Die Alternative zum herkömmlichen Zahnersatz

06. Implantate

Bei einer Implantation pflanzt der Kieferchirurg oder Zahnarzt künstliche Wurzeln in den Kieferknochen. Als Material hat sich dabei in den vergangenen 20-30 Jahren Titan durchgesetzt. Das Besondere dieses Werkstoffes ist, dass er eine direkte molekulare Verbindung mit dem Knochen eingeht, was bei anderen Materialien nicht der Fall ist. Erst nach dem Einheilen werden die Zahnkronen, festsitzenden Brücken oder Prothesen auf die künstlichen Wurzeln gesetzt. Früher hat das Einheilen eines Implantats bis zur vollständigen Belastbarkeit drei bis neun Monate gedauert. Das hat sich mittlerweile geändert:

Implantat binnen einer Stunde
Es wurden erst vor kurzem neue, minimal-invasive Techniken entwickelt, bei denen das bisher übliche Aufschneiden des Zahnfleisches, um das Implantat einzusetzen, wegfällt. Zunächst wird mit einer Computertomographie ein dreidimensionales Bild des Kiefers erstellt. Basierend auf diesem digitalen Datenmaterial wird eine perfekt passende Kunststoffschiene mit den für die Implantation nötigen Bohrlöchern angefertigt. Bei einem einzigen Zahnarzttermin wird diese Bohrschablone dann am Kiefer befestigt, die Böhrlöcher im Zahnfleisch nahezu unblutig ausgestanzt und die Bohrung durchgeführt. Sofort danach kann der für zwei bis drei Monate notwendige provisorische Zahnersatz aufgeschraubt werden. Der Patient kann also - nach nur einer Stunde - mit neuen Zähnen die Ordination verlassen.

Diese Methode stellt die ideale Vorgehensweise dar und dürfte sich in den kommenden Jahren auch immer mehr durchsetzen. Ob sie angewendet werden kann, hängt aber unter anderem sehr von der Knochenqualität des jeweiligen Patienten ab.

Fehlender Knochen
Schlechtes Knochen-Material tritt zum Beispiel bei Menschen mit schweren Parodontitis-Erkrankungen auf oder bei Leuten mit altersbedingter Knochenatrophie. Oft ist fehlender Kieferknochen auch auf Unfälle zurückzuführen. Verzichten müssen aber auch solche Patienten nicht auf Implantate. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Knochen aufzubauen: durch eine Transplantation von körpereigenem Knochen oder durch die so genannte Osteodistraktion, bei der sich nach dem Auseinanderziehen von Knochenteilen im Zwischenraum neuer Knochen bilden soll oder durch den Einsatz von Knochenersatzmaterialien, ein rege beforschtes Gebiet der Zahnmedizin.

Tatsache ist aber, dass Implantologen nach wie vor in vielen Fällen auf körpereigenes Knochenmaterial angewiesen sind, wenn es darum geht, Kiefersubstanz aufzubauen. Bei geringem Materialbedarf wird Knochen aus dem Mundbereich abgeschabt. Ist die benötigte Menge größer, wird häufig der Beckenkamm als Knochenspender herangezogen. Unter Narkose wird ein kleiner Hautschnitt gemacht, von dem nur eine winzige Narbe zurückbleibt, und nach einem Tag darf man das Krankenhaus schon wieder verlassen.

Implantate sind fast immer und bis ins hohe Alter möglich, nur der Aufwand kann sich von Patient zu Patient - siehe Knochenaufbau - erheblich unterscheiden. In einigen Fällen kommen noch andere Faktoren hinzu, die das Setzen und auch die Haltbarkeit von Implantaten negativ beeinflussen: Rauchen und Stress zum Beispiel, die schon das Einheilen erschweren, ebenso wie Zähneknirschen oder bestimmte hormonelle Gegebenheiten vor allem bei weiblichen Patienten. Welche Form des Zahnersatzes schließlich gewählt wird, muss also immer von Fall zu Fall entschieden werden.

Derzeit werden in Österreich nur etwa drei bis vier Prozent fehlender Zähne durch Implantate ersetzt. Grund dafür sind die hohen Kosten dieser Methode. Und diese Kosten werden - wie es aussieht - eher steigen als sinken, denn das Innovationstempo auf diesem Gebiet ist enorm, zum Beispiel was die Knochenforschung betrifft.

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