Der septische Schock
04. Die schwere Sepsis
29. September 2010, 00:35
In den fortgeschrittenen Stadien der Sepsis sind viele Funktionen eingeschränkt. Dies hat Auswirkungen auf den ganzen Organismus wie z. B. auf Organe und die Blutgerinnung.
Organe werden schlecht versorgt
Kommt es zu einem starken Blutdruckabfall, werden alle Reserven aus dem Körperaußenbezirken zu den lebenswichtigen Organen (Gehirn, Herz, Lunge) "umgeleitet". Auch hier gibt es eine Rangordnung. Organe, die eine niedrigere Priorität haben wie z. B. Nieren oder Leber werden daraufhin weniger versorgt. Ihre Funktion ist eingeschränkt, Schadstoffe können teilweise nicht mehr ausgeschieden werden und verbleiben im Blut. Der Stoffwechsel beginnt daraufhin zu entgleisen.
Notstand im Gehirn
Während einer schweren Sepsis kann das Gehirn den Sauerstoff nicht optimal nutzen, auch wenn noch genügend vorhanden ist. Haben bereits die Nieren und die Leber ihren Dienst aufgegeben und ist der Stoffwechsel entgleist, wird auch das Gehirn unterversorgt. Schmerzen werden vom Patienten kaum mehr wahrgenommen, danach kommt es zur Verwirrtheit. Zuletzt verliert er das Bewusstsein.
Auswirkungen auf die Blutgerinnung
Bei einer Infektion werden natürliche Entzündungssubstanzen wie z. B. der Tumor-Nekrose-Faktor alpha (TNF-alpha) und Interleukin-1 (IL-1) ausgeschüttet. Die wiederum aktivieren die Freisetzung verschiedener entzündungsverstärkender (inflammatorischer) Substanzen. Bei einer Sepsis kommt es darüber hinaus aber auch zu einer so genannten antiinflammatorischen Reaktion und zu einem programmierten Zelltod der Immunzellen. Wie genau dieses Zusammenspiel funktioniert, ist derzeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.
Die Folgen
Die Blutgerinnung wird aktiviert, das Blut wird dickflüssiger. Weiters werden Blutgerinnungshemmende Substanzen daran gehindert ihre Funktion auszuüben. Es kommt an verschiedenen Stellen in den kleinen Blutgefäßen zur Bildung von Thromben.
Die innerste Zellschicht der Gefäßwände (Endothel) setzt Stoffe frei, die Leukozyten anlocken. Sobald die Leukozyten an die Endothelschicht anstreifen, werden sie aktiviert. Ein sinnvoller Vorgang, denn er dient der Vernichtung von Krankheitserregern. Die Kehrseite ist, dass dabei auch die Endothelzellen geschädigt werden. Dünne Kapillaren werden "porös", Flüssigkeit tritt in das Zellzwischengewebe aus. Es kommt zu einer Verschiebung des Flüssigkeitshaushaltes, denn die fehlende Flüssigkeit führt zu einem starken Mangel an Volumen. Die im Kreislauf zirkulierende Blutmenge sinkt rapide, Organe können nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.
Beim septischen Schock wird auch Stickoxid freigesetzt, was wiederum bewirkt, dass sich die Gefäße erweitern. Der arterielle Blutdruck wird zusätzlich gesenkt. Das Herz pumpt noch weniger Blut und die Versorgung der Organe wird immer geringer.
Experten vermuten, dass bei fortgeschrittenen Stadien der Sepsis darüber hinaus eine Fehlfunktion der Hormonproduktion eine Rolle spielt. Ebenso wird zu wenig Insulin produziert.
Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
Österreichische Apothekerkammer
Gesundheitsressort der Stadt Wien
Zurück zu Sepsis