Impfung - Wieso jedes Jahr?

03. Heimtückische Grippeviren

Grippeviren sind hinterlistige kleine Biester. Vor allem der Subtyp A macht den Virologen auf der ganzen Welt jedes Jahr schwer zu schaffen. Grippeviren sind nämlich höchst wandelbar. Jedes Jahr wandelt sich der Virus ein wenig, was den jeweiligen Schutzimpfstoff weniger wirksam macht. Das Virus wechselt dabei sein Aussehen und verändert bestimmte Bestandteile. Dadurch kommt es zu immer neuen Virusvarianten.

Winzig, aber stark
Die Grippeviren bestehen aus einem Kern, dem formgebenden Matrix-Protein und einer Hülle, in der die zwei Oberflächenantigene Hämagglutinin und Neuraminidase veränkert sind. Der Kern besteht aus der genetischen Information und dem Nukleoprotein, das eine schützende Funktion ausübt. Das Virus hat eine Größe von 80 bis 100 Nanometer und ist nur im Elektronenmikroskop zu erkennen.

Weltweites Netz
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) koordiniert ein weltweites Überwachungssystem, das die Veränderungen der Grippeviren rechtzeitig ermittelt. In 110 Ländern weltweit existieren so genannte Referenzzentren, die den Influenzavirus beobachten, Veränderungen registrieren und identifizieren. Wird ein möglicher neuer Stamm festgestellt, werden Proben davon an die WHO-Bearbeitungszentren in den USA und in England gesendet, wo sie genauer charakterisiert werden.

Angepasster Impfstoff
Jährlich im Frühling tagt ein Expertenkomitee der WHO, um die Veränderungen des Influenzavirus festzustellen und gibt Empfehlungen heraus, welche Viren-Stämme im nächsten Influenzaimpfstoff enthalten sein müssen - dies geschieht jeweils für einen Influenza A- und einen Influenza B-Virenstamm. Diese Erkenntnisse werden an die Impfstoffproduzenten weiter gegeben, die jährlich einen angepassten Impfstoff entwickeln.

Prognostizierte Veränderung
Wie sich das Virus bis zur nächsten Grippewelle verändert, kann dabei nicht bis ins letzte Detail geklärt werden. Die Experten der WHO geben Prognosen unter Einbezug der ihnen vorliegenden Daten ab. Deshalb kann der Impfstoff in einer Saison besonders gut wirken - weil die Änderung des Virus exakt prognostiziert wurde und in einer anderen Saison eben weniger gut, weil die Änderungen anders oder stärker ausgefallen sind, als prognostiziert.

Ganz neuer Virus
Etwa alle fünfzehn Jahre kommt es zu einer größeren Veränderung des Grippevirus. Wenn zwei verschiedene Influenzaviren aufeinander treffen und gleichzeitig eine Zelle infizieren, können sie ganze Abschnitte ihrer Erbsubstanz untereinander austauschen. Dabei entsteht ein ganz neues Virus, dessen Oberfläche sich völlig von jenen Grippeviren unterscheidet, die bis zu diesem Zeitpunkt beim Menschen vorgekommen sind. Ist dieser Virus gut von Mensch zu Mensch übertragbar, kann er sich schnell über den gesamten Erdball ausbreiten, weil kein Mensch Abwehrkräfte dagegen aufweist.

Kurzlebiger Impfstoff
Der zweite Grund, warum die Grippeimpfung jedes Jahr erneuert werden muss, ist banaler: Die Immunität, die der Grippeimpfstoff verleiht, ist kurzlebig: Sie hält etwa ein Jahr an, deshalb muss sich jede und jeder, die/der sich vor Grippe schützen will, jedes Jahr aufs Neue impfen lassen.

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