Belastung der Rückenmuskulatur
02. Fehlhaltungen und Schultaschen
29. September 2010, 00:35
Mehr und mehr Kinder machen viel zu wenig Bewegung. Dadurch ist die Rückenmuskulatur beim Tragen der Schultasche häufig überfordert. Wird an dieser Situation nichts geändert, kann dies - so die Vermutung von Experten - die Entstehung einer Skoliose eines Morbus Scheuermann begünstigen. Gesichert sind diese Vermuten jedoch noch nicht. Was jedoch als erwiesen gilt ist, dass bei falscher oder zu starker Belastung die Wachstumsfugen geschädigt werden.
Bevor eine Schultasche gekauft wird, sollten drei wichtige Faktoren bedacht werden:
- die Tragleistung eines Schulkindes sowie Haltungsänderungen unter Belastung,
- die Art wie die Schultasche getragen wird (einseitig oder symmetrisch) und
- die Bauart der Schultasche.
Von einer mittelschweren Trage- und Hebearbeit spricht man dann, wenn die Belastung zehn Prozent des Körpergewichts des Kindes entspricht oder darüber liegt. Mit dem Wachstum nehmen Gewicht und Muskelkraft des Kindes zu. Dementsprechend steigt auch die Belastbarkeit.
Hohlkreuz und Rundrücken
Da die Haltung bei Kindern noch nicht festgelegt ist, reagieren sie bei Über- und Fehlbelastung mit Haltungsänderungen. Der Körper versucht das Gewicht einer Last so gut wie möglich zu verteilen. Ist dies auf Grund schwacher Muskulatur oder einseitiger Belastung nicht möglich, ergeben sich zwei Fehlhaltungen: ein Hohlkreuz oder Rundrücken.
Beim Hohlkreuz werden Becken und Bauch nach vorne gekippt. Dadurch wölbt sich auch die Lendenwirbelsäule vorwärts. Das Kind stellt die Schultasche im Hohlkreuz ab.
Der Rundrücken entsteht durch starkes Aufrichten des Beckens. Dabei neigt sich der Oberkörper nach vorne und die Schultasche wird am Rundrücken hochgenommen.
Wie das Tragen erträglich wird
Je näher eine Last am Körper getragen wird, umso geringer sind auftretende Hebelkräfte, die eine Last noch schwerer machen. Einseitiges Tragen bewirkt eine Schiefhaltung des Rumpfes. Durch symmetrisch am Rücken getragene Schultaschen oder Rucksäcke können seitliche Fehlhaltungen vermieden werden.
*Die genormte Schultasche
Für Schultaschen gibt es Standards, welche die Gesundheit der Kinder erhalten sollen. Die ÖNORM A2170 regelt die ergonomischen und sicherheitstechnischen Anforderungen an Schultaschen für die Zielgruppe der sechs- bis 12-jährigen Schüler.
Außerdem regelt die ÖNORM die funktionsgemäße Gestaltung der Schultaschen wie z. B. die Lebensdauer der Verschlussteile und die Wasserdichtheit. Überdies werden Empfehlungen über die Zusammenhänge zwischen Körpermaß, Tragmaße und Innenabmessungen der Schultaschen gegeben.
Tipps zu Gewicht und Größe von Schultaschen:
- Das Eigengewicht von Schultaschen sollte nicht zu groß sein (1 bis 1,7 Kilogramm).
- Die bepackten Schultasche soll zehn Prozent bis 12,5 Prozent des Körpergewichts des Kindes nicht überschreiten.
- Die Schultasche sollte die richtige Größe haben, Bücher oder Hefte extra in einem Sackerl zu tragen ist kontraproduktiv.
- Die Schultasche oder der Rucksack soll immer mit beiden Riemen auf beiden Schultern getragen werden.
- Tragriemen müssen gepolstert sein und eine bestimmte Dehnfähigkeit haben und Zugbelastung aushalten.
- Die Schultasche muss der Rückenform des Trägers angepasst sein.
- Die Schultasche soll an beiden Schulterblättern anliegen, ihre Unterkante möglichst an beiden hinteren Beckenkämmen eine Abstützung finden.
- Trageriemen immer straff ziehen, damit die Tasche am Körper anliegt. Damit wird die Hebelwirkung verkleinert.
- Schwere Bücher in Rückennähe packen, Lasten gleichmäßig verteilen.
Auch für das Lehrpersonal an Schulen gibt es Empfehlungen, um das Gewicht der Taschen zu reduzieren.
Auszüge aus dem Erlass GZ 40.000/61-III-13/93:
- Wenn möglich, sollte sich das Lehrerteam abstimmen, damit an einem Tag nicht zu viel an Belastung anfällt und an anderen Tagen die Schultasche fast leer ist.
- Gewünscht wird auch eine vermehrte Zusammenarbeit von Schulärztinnen und Schulärzten mit Erziehungsberechtigten. Dies vor allem dann, wenn der Verdacht einer Haltungsschwäche besteht.
Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
Österreichische Apothekerkammer
Gesundheitsressort der Stadt Wien
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