Im Gleichschritt - Fortschritt - Marsch

Bläsermusik auf Biedermeier-Instrumenten

Wie haben Blasmusikkapellen im 19. Jahrhundert geklungen? Jedenfalls anders als moderne Blasmusikkapellen. Das beweist eine CD des Tiroler Landesmuseums. Die Instrumente dieser Produktion dokumentieren den damaligen Umbruch im Blasinstrumentenbau.

Schubert und Strauß

Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck besitzt eine umfangreiche Musiksammlung. In dieser befinden sich Werke Tiroler Komponisten ebenso wie für Tiroler Verhältnisse adaptierte Kompositionen aller Gattungen vom ausgehenden Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert.

Das Museum ist bestrebt, in Konzerten und in einer CD-Edition vieles aus dieser Sammlung wieder zum Klingen zu bringen. Die aktuelle Produktion befasst sich mit Märschen und anderer Bläsermusik aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, musiziert auf Instrumenten der Zeit, ebenfalls aus dem eigenen, sehr bemerkenswerten Sammlungsbestand.

Mit Ventilen, mit Klappen und zum Stopfen

Das für diese Produktion verwendete Instrumentarium dokumentiert den damaligen enormen Umbruch im Blasinstrumentenbau. Da gibt es einmal - immer noch - die Naturinstrumente, zumal Hörner, welche die Musizierenden mit der Hand "stopfen", indem sie dieselbe in den Schalltrichter einführen, um bestimmte Töne erzeugen zu können, oder denen sie Bögen aufsetzen, um in ausgefalleneren Tonarten blasen zu können.

Daneben finden sich die moderneren Klappeninstrumente, welchen von Haus aus mehr Töne zur Verfügung stehen und es kommen auch schon die damals allerneuesten Ventilinstrumenten hinzu.

Differenziertes Klangbild

Daraus ergibt sich ein sehr differenziertes Klangbild, welches sich natürlich sehr stark vom akustischen Erscheinungsbild heutiger militärischer oder dörflicher Blasmusikkapellen unterscheidet. Dies vor allem auch dadurch, dass sich auch die Holzblasinstrumente sehr unterscheiden und auch ganz anders eingesetzt wurden als heute und dass vor allem die Bassstimmen ganz anderen, heute längst nicht mehr gebräuchlichen Instrumenten wie Ophikleide oder Serpent zugeordnet waren.

Gänsbacher, Netzer, Schubert

Die Komponisten wussten jedenfalls sehr gekonnt mit den unterschiedlichen Möglichkeiten umzugehen. Die CD präsentiert natürlich vor allem Werke Tiroler Komponisten, wie etwa Johann Baptist Gänsbacher und Josef Netzer. Beide waren aber - als Domkapellmeister in Wien oder als Musikdirektor in Graz - durchaus von überregionaler Bedeutung.

Es ist auf dem Tonträger aber auch ein Werk des ganz jungen Schubert, mit welchem Netzer übrigens gut befreundet war, zu hören - in der für Bläser nachgerade unmöglichen Tonart es-Moll.

Dass die spezielle wienerische Art der Tanzmusik auch in Tirol Begeisterung hervorrief, auch das ist auf der CD dokumentiert, durch eine für Innsbrucker Verhältnisse angelegte rein von Bläsern zu musizierende Fassung des "Wilhelm Tell Galopps" von Strauß Vater.

So gibt dieser Tonträger zum Einen interessante akustische Einblicke - und es sind solche, welche in Zusammenhang mit Schubert, aber auch noch mit dem jungen Bruckner zu bringen sind - andererseits ist auch vieles von der Vielseitigkeit des damaligen Bläserklanges, seine spezifische Wirkung im Marsch oder in der Tanzmusik zu verspüren.

Service

CD, "Im Gleichschritt - Fortschritt - Marsch!", Blasmusik 1800-1850 auf Instrumenten der Zeit, Werke von Joseph und Michael Haydn, Johann Baptist Gänsbacher, Joseph Netzer, Michael Sebastian Pegger, Felix Mendelssohn Bartholdy u. a., Bläserensemble des Ferdinandeums, Leitung: Alfredo Bernardini

Tiroler Landesmuseum

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