Netzwerker par excellence

01. Porträt Giulio Superti-Furga

Niemand würde heute auf die Idee kommen, allen fehlsichtigen Patienten ein und dasselbe Linsenmodell verschreiben. Je nachdem, ob jemand kurzsichtig oder weitsichtig ist, schielt oder Astigmatismus hat, bekommt der Betroffene eine speziell auf seine Bedürfnisse abgestimmte Brille.

Eine solche individuelle Anpassung wünscht sich Univ.-Prof. Dr. Giulio Superti-Furga nicht nur für Brillengläser, sondern auch ganz allgemein für diagnostische und therapeutische Methoden. Superti-Furga ist seit Jänner 2005 Geschäftsführer und Wissenschaftlicher Direktor des "Forschungszentrum für Molekulare Medizin", einem jüngst gegründeten Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Molekulare Medizin liegt im Trend: Sie soll unser Leben ähnlich nachhaltig revolutionieren wie die Ingenieurswissenschaften im 20. Jahrhundert.

Forschung, Lehre, Industrie
Superti-Furga wurde 1962 in Mailand geboren. Er studierte an der Universität Zürich, am Wiener Institut für Molekulare Pathologie (IMP) sowie am Biotech-Unternehmen Genentech Inc. das Fach Molekulare Biologie.

Nach seiner Dissertation forschte Superti-Furga 14 Jahre lang am renommierten European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehören die Erforschung von Regulationsmechanismen der Tyrosin-Kinasen in Krebszellen sowie die Analyse der Organisationsprinzipien des Proteoms in höheren Organismen.

Steiniger Weg zur Umsetzung
Irgendwann, so Superti-Furga, habe es ihm nicht mehr "ausreichend Genugtuung" verschafft, seine Forschungsergebnisse "nur" zu publizieren. Er wünschte sich, dass seine Forschungsergebnisse den Transfer in die klinische Anwendung schaffen würden. Jedoch: "Der Weg von einer Beobachtung im Labor bis zur klinischen Umsetzung ist sehr mühsam. Man braucht Kapital, Personal und Risikobereitschaft."

Im Jahr 2000 war Superti-Furga Mitbegründer der Biotechnologie-Firma "Cellzome Inc." mit Standort in Heidelberg. Bis Ende 2004 war er wissenschaftlicher Direktor der Firma.

Rückkehr nach Östereich
"Österreich ist überschaubar, das erinnert mich an Italien. Die Wissenschaftsszene hat die richtige Größe: Klein genug, um einander zu kennen, groß genug, um nicht provinziell zu wirken.", so Superti-Furga. Seit Jänner 2005 lebt der Molekularbiologe mit seiner Familie in Wien. Seine Frau ist gebürtige Wienerin und Kunsthistorikerin. Sie haben zwei Kinder (Josefine, neun Jahre und Giovanni, elf Jahre).

Der wissenschaftliche Nachwuchs in Wien hätte sehr hohes Niveau, so Superti-Furga. Er ist weiters Gastprofessor für Molekulare Pharmakologie an der Medizinischen Universität Wien und unterrichtete bereits an der Universität von Bologna das Fach Biotechnologie.

Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
Österreichische Apothekerkammer
Gesundheitsressort der Stadt Wien

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