Ein echter Wiener aus Südtirol
Tenorstar Adolf Dallapozza
Der einstige Tenorstar der Volksoper feierte seinen 70. Geburtstag - seinem Publikum und seinem Stammhaus bleibt er weiter treu. Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist Adolf Dallapozza Mitglied der Wiener Volksoper.
8. April 2017, 21:58
Ausschnitt aus Rossinis "Der Türke in Italien"
Eigentlich ist er ja ein lebender Anachronismus in unserer schnelllebigen Zeit: Adolf Dallapozza, seit mehr als einem halben Jahrhundert Mitglied der Wiener Volksoper, und nach wie vor eines ihrer Aushängeschilder. Lange Jahre galt er als echter Star des Hauses, als unschlagbarer Ritter vom hohen C, noch dazu auch optisch das Idealbild eines Liebhabers, schlank und rank, und offenbar mit ewiger Jugend gesegnet.
Auch heute noch, wo er soeben seinen 70er gefeiert hat, sieht man ihm dieses fortgeschrittene Alter kaum an. Vor knapp eineinhalb Jahren hat Dallapozza als Eisenstein in der Fledermaus sein goldenes Jubiläum an der Volksoper gefeiert, bis dahin hat er dort nicht weniger als 74 Partien in 1893 Vorstellungen gesungen, darunter 47 Premieren, und es besteht durchaus die Aussicht, dass er noch die magische Zahl 2.000 erreicht. Ein Rekord jedenfalls heute schon.
Musik von der Pieke auf
Adolf Dallapozza wurde in Südtirol geboren, in Bozen, am 14. März 1940, doch nur wenige Monate nach seiner Geburt haben seine Eltern Südtirol verlassen, wie so viele seiner Landsleute, schließlich hat damals eine Art kleiner Völkerwanderung stattgefunden. Die Familie siedelte sich schließlich in Wien an, so dass er zwar nach dem Geburtsschein Südtiroler beziehungsweise Italiener ist, in Wahrheit aber ein absolut echter Wiener.
Von der Mutter hat er die schöne Naturstimme geerbt, vom Vater - einem Maler - das künstlerische Talent. Zunächst aber galt es, einen bürgerlichen Beruf zu erlernen, aber auch der hatte schon mit Musik zu tun, schließlich wurde er Lehrling in einer Musikalienhandlung und er hat diese Lehre auch abgeschlossen.
Statt zweiter Horowitz erster Dallapozza
Dallapozzas erster, jugendlicher Berufswunsch war dann Pianist - mit Wladimir Horowitz als Leitstern -, doch trat er bereits mit 18 Jahren in den Volksopernchor ein, wo man bald auf sein außerordentliches Gesangstalent aufmerksam wurde. Ein Chorkollege spornte ihn an, schließlich kam es zu einem Vorsingen auf der Bühne, vor dem legendären Volksoperndirektor Franz Salmhofer, der ihm eine Arie nach der anderen abverlangte und ihm danach einen Elevenvertrag anbot.
Waren es zunächst kleinere Rollen, sang er schon bald seine erste große Partie: den Ernesto in Donizettis "Don Pasquale", eine der Glanzrollen im Fach eines "Tenore di grazia".
Kupfers Rudolf
Viele ähnliche Partien folgten, vor allem als Albert Moser die Volksoperndirektion übernommen hat, zweifellos die fruchtbarste Zeit in der Karriere von Adolf Dallapozza. Besondere Erfolgspartien aus diesen ersten Jahren waren der "Postillion" (mit bombensicheren hohen D), "Werther", Nemorino im "Liebestrank" und insbesondere der Tonio in der "Regimentstochter", wo er mit einer Kaskade von hohen Cs stets große Beifallsstürme provozierte.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Stimme aber weiter, es folgten "Hoffmann" und Rudolf in "La Bohème" - in der heute schon legendären Inszenierung von Harry Kupfer.
Nicht nur am Währinger Gürtel
Ein Jahrzehnt lang war Dallapozza auch ständig in der Staatsoper zu erleben, sang dort Almaviva und Belmonte, Ferrando und Jaquino, aber auch einige ebenso schwierige wie undankbare Rollen von Richard Strauss, von denen vor allem sein Matteo in "Arabella" heute noch aufhorchen lässt.
Daneben aber sollte man seine internationale Karriere nicht vergessen, seine Erfolge in München und Hamburg, an der Scala, in Japan und so weiter. Dallapozza war ebenso im Fernsehen immer wieder zu Gast, angefangen von großen Operettenproduktionen, über diverse Showauftritte, bis zu einer Episodenrolle im "Tatort" neben Opernführer Marcel Prawy.
Dirigenten und Kollegen
Zwei Dirigenten haben ihn in der Volksoper besonders geprägt: im italienischen Fach war das der unvergessene Argeo Quadri, bei der Operette Anton Paulik, zwei leider längst verstorbene Legenden des Hauses. Auch von großen Kollegen hat Dallapozza immer wieder gerne gelernt, hat sie auch sehr bewundert: hier nennt er im Gespräch immer wieder den einstigen Wiener Tenorliebling Helge Rosvaenge, neben dem er noch auf der Bühne stehen durfte, aber auch den bedeutenden Italiener Tito Schipa, und als einzigen noch lebenden den so universellen Nicolai Gedda.
Inzwischen aber steht Adolf Dallapozza selbst jungen Talenten mit Rat und Tat zur Seite, versucht weiterzugeben, was er in über einem halben Jahrhundert Bühnenpraxis an Erfahrungen gelernt hat.
Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 16. März 2010, 15:05 Uhr