen fündig.
Die Region rund um Hinterstoder und Windischgarsten ist vor allem Wintersportlern ein Begriff. In den schneefreien Jahreszeiten locken grüne Almlandschaften mit zahlreichen malerischen Ausblicken und die Nähe zum Nationalpark Kalkalpen.
Hartes Bauernleben
So lieblich die Landschaft, so hart war das Leben für die heimische Bevölkerung - grob gesprochen vom Mittelalter bis zum Ende der Kaiserzeit. Die Bauern waren damals Leibeigene. Sie mussten der Obrigkeit Frondienste und Naturalabgaben leisten. Die Herrschenden ihrerseits kümmerten sich damals nicht sonderlich um das Wohl der Bauern.
Im 17. Jahrhundert erging es der Landbevölkerung besonders schlecht. Es war den Bauern trotz Armut und Hungersnöten beispielsweise verboten, in den Wäldern zu jagen, und das obwohl Wild reichlich vorhanden war. Grund für das Verbot war allerdings nicht Tierliebe oder der Schutz der Wildtiere durch den herrschenden Adel, sondern vielmehr die eigene Jagdlust. Man wollte sich das Wild für sich selbst aufheben, kam in der milden Jahreszeit in die Berge und ging zur Jagd, die damals als "nobel" galt.
Eifriger Jäger Franz Ferdinand
Einer dieser leidenschaftlichen Jäger war der Thronfolger Franz Ferdinand. Er ging in der Region Pyhrn Priel oft zur Jagd. In der Bevölkerung war der Thronfolger allerdings alles andere als beliebt.
In den 51 Jahren, die Franz Ferdinand lebte, soll er etwa 270.000 Stück Wild erlegt haben. Das geschossene Wild, das Fleisch, musste teilweise vernichtet werden, um Seuchen zu vermeiden. Die Bauern, die als Treiber mit ihm unterwegs waren, mussten einerseits Fleisch vernichten und wussten andererseits nicht, wie sie zu Hause ihre Familien ernähren sollten.
Das einziger Wilderermuseum in Europa
Als Folge von Armut und Unterdrückung entstand bereits im Mittelalter die Wilderei, der in St. Pankraz ein eigenes Museum gewidmet ist - eine europaweit einzigartige Einrichtung, die seit 1998 besteht. Initiiert wurde das Projekt vom Soziologen Roland Girtler. Er schreibt in seinem Buch "Wilderer. Rebellen in den Bergen":
Mit den klassischen Wilderern verbindet sich eine jahrhundertealte rebellische Randkultur, die stets eine besondere Faszination ausübte. Der unterdrückte Bauer, dem die Jagd verboten war, stellte sich seinen adeligen Unterdrückern gleich, indem er ihnen die Gams oder den Hirsch wegschoss. (...)
Der Wilderer war seit dem Mittelalter eine Art Volksheld, der in Liedern besungen wird und der es sich nicht gefallen ließ, dass der aristokratische Jagdherr dem "kleinen Mann" das Recht zur Jagd nahm, obwohl sich das Wild in den Wäldern frei herumtreibt.
Kitschige Romantisierung
Die rebellischen Wilderer wurden von der unterdrückten Bevölkerung heimlich verehrt, oftmals geschützt oder versteckt. Denn das Wildern wurde hart bestraft. In weiterer Folge wurde die Wilderei vielfach kitschig romantisiert - in Heimatfilmen, Literatur oder in Liedtexten, auch diese Verklärung thematisiert das Wilderermuseum von St. Pankraz.
Am besten ist es, den Museumsbesuch mit einer Wanderung durch die angrenzende Bergwelt zu verbinden, etwa in den nahen Nationalpark Kalkalpen oder durch die bizarre Dr. Vogelgesang Klamm nahe Spital am Pyhrn, der zweitlängsten begehbaren Felsschlucht Österreichs.
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 14. März 2010, 10:05 Uhr
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Links
Urlaubsregion Pyhrn Priel
Windischgarsten
Wilderermuseum St. Pankraz