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Die schreibende Sängerin Erika Pluhar
29. September 2010, 00:35
Über Gott und meine Welt
"Wenn man aufhört, sich zu verändern, wird man wie ein Stein". So das Lebensmotto der Sängerin, Autorin und Schauspielerin Erika Pluhar, die ihre künstlerische Vielfältigkeit immer wieder aufs Neue demonstriert.
Wenn im Ausland von "starken österreichischen Frauen" die Rede ist, dann fällt sehr bald der Name Erika Pluhar. So vielseitig die Wiener Allround-Künstlerin begabt ist, so vielfältig sind ihre Höhepunkte, Tiefschläge, Wendungen und Brüche in ihrem bisherigen Leben gewesen.
Im Rampenlicht
"Der wahre künstlerische Mensch ist vor allem Ausdruck lebendigen Lebens, und wenn einer dies nicht vermittelt, ist er bestenfalls Kunst-Macher, Trendsetter oder 'Promi',
meint Erika Pluhar, die Zeit ihres Lebens im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht:
"Ich war - und bin es vielleicht immer noch - eine Person öffentlichen Interesses und habe gleichzeitig das Öffentlichsein ständig unter meine eigene kritische Lupe genommen. Ich habe immer wieder unter der Balance zwischen Veröffentlichung und persönlichem Geheimnis gelitten, weil es dabei immer wieder zu Abstürzen kam, die zu verhindern mir nicht gelang."
40 Jahre Wiener Burg
Seit ihrem 20. Lebensjahr bis zum Jahr 1999 war Erika Pluhar ständiges Mitglied des Wiener Burgtheaters. Schon früh wurde sie durch Film und Fernsehen im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. In ihrer ersten Ehe war sie mit dem Industrie-Designer Udo Proksch verheiratet. Pluhar begann eine Laufbahn als Interpretin berühmter Liedermacher. Nach ihrer Ehe mit André Heller ging sie allmählich dazu über, die Texte ihrer Lieder selbst zu schreiben. Dies ging Hand in Hand mit ihrer sich immer intensiver entwickelnden belletristischen schreibenden Arbeit, die zu mehreren Veröffentlichungen führte.
Bücher der Erinnerungen
Nach dem Tod ihrer Freundin Marisa Mell, deren Sterben in einem Wiener Krankenhaus sie zum Teil begleitet und miterlebt hatte, entstand "Marisa. Rückblenden auf eine Freundschaft". 1997 erschien "Am Ende des Gartens. Erinnerungen an eine Jugend", ein Buch, das von Krieg und Nachkriegszeit, ihrer Kindheit, Mädchenzeit und jungem Frausein erzählt - symptomatisch für viele Frauen ihrer Generation.
Der Leser entscheidet
Danach wandte sie sich weg von den autobiografischen Bezügen in die reine Erfindung und Fiktion. Pluhars Roman "Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?" - erschienen bei Hoffmann und Campe - wurde für den Verlag das bisher erfolgreichste Buch der Autorin:
"Am wohlsten wurde mir letztlich, wenn ich mit Büchern in die Öffentlichkeit ging, sie 'herausgab', und dem einzelnen Leser überließ, wie er sie annehmen will," sagt sie. Und das Schreiben und Vortragen von Texten und eigenen Liedern ist bis dato Erika Pluhar's Passion geblieben.