Angewandte Glücksforschung

08. Erkenntnisse und Tipps

Glücksforschung, Psychosomatische Medizin und Positive Psychologie zeigen Wege auf, wie jeder Mensch sich die Erkenntnisse über die Zusammenhänge von Glück und Gesundheit zu Nutze machen kann. Zusammengefasst gibt es eine Reihe von Tipps zu Einstellungen und Handlungsrichtlinien, die der Einzelne individuell nutzen kann, um mehr Glücksfähigkeit zu erlangen. Hier einige Beispiele:

Lösungsorientiert denken
"Es ist nicht so, dass manche Leute mehr Glück haben als andere", erklärt Martin Seligman. "Die Glücklichen gehen nur anders mit den Ereignissen um. Sie fragen zum Beispiel nicht "Warum passiert etwas?" sondern "Wozu geschieht es?"Jene Menschen, die leichter leben, haben genau so viel Pech wie andere Menschen auch und erleiden statistisch gesehen sogar im Durchschnitt die gleiche Anzahl an Schicksalsschlägen. Aber sie vergeuden nicht so viel Zeit mit Fragen wie: "Warum passiert das ausgerechnet mir?" oder "Warum muss das überhaupt sein?", sondern sie fragen: "Wozu ist das gut?", "Wie kann ich dieses Problem lösen?", "Was kann ich jetzt tun, um meine Situation zu verbessern?" oder "Welche Möglichkeit gibt es jetzt für mich, um weiter zu kommen?".

Entscheidungsfreude
Glückliche fällen ihre Entscheidungen schneller und deutlicher und gehen lieber das Risiko falscher Entscheidungen ein, statt sie hinauszuzögern und auf die lange Bank zu schieben. Sie erledigen, was ansteht, statt es anzuhäufen.

Wer aufräumt und Liegengebliebenes anpackt, fühlt sich nicht als Opfer, sondern als Gestalter seines Schicksals, und das gehört auch wesentlich zum Glück.

Verzicht auf schlechte Nachrichten
Besonders fröhliche Leute verbringen nicht einmal ein Fünftel der Zeit vor dem Fernseher wie Durchschnittsbürger und sie studieren seltener die Tageszeitungen. Psychologische Erklärung der Glücksforscher: Fernsehen und Tagespresse erreichen ihre Quoten mit Katastrophen, Morden und Bad News. Wer darauf verzichtet, hat ein sonnigeres Weltbild.

Wenige, aber gute Freundschaften
Viele Leute zu kennen, ist nicht das Entscheidende, ermittelten die Glücksforscher. Prof. Seligman: "Es kommt auf das Gefühl der Verbundenheit an.

Und das kann nur mit einer begrenzten Zahl von Menschen entstehen. Nur solche Beziehungen stärken das Vertrauen, das Gefühl des Aufgehobenseins und jenes der Geborgenheit." Allen glücklichen Menschen gemeinsam ist das Talent zur Freundschaft. Seligman: "Das bedeutet Regelmäßigkeit, Pflege und Initiative. Und Auswahl: sie umgeben sich mit aufbauenden und unterstützenden Leuten"

Dankbarkeit
Die Glücklichen sind dankbarer. Einfach, weil sie glücklich sind? "Nein", meint der Glücksforscher Prof. Mihaly Csikzentmihaliy, "es ist umgekehrt: Sie sind glücklich, weil sie dankbar sind. Menschen, die mit dem Schicksal hadern, richten ihre Aufmerksamkeit auf das, was sie unzufrieden macht. Die Glücklichen hingegen haben ihren Blick trainiert für die Dinge, die erfreulich sind."

Dosierte Risikobereitschaft
Leute, die leichter leben, verlassen immer wieder ihre Komfortzone, ihren Kreis der Alltagsgewohnheiten. So wird der Bereich im Leben genannt, der gewohnt und automatisiert ist, der sicher zu sein scheint, der einen immer wieder bestätigt. Prof. Seligman: "Wachstum zum Glück findet außerhalb der Komfortzone statt. Wer nie scheitert, entwickelt sich nicht und kann auch nicht glücklich werden, denn er fürchtet sich vor Unvorhersehbarem. Ihm fehlt die Erfahrung der eigenen Stärke und Überwindungskraft".

Leben im Augenblick
Glückliche Leute haben weniger das Gefühl, dass ihnen die Zeit entgleitet und leben stattdessen mehr im Augenblick. Laut Glücksforscher Mihaly Csikzentmihaly liegt das vor allem an der Fähigkeit zur Konzentration: "Wer in dem aufgeht, was er gerade macht, bewegt sich in einer Sphäre der Zeitlosigkeit."

Spiritualität
Spirituelle Menschen sind nach den Erkenntnissen der Glücksforschung tendenziell glücklicher. Dabei zeigen sich keine Unterschiede zwischen den einzelnen Religionen und auch spirituelle Agnostiker sind besonders glücksfähig. Es scheint dabei nicht um Religion zu gehen, sondern um den Glauben an einen Sinn im Leben und an verbindliche Wertvorstellungen.

Altruismus
Anderen Menschen Gutes zu tun, erhöht die eigene Glücksfähigkeit. Ursache dafür scheinen die Spiegelneuronen im menschlichen Gehirn zu sein. Das Glücksgefühl der anderen Menschen wirkt unmittelbar auf den Wohltäter zurück. Anonymes Spenden wirkt dabei dementsprechend weniger stark, als tätige, persönliche Hilfestellung.

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