Definition und Aufgaben
03. Die Ganganalyse
29. September 2010, 00:35
Unter Ganganalyse versteht man ein spezielles, diagnostisches Verfahren, bei dem das Gangverhalten und die Muskelkontraktionen gemessen werden. Leider ist die Ganganalyse als diagnostische Maßnahme aufgrund hoher Kosten noch nicht sehr verbreitet. Außerdem dauert diese Diagnoseform mehrere Stunden und ist daher personalintensiv.
Messung der Parameter
Während der Patient geht, laufen Videokameras mit. Diese sind rund um den Patienten aufgestellt, damit der Gang aus unterschiedlichen Perspektiven aufgenommen werden kann. Messplatten, die in den Boden eingelassen sind, geben Auskunft über jene Kräfte, die beim Gehen an den Gelenken der unteren Extremitäten (Sprunggelenk, Kniegelenk, Hüftgelenk) wirken.
Um das Verhalten bestimmter Muskelgruppen während des Bewegungsvorganges analysieren zu können, wird die so genannte Oberflächenelektromyographie eingesetzt. Dabei werden Elektroden an der Haut befestigt, deren Ergebnisse - ähnlich wie bei einem EKG - in Kurven auf einem Bildschirm erscheinen.
Laufband-Gangsymmetrie
Moderne Laufbandmotoren werden elektronisch geregelt. Sie können lastunabhängig, die Geschwindigkeit des Bandes konstant halten. Durch die Kräfte beim Gehen und dem Regelmechanismus wird der Motorstrom verstärkt oder vermindert.
Eine speziell im Labor entwickelte Elektronik misst die Änderung des Motorstroms und wandelt diese in digitale Signale um. Die Untersuchung kann bei verschiedenen Laufband-Geschwindigkeiten vorgenommen werden und ist daher standardisiert wiederholbar.
Für die Auswertung werden die Motorstromänderungen in einzelne Zyklen zerlegt und statistisch weiterverarbeitet. Eine Zerlegung in Frequenzanteile, ermöglicht ein anschauliches Bild über die Symmetrie des Ganges.
Der Ablauf
Nachdem der Patient einer kurzen klinischen Untersuchung unterzogen wurde, muss er auf einer ca. zehn Meter langen Strecke gehen. Das wird auf Video festgehalten. Danach werden an bestimmten Stellen der Beine reflektierende Markierungen in Kugelform mittels Klebeband angebracht. Danach muss der Patient erneut gehen. Auch das wird per Video aufgezeichnet.
Ist dies erledigt, werden die Markierungen wieder entfernt und stattdessen Einmalelektroden über bestimmten Muskelgruppen befestigt wie z. B. dem Kniestrecker, Kniebeuger, der Wadenmuskulatur, dem Fußheber etc. Damit ist es möglich, Muskelpotentiale während des Ganges aufzuzeichnen.
Die Auswertung
All diese Daten werden mit Hilfe einer speziellen Software ausgewertet. Zusammen mit der Anamnese und anderer klinischer Untersuchungsergebnisse kann sich der Orthopäde ein Bild vom Ausmaß der orthopädischen Erkrankung machen.
Ein wesentlicher Vorteil der Ganganalyse ist, dass auch Daten nicht sichtbarer Funktionen erfasst werden können, wie z. B. der Muskelkoordinierung, der Muskelkontraktion usw.
Weiters können Ganganalyse-Daten an Fachkollegen weitergeleitet werden, die sich auf dieser Grundlage - auch ohne persönlichen Kontakt - ein gutes Bild vom Zustand des Patienten machen können.
Ganganalyse und Spitzensport
Die Ganganalyse wird bei Spitzensportlern schon seit Jahren angewandt. In diesem Bereich dient sie vor allem dazu, Bewegungsabläufe zu optimieren oder ungenutzte Leistungspotentiale bzw. Probleme mit dem Bewegungsapparat zu erkennen.
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