Erste Versuche vor über 20 Jahren

09. Hauttransplantate

Die Züchtung menschlichen Gewebes und die erfolgreiche Verpflanzung gelang plastischen Chirurgen erstmals im Jahr 1981 in Form von Gewebetransplantaten bei Hauttumoren und Verbrennungen. In der heutigen Zeit können Hautareale bereits großflächig transplantiert werden.

Verpflanzt wird Eigenhaut, die zuvor von einer anderen Körperstelle entnommen wird. Durch verfeinerte Methoden der Gewebe-Präparation können Gewebetransplantate optimal an die verschieden großen Defekte angepasst werden.

Abhängig von der Art der Wunde werden verschiedene Verfahren angewendet. Man kann ganze Hautteile (Vollhaut) einer Körperstelle entnehmen und an anderer Stelle wieder einsetzen. Diese Methode eignet sich für kleine, tiefe Hautdefekte. Die Transplantate umfassen alle drei Hautschichten, bei Bedarf sogar darunter liegende Muskulatur.

Weiters gibt es die Möglichkeiten hauchdünne Schichten der Oberhaut (Spalthaut) zu transplantieren oder Eigenhaut zu züchten.

Die Spalthauttransplantation
Ist die Wunde gesäubert, kann sie durch eine so genannte Spalthauttransplantation verschlossen werden. Sie eignet sich vor allem zur Abdeckung großflächiger Wunden. Dabei werden aus einem gut durchbluteten, gesunden Körperareal (z. B. Oberschenkel) hauchdünne (ca. 0,3 - 0,4 Millimeter dicke) Hautstreifen entnommen. Diese entnommene Haut ist in der Regel deutlich kleiner, als die Wunde selbst.

Mit einem speziellen Instrument setzt der Chirurg kleine Schnitte in den Streifen. Es entsteht ein Netz, das auf ein Mehrfaches seiner ursprünglichen Größe auseinander gezogen werden kann. So können auch größere Wunden bedeckt werden. Die Entnahmestelle bleibt klein.

Die Zwischenräume des Netzes wachsen von den Rändern her zu. Dies hat den Vorteil, dass durch die Netzmaschen im mittleren Bereich noch länger Blut und Wundsekrete abfließen können. Nach einem solchen Eingriff wird diese Stelle einige Zeit ruhig gestellt.

Grenzen der Chirurgie
Durch die Fortschritte in der Intensivmedizin und der plastischen Chirurgie können Menschen überleben, bei denen mehr als 70 Prozent (maximal jedoch 80 Prozent) der Körperoberfläche verbrannt sind. Dabei reicht die autologe Spalthautdeckung aufgrund der Größe der Wunde meist nicht mehr aus.

Um großflächige Wunden decken zu können, muss speziell behandelte Haut z. B. von Spendern oder Xenotransplantate (Schweinehaut, Froschhaut) verwendet werden. Dabei besteht die Gefahr einer Abstoßungsreaktion (ca. nach 14 Tagen). Danach werden diese Transplantate wieder entfernt und Schritt für Schritt durch Eigenhaut ersetzt.

Züchtung von Eigenhaut-Transplantaten
Seit Jahren versuchen Wissenschafter Haut im Reagenzglas zu züchten: ein schwieriges Unterfangen, da die Haut sehr komplexes Organ ist. Entnommene Hautzellen werden dabei auf Nährböden zum Wachstum angeregt.

Einzelne Schichten der Haut können bereits gezüchtet und bei ausgesuchten Brandopfern erfolgreich transplantiert werden. Etabliert ist die Züchtung von Oberhautzellen auf Fibroblasten (Bindegewebszellen). Diese Implantate können aber nur dann verwendet werden, wenn - trotz massiver Verletzung - noch ein Teil der Lederhaut intakt ist. Ist auch das Unterhautgewebe geschädigt, dann kommt diese Methode nicht in Frage. Gute Ergebnisse wurden vor allem bei Kindern erzielt.

Der Nachteil bei der Züchtung autologer Hautzellen ist, dass dieser Labortechnische Vorgang etwas drei Wochen dauert. Und das ist für Menschen, die z. B. großflächige Verbrennungen haben, zu lange. In diesen Fällen greift man auf allogen Spenderzellen zurück.

Wie haften transplantierte Hautzellen?
Die kultivierten Zellen können auf verschiedenen Matrix-Substanzen aufgetragen werden z. B. auf Kollagennetze oder Fibrinkleber. Leider können mit der Transplantation von Ober- und Lederhaut aus dem Labor noch nicht die gleichen guten Ergebnisse erzielt werden, wie bei der Eigenhauttransplantation (Spalthauttransplantation).

Wie und warum sich Spenderzellen in die Haut integrieren, darüber scheiden sich die Geister. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass implantierte Haut, nachdem sich die geschädigte Haut regeneriert hat, wieder abgestoßen wird. Andere vermuten, dass sich die kultivierten Zellen in den Zellverband der Haut einfügen.

Woher stammen die Spenderzellen?
Hautzellen können auf unterschiedliche Weise gewonnen werden. Bei Operationen z. B., in denen Bauchschürzen weg geschnitten werden, ist Hautgewebe quasi ein "Abfallprodukt". Natürlich wird es nicht als solches behandelt. Denn bevor Zellen entnommen werden, wird die Spenderhaut vielen Tests unterzogen - und diese sind, genau so wie bei der Transplantationen innerer Organe - umfassend. Weiters kann Spenderhaut von Verstorbenen gewonnen werden.

Aktuelle Forschungen
In einem Schweizer Labor des CHUV Zentrums (Centre Hospitalier Universitaire Vaudoisin Lausanne), haben Forscher bereits zwei Quadratzentimeter große Hautareale in Kulturen angesetzt und zum Wachsen gebracht. Die erste Verpflanzung der so gezüchteten Haut konnte nach ca. zwei Wochen erfolgen. Weitere Transplantationen erfolgten im Abstand von acht bis zehn Tagen.

Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
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