Ein hartnäckiger Mythos

07. Symptome und Diagnose

In der Bevölkerung hält sich ein Gerücht hartnäckig, nämlich dass das erste sichtbare Anzeichen einer beginnenden bzw. fortschreitenden Blutvergiftung ein roter Streifen sei, der sich kontinuierlich Richtung Herzen ausbreitet. Den viel zitierten "roten Streifen" gibt es zwar, doch handelt es sich dabei nicht um eine Sepsis, sondern um eine Entzündung der Lymphbahnen (Lymphangitis).

Die wichtigsten Symptome
Bereits im ersten Jahrhundert nach Christus beschrieb Celsus vier Hauptsymptome:

  • Dolor (Schmerz)
  • Calor (Fieber, Überwärmung)
  • Rubor (Rötung) und
  • Tumor (Schwellung).
Voraussetzungen einer Sepsis
Per Definition müssen bei der Sepsis zwei der nachstehenden Symptome vorliegen:

  • Die Körpertemperatur liegt über 38° C oder unter 36° C.
  • Die Herzfrequenz ist erhöht und liegt über 90 Schlägen pro Minute (normalerweise schlägt das Herz eines Erwachsenen 70 Mal pro Minute).
  • Die Atmung ist beschleunigt. Der Betroffene holt mehr als 20 Mal pro Minute Luft (normal wären etwa 14 Atemzüge).
All diese Symptome können aber auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Daher reichen sie nicht aus, um eine gesicherte Diagnose zu stellen. Eine Laboruntersuchung der Blutparameter ist notwendig.

Dabei finden sich im Blut vermehrt weiße Blutkörperchen (über 12.000 pro Mikroliter). Selten kommt es vor, dass Betroffene einen deutlich erniedrigten Wert (unter 4.000 pro Mikroliter) haben.

Diagnose "Schwere Sepsis"
Bei einer schweren Sepsis hat (zusätzlich zu den bereits genannten Hinweisen) bereits ein Organ versagt (z. B. die Niere). In diesem fortgeschrittenen Stadium ist die Funktion von Organen gestört, weil sie nicht mehr ausreichend durchblutet werden.

Lebensbedrohlich - der septische Schock
Von einem septischen Schock spricht man dann, wenn
  1. Der Nachweis einer Infektion erbracht wurde.
  2. Der Nachweis vorliegt, dass sich der Erreger bereits im Körper ausgebreitet hat.
  3. Eine arterielle Hypotonie - trotz Volumentherapie - besteht. Hierbei liegt der systolische Blutdruck unter 90 mm Hg oder der so genannte mittlere arterielle Blutdruck unter 70 mm Hg, in einem Zeitraum von mindestens zwei Stunden.
Zusätzliche diagnostische Maßnahmen
Wenn vermutet wird, dass ein so genannter zentralvenöser Katheter die Ursache für die Sepsis darstellt, muss er entfernt und auf mögliche Erreger untersucht werden. Ebenso wird ein Abstrich von der Punktionsstelle gemacht.

Bei beatmungsassoziierten Lungenentzündungen tritt eine Sepsis vor allem in den ersten Wochen auf, nachdem ein Patient intubiert wurde, Ernährungssonden gesetzt wurden usw. Neben einer Blutuntersuchung wird in diesen Fällen auch ein Thorax-Röntgen gemacht. Ist es zu Ergüssen in der Lunge gekommen, werden diese punktiert und die entnommene Probe mikrobiologisch untersucht.

Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
Österreichische Apothekerkammer
Gesundheitsressort der Stadt Wien

Zurück zu Sepsis