Die Sepsis im Spiegel der Geschichte

02. Historie

Das Wort "Sepsis" prägte bereits Hippokrates. Es stammt aus dem Griechischen Wort für faul machen.

Von Sina zu Semmelweis
Ibn Sina (979-1037) dokumentierte, dass "faules Blut" (Septikämie) bei Betroffenen Fieber auslöst. Einige Jahrhunderte lang wurde wenig an den Ursachen und den Abläufen bei der Sepsis geforscht. Man stützte sich auf alt bekanntes Wissen.

Im 17. Jahrhundert erkannte der Arzt Herrmann Boerhave, dass die Sepsis durch Erreger von außen (Luft) verursacht wird. Diesen Gedanken weiterspinnend, entstand die Theorie Justus von Liebigs, dass erst der Kontakt einer Wunde mit Sauerstoff eine Sepsis auslösen würde.

Einen großen Schritt bei der Erforschung der Ursachen für eine Sepsis, setzte der allseits bekannte Ignaz Semmelweis im 19. Jahrhundert.

Zu dieser Zeit starben viele Wöchnerinnen am Kindbettfieber. Einen Grund für die hohe Sterblichkeitsrate an seinem Krankenhaus sah Ignaz Semmelweis nach genauerer Betrachtung in mangelnder Hygiene.

Zu diesem Zeitpunkt war es nämlich üblich, dass Medizinstudenten nach ihren Übungen in der Pathologie Wöchnerinnen untersuchten, und dies ohne Handschuhe und ohne vorherige Desinfektion.

Semmelweis vermutete, dass dabei kleine Partikel von Leichenteilen in das Blut der Wöchnerinnen gelangen und das Kindbettfieber auslösen könnten. Er bestand darauf, dass vor einer Untersuchung "seiner" Wöchnerinnen die Hände mit einer Chlorkalklösung gewaschen werden müssen. Obwohl alleine diese Maßnahme die Sterblichkeit auf seiner Station um 2,5 Prozent senkte, setzte sie sich nicht durch.

Entdeckung der Bakterien
Louis Pasteur entdeckte, dass Prozesse wie Fäulnis und Verwesung durch kleinste einzellige Lebewesen verursacht wurden. Er nannte sie Bakterien und/oder Mikroben. Außerdem stellte er fest, dass diese Krankheitserreger in einer Flüssigkeit durch Erhitzen abgetötet werden können.

Robert Koch führte die Dampfsterilisation medizinischer Gerätschaften ein. Dabei stützte er sich auf die Untersuchungen von Joseph Lister.

Revolution in der Therapie
Obwohl die unterschiedlichen Desinfektionsverfahren gute Dienste leisteten, starben immer noch viele Menschen an einer Sepsis. Erst mit der Entwicklung der Antibiotika konnte die Sterblichkeitsrate weiter gesenkt werden.

Im Jahre 1910 entdeckte Paul Ehrlich eine giftige Arsenverbindung (Salvarsan), die bei der Behandlung der Syphilis eingesetzt wurde. Leider hatte dieses synthetisch hergestellte Antibiotikum schwere Nebenwirkungen.

Das erste Sulfonamid "Prontosil" wurde 1932 entdeckt. Sulfonamide werden noch heute (z. B. Sulfamethoxazol) eingesetzt. Im Jahr 1928 wurde das erste Antibiotikum aus Naturstoffen entdeckt. Es war das Penicillin, der Entdecker Alexander Fleming. Seit damals wurde das Penicillin weiterentwickelt.

Heute stehen der Medizin zahlreiche Gruppen von verschiedenen Antibiotika zur Therapie von Infektionskrankheiten zur Verfügung.

Die moderne Definition der Sepsis
1989 von veröffentlichte Roger C. Bone: "Sepsis ist definiert als eine Invasion von Mikroorganismen und/oder ihrer Toxine in den Blutstrom zusammen mit der Reaktion des Organismus auf diese Invasion."

Seit 1991 (damals wurde diese Definition von einer Konsensus-Konferenz des American College of Chest Physicians und der Society of Critical Care Medicine weitergeführt) ist diese Definition verankert. Darüber hinaus gibt es weitere definierte Begriffe, mit deren Hilfe man die unterschiedlichen Schweregrade und Formen einer Sepsis unterscheiden kann:

  • Bakteriämie (Vorkommen lebensfähiger Bakterien im Blut)
  • Systemic Inflammatory Response Syndrome (SIRS), Generalisierte hyperinflammatorische Reaktion verschiedener Ursachen (z. B. Infektion, Verbrennung, Trauma)
  • Sepsis, SIRS hervorgerufen durch eine Infektion
  • Schwere Sepsis, Sepsis mit Organdysfunktionen
  • Septischer Schock; Sepsis mit Schock

Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
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Gesundheitsressort der Stadt Wien

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