Reflex- und lokale Wärmetherapien

02. Physikalische Medizin

Im Bereich der physikalischen Medizin werden eine ganze Reihe von Methoden angewandt, die auf ganz unterschiedliche Weise Wärme bis zu einer Tiefe von etwa drei Zentimetern in den Körper bringen sollen.

Wirksam aber kaum beweisbar
Viele dieser Methoden sind nachweislich wirksam, obwohl wissenschaftliche Erklärungen für die genauen Wirkmechanismen noch ausstehen. Das liegt zum Teil daran, dass die angewendeten Methoden teilweise sehr alt und daher nicht patentierbar sind, was das Interesse der profitorientierten Medizinindustrie beschränkt.

Andererseits sind wissenschaftlich saubere Studien mit Placebo-Kontrolle kaum durchführbar. Dazu müsste man ein Scheinmedikament bei einer Kontrollgruppe einsetzen und ein solches ist im Bereich der Wärmetherapie nur schwer vorstellbar. Wie soll man jemandem eine Wärme- oder Kältebehandlung vortäuschen?

Bekannte Wirkungen
Manche Wärmewirkungen hat die Wissenschaft jedenfalls schon ganz gut vermessen. So wurden beispielsweise bei einem Überwärmungsbad, bei dem die Körpertemperatur um durchschnittlich 1,8 Grad steigt, erhöhte Kortisolwerte und eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen nachgewiesen. Damit können geschwächte Abwehrkräfte mobilisiert werden. Langandauernde Wärme entspannt auch nachgewiesenermaßen die Muskeln und erhöht die Dehnfähigkeit des Gewebes wird verbessert. Schon bei einer Erwärmung der Körpertemperatur um ein Grad Celsius steigt auch der Puls um 15 bis 20 Schläge pro Minute.

Wärmepackungen
Bei den Wärmepackungen spielt nicht nur der physikalische Vorgang eine Rolle, sondern auch die chemische Zusammensetzung der verwendeten Substanzen. Die Bandbreite ist groß: Fango, Parafango, Moorbäder, Torf, Munari, Klärschlamm oder Paraffin. Jede dieser Substanzen enthält unterschiedliche Bestandteile, die neben der Durchblutungssteigerung verschiedene Stoffwechselvorgänge in den damit behandelten Hautarealen bewirken.

So ist etwa der häufig verwendete "Eifelfango" ein Mineralschlamm aus Ablagerungen vulkanischen Ursprungs. Er besteht aus Substanzen wie Kiessäure, Aluminiumoxyd, Eisenoxyd, Tonerde und Magnesium.

Der Abanofango wiederum unterscheidet sich von allen anderen dieser Welt durch seinen hohen Anteil an lebenden Algen - Algen, die Temperaturen von über 80 bis 87 Grad Celsius aushalten und sich sogar dabei vermehren. Diese Algen sind von so niedriger Entwicklungsstufe, dass sie aus der Urzeit der Erde stammen müssen, einer Zeit, als unser Globus noch mit sehr heißem Wasser bedeckt war. Der Fanghi besteht zudem aus Sand, Pflanzenerde, Lehm, radioaktiven Gasen und 30 bis 60 Prozent Mineralwasser. Seit Jahrhunderten kommen Patienten nach Abano, dem Ort der Erlösung von Schmerz - erhielt Abano doch seinen Namen aus dem griechischen "A-Ponus", was "keine Schmerzen mehr" bedeutet.

Die Endringtiefe von Wärmepackungen ist mit etwa 15 Millimeter begrenzt. Allerdings können derartige Methoden wie eine Reflextherapie wirken.

Wärme wirkt auf Reflexbahnen
Reflextherapie bedeutet, dass die Wärmeanwendung über Nervenbahnen auch innere Organe beeinflusst. Ein Effekt, den jeder Anwender von Wärmeflaschen wohl bestätigen kann, der aber ebenfalls noch wenig erforscht ist. Die Reflexwirkung ist aber sicherlich ein Grund dafür, warum Thermotherapie auf den ganzen Körper wirken kann, und nicht nur an jenen Stellen, wo die Wärme unmittelbar appliziert wird.

Bei psychosomatischen Erkrankungen und Nervosität etwa kann eine Wärmetherapie entspannend und beruhigend wirken. Deshalb wird sie auch bei Unruhe- und Erregungszuständen im Zusammenhang mit psychischen Krankheiten eingesetzt.

Beschwerden des Bewegungsapparates
Das Hauptanwendungsgebiet aller lokalen Wärmetherapien aber sind die Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates im chronischen Stadium. Paraffinbäder etwa werden häufig bei Arthrosen der Fingergelenke eingesetzt, einer verbreiteten Form der rheumatischen Erkrankungen. Dabei wird für etwa 20 Minuten eine rund 45 Grad heiße Paraffinschicht auf die betroffenen Gliedmaßen aufgebracht.

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Gesundheitsressort der Stadt Wien

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