03. Immunsystem "scharf machen"

29. September 2010, 00:35

Seit vielen Jahren beobachtet man, dass in jenen sehr seltenen Fällen von Spontanheilungen, das Immunsystem plötzlich einen Weg findet, selbst weit fortgeschrittene Krebserkrankungen zu vernichten.

Außerdem gibt es auch Hinweise darauf, dass Menschen, die an schweren oder lebensbedrohlichen Infektionen litten, seltener an Krebs erkrankten. Auch in diesen Fällen scheint das Immunsystem besser gegen Krebs gerüstet zu sein
Daher ist es nahe liegend, dass die Krebsforscher auch diesen Weg beschreiten.

Die Selbstheilung aktivieren
Der Frage, in welcher Form das jeweilige Immunsystem "angestoßen" werden kann, ging auch ein Forscherteam unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant von der Medizinischen Universität Wien in fünf interklinischen Studien nach.

Ziel war die Etablierung von effektiven Mechanismen, mit denen das Immunsystem - wie bei Infektionskrankheiten - rechtzeitig auf die schädliche Tumorzelle aufmerksam wird und diese zerstört.

"Scharf gemachte" Abwehrzellen
Gespritzt wurden so genannte immunkompetente Zellen, die die spezifischen Oberflächenbeschaffenheiten der Tumorzellen erkennen. Diese Zellen wurden im Reagenzglas gezüchtet, vermehrt und "trainiert". Mit diesem "Wissen" sollen sie entweder selbst den Tumor anzugreifen oder andere immunkompetenten Zellen aktivieren.

Erste positive Erfahrungen mit dieser Impfung wurden bei Behandlung vom Schilddrüsenkarzinom, Leberkarzinom und Bauchspeicheldrüsenkarzinom gemacht.

Prof. Michael Gnant: "Im Zuge der Studien wurden alle notwendigen Zellkulturverfahren und Arbeitstechniken in unserem Labor erarbeitet und standardisiert. Gleichzeitig wurden In-vitro-Testsysteme entwickelt, die eine Aussage über die Qualität der induzierten Immunantwort erlauben." Gnant rechnet in den nächsten Jahren mit weiteren Bahnbrechenden Ergebnissen, die die "Krebsimpfung" zu einem effektvollen Mittel bei der Früherkennung und Bekämpfung von Krebs erlauben.