Von der Gingivitis zur Parodontitis

04. Parodontale Erkrankungen

Die Gingivitis, eine Zahnfleischentzündung, wird durch bakterielle Plaques, also zäh anhaftende Biofilme ober- und unterhalb des Zahnfleisches ausgelöst. Dauert eine Gingivitis lange an und bleibt unbehandelt, kann die Entzündung von den Zahnfleischtaschen in die Tiefe vordringen und den Zahnhalteapparat nachhaltig schädigen. Man spricht dann von einer Parodontitis. Dieser aggressive Vorgang wird durch bakterielle Stoffwechsel- und Zerfallsprodukte ausgelöst, die Abwehrreaktionen des Körpers hervorrufen. Die Hauptrolle bei der Gewebszerstörung spielt das eigene Immunsystem, das versucht, die Eindringlinge loszuwerden. Unter anderem werden Eiweiße gebildet, die jedoch nicht nur die Bakterien angreifen, sondern auch das Eigengewebe, was letztlich zum Verlust von Bindegewebe und Knochen führt.

Erstes Anzeichen einer Parodontitis ist Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder beim Essen. In diesem Fall sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Wenn das Zahnfleisch bereits schwindet und Zahnhälse freiliegen, ist die Erkrankung schon weit fortgeschritten.

Risikofaktoren
Neben bakterieller Plaque gibt es noch einige zusätzliche Faktoren, die bei der Entstehung einer Parodontitis eine Rolle spielen. Dazu zählt vor allem das Rauchen: Nikotin beeinflusst sowohl das Gefäß- wie auch das Immunsystem negativ. Ein weiterer Risikofaktor ist Stress, aber auch erworbene Erkrankungen wie Diabetes mellitus. Bei einem geringen Prozentsatz der Bevölkerung spielen auch genetische Faktoren eine Rolle.

Eine schwere Parodontitis führt schließlich zum Schwund des Zahnfleisches, zu einer irreversiblen Zerstörung des Zahnhalteapparates und damit zum Verlust von Zähnen.

Therapie
Die Therapie parodontaler Erkrankungen beginnt mit dem Eindämmen der Entzündung und dem Entfernen des bakteriellen Biofilms durch eine professionelle Zahnreinigung. Eine antibiotische Therapie ist nur in Einzelfällen nötig.

In einem weiteren Behandlungsschritt werden unter Betäubung die Ablagerungen in den tiefen Taschen unter dem Zahnfleisch entfernt. Wenn eine sorgfältige Reinigung ohne direkte Sicht nicht möglich ist und die Zahntaschen besonders tief sind, wird das Zahnfleisch aufgeschnitten. Dann werden die Oberflächen der nun freiliegenden Zahnwurzeln gereinigt und das Zahnfleisch danach wieder vernäht.

Neben dieser reparierenden Behandlungsmethode gibt es auch eine regenerierende. Ziel ist es, einen an sich bereits verloren gegangenen Zustand wiederherzustellen. Dabei gibt es zwei Hauptansatzpunkte: Das eine sind Knochenersatzmaterialien, die entweder synthetisch oder von Tieren gewonnen werden, das andere ist die Regeneration über so genannte Schmelz-Matrix-Proteine. Diese sind gegenwärtig auch tierischen Ursprungs und sollen die natürlichen Zellen wieder zum Wachstum anregen, insbesondere zur Bildung neuer Zahntragender Strukturen.

Chronische und aggressive Parodontitiden
Ob eine Therapie erfolgreich verläuft oder nicht, ist je nach Art der Parodontitis, unterschiedlich: Die häufigste Form sind chronische Parodontitiden, die über Jahre und Jahrzehnte in Schüben verlaufen. Die Erfolgsaussichten sind bei rechtzeitiger parodontologischer Therapie, einer Umstellung der Lebensgewohnheiten (siehe Rauchen) und der Putzgewohnheiten dennoch gut. Ziel ist es, den Patienten zumindest bis ins hohe Alter eine Totalprothese zu ersparen.

Schwieriger ist die Therapie bei den aggressiven Parodontitiden. Diese treten vorwiegend im jugendlichen Alter auf und sind durch einen rapiden Knochenabbau gekennzeichnet. Betroffen sind davon in unseren Breiten allerdings nur etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Doch selbst in solch schweren Fällen kann man mit einer rechtzeitigen, gezielten und konsequenten Therapie seitens des Arztes und mit einer ebenso konsequenten Mundhygiene viel erreichen.

Parodontitis als Gesundheitsrisiko
Unbehandelte Parodontopathien können gravierende Folgen für die Gesamtgesundheit haben: Sie machen zum Beispiel anfälliger für Virusinfektionen, begünstigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erhöhen bei Schwangeren das Risiko einer Frühgeburt.

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